FIFA World Cup 2010, South Africa

Da lacht das Fussballerherz

Erster Eindruck Roger

Am 21. Juni 2010 wird die Nation wieder Kopf stehen: Von Konfettiregen und Feuerwerk flankiert, werden Topstürmer Alexander Frei und Mittelfeldregisseur Tranquillo Barnetto sich heisse Kopfballduelle mit Spanien liefern und den Schweizer Fanblock in einen Rausch spielen. Doch warum noch so lange warten, wenn Electronic Arts bereits am 29. April 2010 das offizielle Spiel zur WM mit dem etwas kruden Titel "FIFA Fussball Weltmeisterschaft 2010 Südafrika" auf den Markt bringt. GAMES.CH konnte die Finger nicht mehr stillhalten, ist nach München gedüst und hat sich im edlen Dorint-Sofitel-Hotel harte Matches beim offiziellen FIFA WM 2010-Journalistencup geliefert.

Schöner, flüssiger, runder
So ein Turnier gegen echte "FIFA"-Experten bildet die perfekte Plattform, um auch die kleinste Neuerung ans Tageslicht zu führen. Direkt zu Beginn fällt das schicke Menüdesign auf: Dunkle und helle Ockertöne wechseln sich ab und WM-Maskottchen Zakumi winkt freundlich. Starten wir nun ein schnelles Spiel, wartet statt einem schmucklosen Scroll-Menü eine schicke 3D-Karte um seine Lieblingsmannschaft auszuwählen. Der neue Globus ist allerdings nicht nur ein optisches Schmankerl, sondern macht einfach Sinn: Bei 199 Mannschaften würde man sich ja einen Wolf scrollen um endlich die Schweiz zu finden. Ebenfalls nett: Zu jedem Land werden Hintergrundinformationen eingeblendet, also ein kurzer Abriss über die Einwohnerzahl, Hauptstadt sowie sportliche Erfolge. Doch wir brennen auf neue Gameplay-Funktionen und stürmen direkt mal mit der Schweiz gegen Spanien auf den Platz. Hey, das fühlt sich ja viel schneller an – egal ob Flügelwechsel, Pässe in die Spitze oder Konterangriffe – all das geht blitzschnell über die Bühne. Hat EA hier heimlich die Geschwindigkeit hochgedreht? Wir fragen bei Producer Simon Humber nach: „Nein, die Ballgeschwindigkeit, das Laufen, Passen, Sprints – alle Einstellungen entsprechend den jeweiligen Mannschaftsstärken und damit "FIFA 10". Wir haben nichts hochgeschraubt, sondern die Spielzüge flüssiger gestaltet.“ Und tatsächlich: Das ist keine hohle Marketingphrase, sondern fühlt sich wirklich so an. Der quirlige Leverkusener Barnetto nimmt eine Flanke mit der Brust an, lässt die Pille blitzschnell abtropfen und in den Lauf fallen – so nimmt er die Kugel fast mit maximaler Geschwindigkeit mit und kann entsprechend schneller abziehen. "FIFA 10"-Veteranen entdecken an allen Ecken und Enden kleinere Verbesserungen: Ob es Schiedsrichter sind, die jetzt eher mal Vorteil laufen lassen, statt gleich zur Pfeife zu greifen. Oder Torhüter, die endlich verstanden haben, dass es nichts bringt blind aus dem Kasten zu rennen und dem Gegner so die Möglichkeit zum Lupfer zu gewähren. Die fiesen Heber gingen in "FIFA 10" fast immer rein, hier hat Entwickler EA Vancouver nachgebessert und die Sinne der Keeper geschärft. Generell können sie die Spiellage besser einschätzen und erkennen drohende Gefahr. Bei einem Lupfer hechtet Diego Benaglio wie ein Gepard nach hinten und fischt das Leder gerade noch so von der Linie. Hoffen wir mal, dass er bei der WM nicht wieder verletzt ist! Weitere Detailverbesserungen finden sich bei den Freistössen: Während sich die Schussleiste auflädt, ist es deutlich leichter der Kugel Effet zu verleihen. Um einen Rückwärtsdrall zu erreichen, muss man den linken Analogstick nach unten drücken, so lassen sich auch Schlenzer nach rechts, links oder vorne bewältigen. Ein echtes Highlight ist die massiv überarbeitete Grafikengine: Vor allem Lichtreflexionen und Schattenwurf wirken deutlich realistischer. Interessant in diesem Zusammenhang: Ihr solltet in der finalen Version definitiv mal mit Südafrika oder einem anderen afrikanischen Land spielen. Den farbigen Spielern läuft herrlich animiert der Schweiss über die Stirn – das sieht fast schon so gut wie in EAs Boxsimulation "Fight Night Round 4" aus. Ärgerlich nur, dass die Schweizperlen nicht auch auf den Gesichtern der weissgesichtigen Schweizer zu erkennen sind. Am Spielfeldrand wartet noch ein recht kurioses, aber durchaus nützliche Funktion. "Wir nennen sie, dass Daddy-Feature", erklärt Simon Humber. Im Grunde handelt es sich dabei um eine Steuerungsvariante, bei dem lediglich Analogstick und zwei Buttons zum Einsatz kommen. Für Familien, die mit dem Sohnemann ein Match nachspielen wollen, durchaus eine Bereicherung.

 

Werde Kapitän. Werde Online Weltmeister
Viele Gamer befürchten, dass hier könnte nur ein lauer Abklatsch von "FIFA 10" werden. Dem ist allerdings nicht so: Electronic Arts hat nicht nur alle Fehler des Vorgängers ins Abseits geschoben und das ohnehin brillante Spielprinzip in Nuancen verfeinert, sondern sich auch eine Menge neuer, durchdachter Modi überlegt. So kann jeder Fussballenthusiast unsere Nati von der Qualifikation bis ins Finale der Weltmeisterschaft führen. Es ist sogar möglich, an Hand einer Zeitleiste einfach nur ein bestimmtes Spiel rauszupicken und beispielsweise die Schmach gegen Luxenburg zumindest virtuell auszubügeln. Richtig spannend dürfte auch "Captain your country" werden. In dieser abgewandelten Form des bekannnten "Be a Pro-Modus" aus "FIFA 10" schlüpfen bis zu vier Spieler online oder an einer Konsole ins Nationaltrikot einer Mannschaft und spielen auf ihren jeweiligen Lieblingspositionen.

Je nachdem wie gut oder schlecht man spielt, hagelt es Punkte. Wer die meisten Punkte hat, wird zum Kapitän ernannt, wodurch EA den Siegeswillen schärfen will. Ausprobieren konnten wir den Modus leider noch nicht, aber zumindest auf dem Papier macht er einen durchdachten Eindruck. So macht es keinen Sinn, wenn einer mal im Sturm spielt, mal Mittelfeld und dann wieder Aussenverteidiger. Vielmehr geht es wie auch schon in "Be a Pro" darum, einen individuellen Star aufzubauen, der sich auf einer bestimmten Position seinen Stammplatz sichert. Und die Modi-Liste ist noch lang nicht abgefrühstückt. Richtig spannend dürfte "Battle of the Nation" werden. Im Grunde werden alle Resultate von Spielern einer Nation in einem Online-Leaderboard festgehalten und deren Sieg-zu-Niederlage-Verhältnis in verschiedenen Farben auf den Globus projiziert. Also liebe Zocker, wollen wir Weltmeister werden? Yes, we can!

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