"Never change a winning team!", heisst es doch so schön. Doch bei Capcom sieht man dies offenbar anders. Anstatt auf dem sehr guten Vorgänger aufzubauen, hat man in "Lost Planet 2" das Setting einer radikalen Veränderungen unterzogen. Anstelle von Eiswüste gibt es jetzt Dschungellandschaft, und anstelle von Einzelspielererfahrung, kommen jetzt nur noch Coop-Freunde auf ihre Kosten. Aber lest selbst…
Auch wenn es die Konsolengeneration heute locker zulässt und auch ausgiebig unterstützt, so ziehe ich die Einzelspieler- der Mehrspieler-Erfahrung doch häufig noch vor. Deshalb habe ich mich auch wie ein kleines Kind auf "Lost Planet 2" gefreut, immerhin war der Erstling Einzelspielerunterhaltung vom Allerfeinsten. Doch schon im Menü werde ich stutzig, denn das Spiel will unbedingt online gehen und den Coop-Modus starten. Gut versteckt findet sich irgendwo im Menü der Punkt "Verbindungsart > offline". Aha, das war es also, und schon darf ich solo in der Kampagne loslegen. Na ja nicht ganz solo, denn man ist immer zu viert unterwegs, die Kollegen werden dann einfach mehr schlecht als recht vom Computer gesteuert. Aber dazu später mehr…
Erst Eis jetzt heiss
Wir erinnern uns: Der Planet E.D.N. III aus dem ersten Teil war eine einzige Eiswüste, die von den so genannten Akriden bevölkert wurde. Die teils haushohen Viecher machten sich Thermalenergie zu Nutze, die auch die Basis für die Technologie der ortsansässigen Siedler und Piraten war. Nun, zehn Jahre später, ist alles anders. Anstelle von Eis warten üppige Dschungellandschaften und staubtrockene Wüsten darauf erkundet zu werden. Was also ist passiert? So genau weiss man es nicht, aber ähnlich wie bei uns auf der Erde hat sich auch der weit entfernte Planet erwärmt und verändert. Was geblieben ist sind die lästigen Piraten, die einfach keine Ruhe geben und auf E.D.N. III eine Herrschaft des Terrors lancieren. Als Mitglied einer Spezialeinheit werden wir also dorthin geschickt, um mal nach dem Rechten zu sehen. Natürlich bleibt unsere Ankunft nicht lange unbeobachtet, und noch ehe wir es uns versehen sind wir in Kämpfe mit den Piraten und der einheimischen Tierwelt verwickelt.
Vier sind drei zu viel
Wie gesagt ist man stets in einem Vierer-Team unterwegs und man hat sogar an einen virtuellen Gamer Tag für die KI-Kumpanen gedacht. Das war es aber dann auch schon, was die Kollegen mit einem menschlichen Mitspieler gemeinsam haben, denn wenn es hart auf hart kommt, dann bleibt die Arbeit an euch hängen. Da die Levels, Aufgaben und vor allem Bossgegnerkämpfe voll auf Teamwork ausgelegt sind, kommt es von Anfang an zu Gameplay-technischem Missständen. Wenn z.B. eine Stellung gegen Angreifer verteidigt werden soll, die aus allen vier Himmelsrichtungen auf euch einstürmen, eure Jungs aber ständig nur in eurer Nähe rumhopsen, dann wird das Spiel unnötig schwer. Oder wenn es einen der gewaltigen Akriden zu erledigen gilt, während die anderen das Biest eigentlich ablenken sollten, dann stösst die KI schnell an ihre Grenzen. Stellen die Aufgaben mit weiteren Mitspielern eigentlich kein Problem darstellen dar, so werden sie alleine oft zur Geduldsprobe, und der Spielspass geht prompt in den Keller.
Sehr bedauerlich
Dabei macht der Titel doch so vieles richtig und bietet eigentlich alle Zutaten, die schon den ersten Teil so genial gemacht haben. Die Optik ist durchaus schick, die Explosionseffekt machen immer noch was her, und der Enterhaken offenbar zusätzliche taktische Möglichkeiten. Dazu gesellen sich wieder allerlei Ballermänner und natürlich die mächtigen Vital Suits. Die Mech ähnlichen Kampfroboteranzüge verfügen nach wie vor über viel Feuerkraft, und wenn das Teil einmal abliegt, darf man die Wummen immer noch abmontieren und weiter für Zunder sorgen. Flinke Spieler können ihren VS auch reparieren, bevor er sich in einer gewaltigen Explosion in seine Einzelteile auflöst. Zudem dürfen sich die Mitspieler an die Aussenseite hängen und ersparen sich so mühsame Fussmärsche. Die Soundeffekte sind ebenfalls wieder druckvoll und satt abgemischt und bringen eure Boxen gewaltig in Schwingung.