Brütal Legend

Metal-Traum oder schweres Disaster?

Test Guest getestet auf Beachlife: Virtual Resort

Der Titel gehört zu den meist erwarteten Spielen dieses Jahres, schliesslich steckt keine Geringerer als Entwicklerlegende Tim Schafer hinter dem Projekt. Ob er mit "Brütal Legend" an Hits wie "Monkey Island" oder "Day of the Tentacle" anknüpfen kann erfahrt ihr hier.

Der von Schauspieler Jack Black gesprochene Roadie Eddie Riggs hat es nicht einfach. Es kommt ihm vor als ginge der Rock, so wie er sein sollte, langsam zu Grunde, und auch die Band, für die Eddie gerade arbeitet hält sich nicht an gängige Konventionen. Ihr Mischung aus Rap, Pop und ein paar Gitarrenriffs ist so gar nicht Eddie’s Sache, im Gegenzug kann die Band nicht viel mit den Bühnenbauten mit klassischen Rockmotiven anfangen. Als Eddie bei einem Konzert durch die Dummheit der Band von einem herabfallenden Kulissenteil erschlagen wird, geschieht jedoch etwas, womit niemand gerechnet hätte. Von Eddie’s Blut getränkt, erwacht sein Feuerbestien-Amulett zu Leben und bringt ihn in das heilige des Rock. Wie sich später herausstellt handelt es sich bei der Feuerbestie um die mächtige Gottheit Ormagödon und Eddie ist offenbar der Auserwählte, der das Land aus den Fängen des bösen Lionwhyte befreien soll. Was Eddie noch nicht weiss ist, dass hinter dem Ganzen noch ein viel grösserer Übeltäter steckt. Doch so schliesst er sich der Gruppe rund um den melodramatischen Anführer Lars an und hilft ihm eine Armee gegen Lionwhyte aufzustellen. Doch bevor die Revolution beginnen kann bekommt man erst Mal die grundlegenden Spielelemente beigebracht.

Musik bedeutet Macht

Als Eddie in einer gigantischen Tempelanlage erwacht sieht er sich auch schon mit den ersten Gegnern konfrontiert. Die Dämonenbrut scheint nicht sehr angetan von unserer Ankunft und beginnen so gleich zu attackieren. Also schnell die Axt gegriffen, die im Boden steckt und den Skelettbrüdern einen neuen Scheitel gezogen. Unser Kampfgetümmel ruft jedoch mehr der Mantelträger auf den Plan, also schnappen wir uns die herumliegende E-Gitarre und spielen auf ihr. Als Effekt sind nicht nur nette Töne zu hören, sondern die nahestehende Gegner werden von Blitzen getroffen. Hält man die X-Taste gedrückt, dann kann man die Gegner regelrecht in Flammen auf gehen lassen. Davon unbeeindruckt  eilen immer mehr Dämonen auf uns zu, weshalb wir eine mächtige Stampfattacke auffahren, die nicht nur die anrückenden Gegner von den Socken haut, sondern die halbe Tempelanlage zum Einsturz bringt. Neben einer Block-Funktion, einer Möglichkeit Gegner anzuvisieren und mächtigen Gitarrenriffs, wäre das eigentlich schon alles, was es zum Kampfsystem zu sagen. Durch die Gitarrenriffs, die man sich wie magische Sprüche in RPGs vorstellen muss, kann Eddie neben Spezialattacken und -aktionen auch einen heissen Ofen herbeizaubern, mit dem die weitläufige Welt schneller bereisen kann. Dafür muss man einfach in einer kurzen Quicktime-Sequenz die vorgegebene Tastenfolge drücken.  Das Handling des Gefährts ist dabei sehr, sehr arcadig ausgefallen, so dass man selbst mit verbundenen Augen und einer Hand auf dem Rücken immer die volle Kontrolle hat. Der fahrbare Untersatz lässt sich im späteren Spielverlauf noch aufrüsten, und so darf man z.B. ein MG montieren oder gleich die ganze Karre pimpen. Rapper Xzibit hätte seine wahre Freude daran.

Open World geht anders

Auch wenn einem "Brütal Legend" vorgaukelt ein Open-World-Abenteuer zu sein, so entpuppt sich der Spielverlauf doch als überraschend linear. Zwar überlässt euch das Spiel die Entscheidung, ob und wann ihr gewissen Missionen angeht, aber in der Regel wird der Weg um Weiterzukommen vom Spiel immer vorgegeben, gross auf Entdeckungstour braucht man da nicht zu gehen. Das ist eigentlich Schade, denn die Welt, die wie der wahr gewordenen Traum eines jeden Heavy-Metal-Fans daherkommt, schreit geradezu danach bereist zu werden. Da tummeln sich allerlei kuriose Gestalten, mal gross mal klein, und insgesamt wirkt alles wie aus einem Guss. Tim Schafer meinte zum Art Design im Spiel, dass man sich an klassischen Covern alter Rock- und Metal-Alben orientiert hat, und das ein oder andere Sujet hat man ähnlich auch sicher schon gesehen. 

Einmal mit allem bitte

Offenbar waren die Macher derart kreativ, dass so viel Elemente wie möglich ihren Weg ins Spiel finden sollten. Unter anderem spielt sich "Brütal Legend" dann so, wie man es z.B. aus der "Ratchet & Clank"- oder "Jak & Daxter"-Serie kennt. Man bereist also eine abgefahrene Welt, spricht mit allerlei Typen und erledigt einen Auftrag nach dem anderen. Im Vergleich zu den genannten Kollegen kann der gute Eddie aber nicht springen. Ein Umstand, der zumindest mir sehr zu schaffen machte. Dann kommen wiederum die Massenschlachten ins Spiel, die wieder ein völlig anderes Spielgefühl vermitteln. Im Stil von Echtzeitstrategiespielen hetzt man hier seine Einheiten, darunter Heabanger, oder schusswütige Blondinen, innerhalb eines eingeschränkten Gebiets auf die anrückende Gegnerscharen. Das Ganze wurde noch mit ein wenig Basenbau und deren Verteidigung gewürzt. Im Endeffekt geht es aber nur darum alles kurz und klein zu holzen und vielleicht mal einen Obermotz in Schach zu halten. Während man zu Beginn vielleicht gerade mal eine Hand voll Einheiten befehligt, wird in späteren Kämpfen ein kleine Armee daraus.
Trotzdem: ingesamt wirkt der Strategieteil aufgesetzt und macht auch nicht wirklich Spass. Im Multiplayer mag das ja noch Sinn machen, aber hier hätte ich mir dann doch lieber ein bisschen Plattforming gewünscht, aber wie schon erwähnt kann Eddie ja leider nicht hüpfen.

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