Kinect Sports

Ein bisschen Schweiss muss sein

Test Alain Jollat getestet auf Xbox 360

Schon Nintendo führte uns beim Start von Wii in die Sportarena. Auf dem Ascheplatz oder im grünen Rasen wurden uns die Vorteile des bewegungssensitiven Controllers. Nun führt uns Rare, die Kultschmiede aus den Nintendo64-Zeiten, zurück auf den Sportplatz und lässt uns das Publikum in Jubeltiraden und schierer Ekstase ausbrechen. Ob sich der Jubel auch auf den Spieler überträgt oder ob das Game eine mehrbessere Tech-Demo ist, lest ihr im Test.

Den Vergleich mit dem Wii-Spiel „Wii Sports“ muss sich Microsoft gefallen lassen. Und vermutlich wurde er auch gesucht, denn anders kann ich mir den einfallslosen Namen „Kinect Sports“ nicht erklären. Aber he nu, wegen eines schlechten Namens ist bei mir noch nie ein Spiel durchgefallen. Da müssen mich schon die inneren Werte enttäuschen, damit die Wertung in den roten Bereich fällt. Daher werfen wir einen Blick hinter die kindliche und lilafarbene Fassade des Rare’schen Kinect-Erstlingswerks und erlauben uns den einen oder anderen Vergleich mit dem Launchtitel der Konkurrenz.
 

Fakten, Fakten, Fakten

Sehen wir uns zuerst einmal ganz nüchtern an, was „Kinect Sports“ und Nachwuchsathleten zu bieten hat. Sechs Sportarten sind auswählbar: Bowling, Boxen, Fussball, Leichtathletik, Ping Pong und Volleyball. Alle diese sportlichen Betätigungen können sowohl alleine gegen einen KI-Gegner (mit mehreren Schwierigkeitsstufen), als auch gegen Freunde oder via Xbox-Live-Gegner gespielt werden. Bowling sogar ohne jegliche Gegner, falls man mal eine ruhige Kugel schieben möchte. Ha, ha. Den Spruch wollte ich unbedingt in diesen Artikel reinbringen! Saukomisch, nicht? Hach… Nun aber zurück zur seichten Faktendrescherei, bevor es ins Emotionale übergeht: Nebst den Sportarten stehen auch verschiedene Minispiele als auch ein massentauglicher Partymodus zur Auswahl.

Die Leichtathletik besteht übrigens aus einer Ansammlung mehrerer Einzeldisziplinen. Diese sind Sprint, Speer- und Diskuswerfen, Weitsprung und Hürdenlauf. Wahlweise können diese einzeln oder als Fünfkampf nacheinander und mit fortlaufender Punktewertung gespielt werden.

Und wie schon beim Sporttitel für die Wii werden die Sportarten mittels an der Realität angelehnten Bewegungen gespielt: Beim Hürdenlauf wird auf der Stelle gerannt und gehüpft, beim Bowling wird die typische Schwungbewegung imitiert, beim Fussball drauflos gekickt und beim Boxen lässt man sinnigerweise die Fäuste sprechen.

Auf die Füsse, fertig, los!

Im Gegensatz zu Nintendos Sportspielen hat Kinect einen grossen Vorteil: Es erkennt nämlich die Füsse. Und so simpel die Feststellung ist, so gross ist der Effekt aufs Spiel. Muss beim Tennis von „Wii Sports“ nur im richtigen Moment die Wiimote geschwungen werden, so soll man sich beim Ping Pong von „Kinect Sports“ auch nach links und rechts bewegen, um den kleinen weissen Plastikball besser zu treffen. Gleiches gilt für den Fussball, der so auf den Konkurrenzkonsolen gar nicht erst möglich gewesen wäre. Rumrennen muss man nicht, aber die Art, wie der Kick ausgeführt wird (und mit welchem Bein) hat natürlich Einfluss.

Ein unverbesserlicher Optimist

Man hat bei „Kinect Sports“ das Gefühl, als wären unerschütterliche Optimisten am Werke gewesen. Die Erkennung der eigenen Körperbewegung wird gut ins Spiel übertragen und mitunter grosszügig zu unseren Gunsten ausgelegt. So hatte ich immer mal wieder das Gefühl, dass „Kinect Sports“ beide Augen zugedrückt hat und mich den Ball doch noch erwischen liess. Dies tut dem Spielspass jedoch keinen Abbruch, im Gegenteil.

Ebenfalls unverbesserlich optimistisch zeigt sich das Stadionpublikum. Egal wie schlecht die eigene Leistung ist, es bricht in Jubelstürme aus, wenn man beide Arme in die Luft reisst. Oder es applaudiert mit, wenn man im Takt der Musik in die Hände klatscht. Und das macht einen enormen Spass, wenn man die ganze Masse an virtuellen Zuschauern derart mobilisieren kann und sie mit ihren Bannern und überdimensionierten Schaumstofffingern um die Wette winken.

Überhaupt sind es die vielen kleinen Beiwerke, die aus diesem Spiel mehr machen als einen reinen „Wii Sports“-Abklatsch. Jede Sportart besitzt ihren eigenen Austragungsort. So wurde das Leichtathletikstadion „Flame Station“ getauft, Ping Pong spielt man im „Blade Center“. Dabei hat jede Location ihren eigenen Charme und werten das Spielerlebnis auf. Und am Ende der Runde werden Aufnahmen des Kinect-Sensors zu einem witzigen Kurzfilm zusammengestellt, der bei Bedarf mit anderen geteilt (und hochgeladen) werden darf.

Auf musikalischer Seite gibt es bei mir bedingt etwas zu meckern: Die Stadion-Sprecher glänzen zwar nicht gerade durch geistreiche Kommentare, wissen aber wenigstens, wann sie ruhig sein sollen und gehen einem nicht auf den Keks. Akustische Highlights sind jeweils die Wiederholungen, die bei besonders gelungenen Aktionen wie einem Strike im Bowling, einem Fussballtor oder einem Schmetterball im Ping Pong das Geschehene erneut aus einem anderen Blickwinkel zeigen. Diese Szenen werden jeweils mit bekannten Musikstücken unterlegt. „We are the Champions“ von Queen passt beispielsweise einfach wunderbar, wenn man im Weitsprung eine neue Bestmarke „gehüpft“ ist.

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