Dead Rising 2

Rule #2 - Double Tap

Test Guest getestet auf PlayStation 3

Wer den erst letztes Jahr erschienenen und doch schon zum Kultstreifen avancierte Film “Zombieland” gesehen hat, weiss – Den Untoten kann man auf kreativste Arten und Weisen den Garaus machen. Wer den ersten Teil von „Dead Rising“ schon gespielt hat, weiss das schon länger. Ziemlich genau vier Jahre nach dem Prequel erscheint nun „Dead Rising 2“. Was hat sich in dieser Zeit geändert?

„Dead Rising“ war seiner Zeit ein höchst umstrittener Titel. In Deutschland erschien die äusserst martialische Gewaltorgie nie offiziell und wurde ein Jahr nach seiner Veröffentlichung sogar beschlagnahmt. Ähnlich kontroverse Reaktionen hatte zum Beispiel auch der Titel „Manhunt“ hervorgerufen. Mit dem Unterschied zur klar diskutablen Menschenjagd, war „Dead Rising“ nie besonders ernst, sondern als Hommage an die guten alten Filme von Zombie-Guru George A. Romero gedacht. Trotzdem erscheint der neuste Teil der Serie nicht in Deutschland. In der Schweiz kommen wir aber glücklicherweise trotzdem in den Genuss der spassigen Zombiehatz.

Moment, das kenn’ ich doch?

Die grosse Infektion liegt nun schon einige Zeit zurück, die Zombies wurden grösstenteils zurückgedrängt, eingepfercht, stellen aber dennoch noch eine Bedrohung für die Menschheit dar. Viele Leute haben ihre Nächsten verloren und fordern nun so etwas wie Rache, was sie in Form der barbarischen TV-Show „Terror is Reality“ erfahren. Die Show findet in Fortune City statt, der neuen Spielhölle, nachdem Las Vegas komplett an die lebenden Toten verloren wurde.
In „Terror is Reality“ treten Kontrahenten gegeneinander an und müssen dabei möglichst viele Untoten definitiv zur Ruhe betten. Das funktioniert per Motorrad mit seitlich montierten Kettensägen. Ihr schlüpft in die Rolle von Chuck Greene, ehemaliger Motocross-Profi und Teilnehmer dieser Show. Er ist ein gebrochener Mann, der seine Frau verloren hat und seine glorreichen Tage hinter sich hat. Nach der Show will er seine Tochter Katey abholen. Er fährt mit dem Lift in den oberen Stock, wo es eine schwere Erschütterung gibt und Chuck darauf ohnmächtig wird. Nachdem er wieder aufwacht ist die Arena voll von Zombies. Knapp schafft er es noch zu seiner Tochter und begibt sich ins Safe House in der Nähe.
Und ab da erinnert „Dead Rising 2“ extrem an den ersten Teil. Das Design des Safe Houses und der Ausstieg durch die Belüftungsschächte erinnern frappant an die Erlebnisse, die man mit dem Fotografen Frank gemacht hatte.
Es geht im Folgenden darum, wie schon in Teil eins, die Ursachen für den Ausbruch der Seuche zu ergründen. Und ihr müsst eure Unschuld beweisen, denn jemand will Chuck aufs Kreuz legen. Zudem gilt es auch, eure Tochter zu retten, die damals in Las Vegas von einem Zombie gebissen wurde und nur dank Medikamenten gesund bleibt. Und diese Medikamente sind rar… 72 (Ingame-)Stunden alptraumhafte Stunden stehen euch bevor.
Ihr schnappt euch also Hämmer, Legomännchen, Akkuschrauber, einen Wischmob oder sonstige als Waffen zu missbrauchende Gegenstände und tötet Zombies. Viele Zombies.
Capcom hält dabei am alten Konzept fest und hat keine grossartigen Neuerungen eingebaut. Zwar hat man nun die Möglichkeit durch gefundene Combo-Cards an einer Werkbank neue Waffen zusammenzuschustern (Nägel + Baselballschläger = Autsch), bei deren Einsatz ihr mehr Punkte als sonst bekommt, aber wirklich neue Inputs gibt es kaum.
Das alte, schon damals kritisierte Speichersystem via Toiletten kommt wieder zum Einsatz und dürfte einmal mehr für viele Frustmomente sorgen, denn die Speicherplätze sind zwar häufiger geworden, ein Speicherparadies darf man aber immer noch nicht erwarten.
„Dead Rising 2“ ist „Dead Rising“ mit neuem Schauplatz, einer Prise neuen Möglichkeiten, neuen Waffen und kleineren Feintunings. Das ist aber nicht schlimm.

WHAHAHAHA!

Genau diesen Faktor hat „Dead Rising 2“ von seinem Vorgänger übernommen. Der absolut schräge und schwarze Humor, der garantiert nicht jedermanns Sache ist, funktioniert abermals nach dem gleichen Schema: psychopathische, extrem wieder erkennbare Charaktere, lustige Dialoge und unverwechselbar zynisches Design der hier parodierten, amerikanischen Konsumkultur machen das Spiel auch inhaltlich interessant. Dass das Ermorden von Zombies eine kreative Tätigkeit ist, bleibt auch hier bestehen, denn ihr attackiert die Verfaulten mit allen möglichen und unmöglichen Waffen von Zeitungen über komplettes Mobiliar bis hin zu Esswaren, Pflanzen, Keramik und Pistolen ist restlos alles verwendbar. Es gibt kaum einen Gegenstand, der nicht zum Zombieabwehrgerät umfunktioniert werden könnte. Und das macht auch einen grossen Teil des Entdeckerdrangs aus: Was finde ich dort wohl für Waffen? Kommt NOCH etwas Kränkeres, womit ich dem Zombie vielleicht zwei Beine auf einmal abhacken kann? Das sind die primären Motivationsfragen, die einen durch das Spiel begleiten, zumindest wenn man eine etwas blutrünstige Zombiejägerader hat.
Zwar haben die psychopathischen Bosse etwas von ihrem Charme verloren, es sind aber immer noch mehr als genug da, um euch die Hölle heiss zu machen.

Es ruckelt…

Uns liegt momentan nur die PS3-Version der Zombiehatz vor. Und auf Sonys Konsole hat „Dead Rising 2“ einige Framerateprobleme. Das Design von Forunte City ist, nach dem Vorbild Las Vegas, erwartungsgemässe quietschbunt und schrill ausgefallen. Diese vielen aufwändigen Gebäude, Lichter und hunderte von Zombies machen der PS3 definitiv zu schaffen, so dass die Framerate immer wieder in die Knie sinkt und auch sonst auf konstant tiefem Niveau liegt, was den Spielspass besonders in den ersten Minuten doch etwas trübt. Hat man sich aber einmal daran gewöhnt, kann man damit leben.
Grafisch hat sich im Gegensatz zum 06er-Titel auch nicht allzu viel verändert. Die Zombievielfalt ist grösser geworden, die einzelnen Modelle sind detaillierter geworden, aber im Grossen und Ganzen handelt es sich um eine ähnliche grafische Leistung wie von vor vier Jahren. Der Titel hat aber schon damals eine ganz eigene Stilistik gehabt, weshalb die Optik nicht unbedingt hinter der Zeit liegt, sondern einfach als eigenwillig bezeichnet werden darf.

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