Prince of Persia - Die vergessene Zeit

Für Fingerakrobaten

Erster Eindruck Guest

"Back to roots" heisst es im neusten "Prince of Persia"-Teil, der von Casual Gameplay und zuckerbuntem Cel-Shading-Look nichts mehr wissen will. Das neue Abenteuer besinnt sich auf seine Wurzeln und so spielt sich der Teil wie die alten Spiele der "Sands of Time"-Reihe. Doch ist dies genug, um in alte Spielspass-Sphären vorzudringen?

Da will der gute Prinz einfach mal wieder seinen Bruder besuchen, doch als er ankommt muss er feststellen, dass er nicht der einzige ist, der an die königliche Tür klopf. Das Schloss seines Bruders wird gerade von einer Armee von Angreifern überrannt, also wirft er schnell seine Urlaubspläne über den Haufen und stürzt sich ins Kampfgetümmel. Das ist der Punkt in der man selbst in Aktion treten darf.

Steuerung vom Feinsten

In den ersten Spielminuten wird man mit der Steuerung vertraut gemacht, die "PoP"-Veteranen sofort verinnerlichen werden. Hüpfen, Klettern, an der Wand entlang laufen, alles wirkt vertraut und sehr intuitiv. Auch beim Kampfsystem gibt es keine bösen Überraschungen zu vermelden: Ein Button für Angriffe, einer fürs Zutreten, dann noch jeweils einer fürs Ausweichen und Sprünge und fertig ist der Cocktail, mit dem man dem Prinzen Kombos und Spezialangriffe entlockt. Die Steuerung ist sehr exakt und lässt keinen Zweifel daran wer Schuld ist, wenn mal eine Aktion in die Hosen geht: nämlich ihr. Auch in anspruchsvollen Sprungpassagen hat man so stets die volle Kontrolle, und davon gibt es in "PoP" ja bekanntlich reichlich. Während man zu Beginn lediglich kleine Plattform-Übungen absolvieren muss, zieht der Schwierigkeitsgrad mit jedem neu betretenen Raum kontinuierlich an. So muss man irgendwann nach einem Wandlauf zum richtigen Zeitpunkt abspringen, sich an Säulen festhalten und von dort weiter an Schalter hüpfen, die irgendwo eine Tür öffnet unter der man schnellstmöglich noch durchschlüpfen muss, bevor sie sich wieder schliesst. Serienkenner werden sich sofort heimisch fühlen, auch wenn sie zwischen schwingenden Säbeln und allerlei sonstigen im Schloss verteilten Fallen hindurch huschen.

Massenauflauf

Als die Angreifer das Schloss zu überrennen drohen, sieht der Bruder des Prinzen nur noch einen Ausweg, nämlich die Armee Salomons zu erwecken. Ein böser Fehler wie sich herausstellt, den eigentlich sollte die Armee den König töten und genau dasselbe hat sie nun mit uns vor. Aus Sand entstehen ganze Hundertschaften dämonischer Kreaturen, und Sand gibt es in der Wüste ja bekanntlich viel. So kommt es, dass ihr euch von anfänglich einer Handvoll Gegnern plötzlich mit einem ganzen Dutzend Angreifer gleichzeitig herumschlagen müsst. Zum Glück hält sich deren Intelligenz in Grenzen und so hilft es in der Regel wild drauflos zu säbeln. Lädt man seinen Schlag vorher auf, kann man auch mal fünf Gegner auf einmal in die Jagdgründe schicken. Immer in Bewegung bleiben heisst die Devise, und dafür sorgen, dass man nicht eingekesselt wird. Manche Gegner wollen auch erst einmal angestupst werden, bevor man sie attackieren kann, aber auch die stellen kein grosses Problem dar.

Ich nehme mir Zeit

Nach ca. einer halben Spielstunde erhalten wir dann von einer Gönnerin die Fähigkeit die Zeit zu beeinflussen, sprich wenn mal ein Sprung in die Hose geht darf man auf Knopfdruck zurückspulen. Ab dann darf man auch verdiente Erfahrungspunkte in neue Fähigkeiten investieren und so zusätzliche Rückspul-Slots, oder auch Magiefähigkeiten freischalten. Mit Wirbelwindattacken und Feuer lassen sich grosse Gegnergruppen um einiges besser handeln, aber auch ein grösserer Energiebalken kann von Vorteil sein. Zwar ist das "Try & Error"-Prinzip nicht mehr ganz so dominierend wie in früheren Teilen, und die Checkpoints sind in der Regel fair gesetzt, dennoch werdet ihr die Rückspulfunktion häufig zum Einsatz bringen, weil sich die Entwickler die ein oder andere Gemeinheit ausgedacht haben.

Kein Jake Gyllenhaal

Auch wenn das Spiel gleichzeitig mit dem Kinofilm lanciert wurde, so handelt es sich nicht um ein Umsetzung zum Filmspektakel. Bis auf das Outfit hat der Prinz im Spiel mit der Kinoversion nichts gemeinsam, sprich ihr werdet nicht mit einem digitalen Jake Gyllenhaal auf Abenteuertour gehen. Insgesamt ist die Optik von "PoP - Die vergessene Zeit" ansprechend aber bei weitem nicht berauschend. Der Look wirkt wie ein Mischung aus auf real getrimmter Grafik und Comiclook, was mir persönlich nicht ganz so gut gefallen hat. Irgendwie sah das Spiel schon vor Jahren so aus, ein wenig mehr Fotorealismus, wie in der gerenderten Introsequenz, hätte ich mir auch im Spiel selbst gewünscht. Seltsam finde ich auch, dass kaum einer der Protagonisten persisch aussieht, sondern eher alle wie Europäer in orientalischem Outfit. Na ja, ist im Film ja auch so… Was ich mir auch gewünscht hätte, wäre eine ordentliche deutsche Synchronisation, vor allem für den Prinzen selbst, der irgendwie komisch klingt und auch nicht immer sinnvolles Zeug von sich gibt. Dafür stimmt die Sounduntermalung und die kinoreife Inszenierung hat mir gut gefallen. Fans der Serie werde sich wohl auch kaum daran stören, dass man in Punkto Gegner- und Leveldesign nicht zu viel Abwechslung erwarten darf. Jedenfalls wird am Pad im späteren Spielverlauf einiges an Fingerakrobatik vom Spieler abverlangt.

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