Kolumne: Von AAA bis Indie

Wie uns Games in ihren Bann ziehen

Artikel Beat Küttel

Blockbuster vs. Indie. Die Kluft zwischen den verschiedenen Enden des Spiele-Spektrums scheint in den vergangenen Jahren immer weiter aufzugehen und neben einigen Spielen mit Budgets wie Hollywood-Filme schaffen es auch immer häufiger Low-Budget-Produktionen, sich einen Platz im Rampenlicht und sogar auf Game-of-the-Year-Listen zu sichern. Dabei gibt es oft gewaltige Unterschiede in der Art und Weise, wie diese Spiele uns Zocker umgarnen, um den Finger wickeln und in ihren Bann ziehen. Wir wollen in der heutigen GameS.CHau einen Blick werfen auf die verschiedenen Arten, wie Spiele versuchen, das Beste aus ihren Mitteln zu machen, ganz egal ob das Budget bei 50’000 Dollar oder dem 5’000-fachen davon liegt.

250 Millionen Dollar. Mehr als diese Summe soll die Entwicklung, Herstellung und das Marketing des Mega-Blockbusters "Grand Theft Auto V" gekostet haben. Ein schier unvorstellbarer Betrag, der eigentlich nur noch von den sensationellen Verkaufs- und Umsatzzahlen getoppt wird. Weit über 30 Millionen Mal hat sich das Spiel aus dem Hause Rockstar Games inzwischen verkauft und ist dabei, die 2-Milliarden-Marke in Sachen Umsatz hinter sich zu lassen. Doch was macht den Erfolg und die Faszination von aufwändig produzierten Millionen-Sellern wie "Call of Duty", "Assassin’s Creed" oder eben der "GTA"-Reihe aus, und was unterscheidet sie von Spielen mit kleinerem Budget?

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Kategorie 1: der AAA-Blockbuster

Mit dieser Kategorie von Games ist wohl zwangsläufig jeder, der sich etwas ernsthafter mit Konsolen- oder PC-Games beschäftigt, schon in Kontakt gekommen. Es geht dabei um die Spiele, welche oft nicht nur Millionen Exemplare verkaufen, sondern deren Entwicklung und auch Werbekampagnen jeweils Unsummen verschlingen. Hier wird oft wenig Wert auf eine subtile Message oder neuartige Gameplay-Mechaniken gelegt. Stattdessen kriegt man für sein Geld ein Spiel geboten, welches mit bombastischen Effekten, einer oft mit viel Pomp vorgetragenen Geschichte und meist über Jahre ausgefeiltem und bekanntem Gameplay aufzuwarten weiss. Denn das Millionen-Budget solcher Produktionen bedeutet oft auch, dass der Publisher meist auf etablierte Genres und IPs (IP = intellectual property, also eine bestimmte "Marke", deren Recht er besitzt) setzt, um ein möglichst kleines finanzielles Risiko einzugehen. Denn wenn etwas vor einem Jahr bei den Kunden gut angekommen ist, wird ein Jahr später das Interesse kaum auf null gesunken sein. Doch ab und zu trauen sich auch die grossen Publisher, ein neues Pferd mit einem Millionen-Budget ins Rennen zu schicken, natürlich in der Hoffnung, damit den nächsten grossen Hit zu landen. Oft geschieht dies zu Beginn einer neuen Konsolengeneration. Ein gutes und auch gelungenes Beispiel dafür ist die "Assassin's Creed"-Reihe, welche zu Beginn der PS3/Xbox-360-Ära ihr erstes Spiel hervorbrachte. Obwohl im Nachhinein (und angesichts des genialen Nachfolgers) viele das oft eintönige und noch nicht voll ausgereifte Gameplay kritisierten, konnte "Assassin's Creed" Millionen-Verkäufe vorweisen und liess dank der damaligen Next-Gen-Präsentation die Kinnladen der Zocker gleich reihenweise herunterklappen. Doch nicht jedes Mal zahlen sich solche Projekte auch aus, und so sind wir inzwischen schon beim x-ten "Assassin's Creed" oder "Call of Duty"-Ableger angelangt, da diese ganz einfach sichere Einnahmen bedeuten. Oftmals ebenfalls bezeichnend für Blockbuster-Titel sind süchtigmachende Mehrspieler-Modi sowie Werbekampagnen, die auch nicht allzu eingefleischten Zockern klarmachen sollen, dass sie das neuste "GTA" oder "Call of Duty" brauchen, da der bisherige Ableger jetzt out sei und man die neuen Features, Modi oder Maps unbedingt gesehen und vor allem erlebt haben muss. Doch auch wenn viele diese oft ewig gleichen Aufgüsse bekannter Gameplay-Mechaniken verteufeln, und gerne sehen würden, wie Ubisoft, EA oder Activision mit ihren AAA-Titeln mal so richtig floppen, so gilt es doch zu bedenken, dass dadurch oft auch die Finanzierung kleinerer Projekt gesichert wird. So ist Ubisoft mit dem aussergewöhnlichen "Child of Light" am Start und Activision hätte ohne die "Call of Duty"-Milliarden wohl nicht unbedingt die finanziellen Mittel gehabt, um das inzwischen ebenfalls sehr erfolgreiche und anfänglich mit finanziellen Risiken verbundene "Skylanders"-Experiment anzugehen. Ob man diese Kategorie von Spielen also mag oder nicht, ganz verteufeln sollte man sie also nicht.

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