Mortal Kombat 9

Mörderischer, grenzwertiger Spass

Erster Eindruck Alain Jollat

"Mortal Kombat" ist eine Rückkehr zu den Wurzeln der Spielreihe. Dies ist nicht nur am Wegfall der Zahl im Titel zu erkennen. Der mittlerweile neunte Teil besinnt sich auf das, was vor fast zwanzig Jahren massgeblich mitverantwortlich für die Gründung der us-amerikanischen ESRB war: Masslose, übertrieben und überzeichnete Gewalt, knapp bekleidete Frauen und eine Kämpferschar, die ihresgleichen sucht.

Die Fanbasis war fürchterlich enttäuscht. Nach dem letzte "Mortal Kombat"-Titel mit dem Zusatz „Armaggeddon“, der auf der vorherigen Konsolengeneration den Abschluss der Saga bilden und Platz für etwas komplett Neues schaffen sollte, zeigten sich die Anhänger mit dem folgenden DC-Crossover mehr als unzufrieden. Scorpion gegen Batman? Superman gegen Sub-Zero? Bitte ja, aber nicht mit einer Altersempfehlung unter 18 Jahren!

Dies sahen nun auch die Entwickler ein und gelobten Besserung. Man wolle nach dem Experiment mit den Comic-Helden wieder ein "Mortal Kombat" abliefern, das dem Namen gerecht werde. Brutal, schmerzhaft und vor allem eines: Tödlich. Zurück zu den Wurzeln wolle man die Reihe bringen, zurück zu dem, was die Spielreihe berühmt und berüchtigt mache. Das dreidimensionale Gameplay wurde gestrichen, die verschiedenen Kampfstile fallen weg, keine Konquest-Modi mehr und die Instant-Death-Arenen liess man ebenfalls fallen. Und weil man gerade dabei war, entledigte man sich der teilweise ziemlich abstruse Story auch gleich.
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Zurück in die Vergangenheit**

Die gigantische Pyramide aus dem letzten (reinen) "Mortal Kombat"-Teil ist das erste, was wir im Storymodus sehen. Sie und der sandige Boden vor ihr sind regelrecht gepflastert mit Leichen. Wir erkennen einen teilweise gespaltenen Baraka, der von Kung Laos Hut getötet wurde, wir sehen die sterblichen Überreste von Sonya (zumindest ihren Oberkörper), über die sich Aasgeier hermachen. Jeder Blick, den uns die Kamera auf dieses Schlachtfeld gönnt, zeigt verwesende Kämpfer, mit denen der "Mortal Kombat"-Fan gross geworden ist. Plötzlich klingen Kampfgeräusche über die unwirkliche Gegend und die Kamera fährt der blutgetränkten Treppe zur Spitze der Pyramide hoch. Es sind Raiden und Shao Kahn, die sich ein letztes Duell liefern. Und für den Beschützer der Erde sieht es nicht gut aus.
Shao Kahn ist der Überlegene und teilt schmerzhafte Schläge aus, wirft den Donnergott von der einen Ecke in die andere. Raiden sieht sein Schicksal besiegelt und versucht einen letzten Angriff: Er schickt durch die Überreste seines Amuletts eine Nachricht in die Vergangenheit. Kurz bevor Shao Kahns Hammer seinen Kopf in einen undefinierbaren Brei aus Knochen, Blut und Hirnmasse verwandeln kann, findet die Mitteilung ihren Weg durch die Zeit. Sie findet den Weg zu Raiden, der zusammen mit den Erdenkriegern vor Shang Tsung steht. Jenem Mann, der im allerersten Teil von "Mortal Kombat" das Turnier eröffnet hat, das die Geschichte der Erde entscheidend mitprägen sollte.
So beginnt der Story-Modus, den wir in ähnlicher Form schon vom Crossover mit den DC-Superhelden her kennen. Die Kämpfe sind in eine Rahmengeschichte eingebettet. Der Kämpfer kann dabei vom Spieler nicht gewählt werden, er wird ihm zugeteilt und wechselt nach einigen Kämpfen wieder.

Dieser Modus ist insbesondere für Kenner der ersten drei Teile aus den Jahren 1992 bis 1995 interessant, da sich die Kämpferriege und die geänderte Storyline auf eben jene Spiele beziehen. Aber auch für die anderen bietet die Dialoge und sich entwickelnden Freund- und Feindschaften, Intrigen und Geheimnisse der Figuren gute Unterhaltung. Wobei, zuviel sollte man nicht erwarten. Für ein Prügelspiel ist die Geschichte und die Präsentation der Charaktere schon fast revolutionär, über das B-Movie-Niveau hinaus geht es allerdings nicht.

Die Szenen ausserhalb der Kämpfe wurden sogar eingedeutscht. Allerdings wären mir Untertitel mit englischer Sprachausgabe lieber gewesen. Die Stimmen passen – rein subjektiv – nur bedingt zu den Figuren, lippensynchron sind die Sprecher meist auch nicht. Alles in allem haben sie aber eine solide Arbeit geleistet.
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