Scott Pilgrim Vs. The World

Die alten Zeiten kehren zurück

Test Guest getestet auf Xbox 360

Die nostalgische Rückbesinnung zu den guten alten Tagen hat sich in den letzten paar Jahren zu einer Tugend für „richtige Gamer“ entwickelt. Es gehört in der High-Society der Videospieler mittlerweile zum guten Ton, gerne mal eine „Vintage Game Night“ einzulegen und den verstaubten NES oder Megadrive aus dem Keller zu holen. Auch in der Popkultur ist dieses Phänomen immer wieder einmal anzutreffen. Zuletzt bei den Graphic Novels von Bryan Lee O’Malley: Scott Pilgrim ist ein durchschnittlicher Jugendlicher, der Comics und Videospiele mag. Und er wird zum Helden. Die Novels sind derart erfolgreich, dass ein Film dazu in den USA bereits angelaufen ist – bei uns kommt er im Januar. Hierbei handelt es sich also um ein Videospiel zu einem Film, der auf einem Comic basiert, der von Videospielen inspiriert wird. Hallelujah!

Abgedreht? Oh ja!

Die Story von „Scott Pilgrim Vs. The World“ ist eigentlich simpel. Scott ist eigentlich einer dieser typischen Geeks, wie man sie halt einfach kennt. Nicht, dass er ein absolut sozial inkompatibler Nerd wäre, nein. Er spielt immerhin Bass in einer Band und wird als einziges richtiges Talent wahrgenommen. Jedenfals beginnt er plötzlich überall ein hübsches Mädchen zu sehen – Ramona. Irgendwann bringt er den Mut auf, sie zum Daten zu überreden und hat Erfolg. Einziges Problem? Sie hat ganze sieben Exfreunde. Und diese sind böse. Und sie wollen Scotts Unglück. In der Folge muss Scott also alle bösen Exfreunde von Ramona besiegen, um ihr Herz zu erringen. Klingt nach Videospiel? Das ist auch der Grund, warum es zu einem gemacht wurde.
Das Spiel präsentiert sich als klassischer 2D-Sidescroller in der Manier von Klassikern wie „Double Dragon“ oder „Streets of Rage“, was heisst, dass ihr euch mithilfe von diversen Gegenständen wie Gitarren, Mülltonnen und Flaschen durch Gegnerhorden prügelt und dabei kräftig Punkte in Form von Geld sammelt.
Dabei trefft ihr immer wieder auf skurille Feinde, vom Büroangestellten bis hin zu Paparazzi, die euch mit ihrem Blitzlichtgewitter blenden. Das Sahnehäubchen sind aber die Bossgegner. Einmal kämpft ihr mit einem Gitarristen, der euch mit seiner rockenden Gitarrenwucht schnell mal fix und fertig gespielt habt. Scheitert ihr einmal an einem Gegner: Kein Problem, ihr könnt die Levels immer wiederspielen, euch so rollenspielartig hochleveln und mit neuen Items eindecken, die es zum Überleben definitv braucht.
Aber das eigentlich Absurde an dieser eigentlich doch normalen Story, ist der abgedrehte Stil. Zwar mag alles relativ realistisch klingen – ist es aber nicht. Da können sich Gegner teleportieren und dort schiessen sie mit laserähnlichen Waffen auf euch oder haben Gummiarme. Und das ist das Wunderbare an „Scott Pilgrim Vs. The World“. Eine Story, wie sie jeder Geek ein wenig auf sein eigenes Leben projizieren kann, nur halt eben mit diesen comicartigen, übernatürlichen Einlagen. Toll!

Nostalgie par excellence

Doch was ist eigentlich so retro an diesem Spiel? Antwort: Der Sound und die Grafik. Wie bereits erwähnt, ist das Prügelabenteuer ganz in 2D gehalten. Doch nicht so wie beim kürzlich erschienenen „Shank“, das sich an Zeichentrick-Filme anlehnt. Nein, „Scott Pilgrim Vs. The World“ bietet „richtiges“ 2D in feinster 16-Bit-Optik, die mit so viel Liebe zum Detail gestaltet wurde, dass es eine wahre Freude ist. Hier kann man durchaus Referenzen zu Spielen wie „Metal Slug“ ziehen.
Die Nostalgie wäre damit aber noch nicht zu Ende. Denn für den Soundtrack des Spiels zeichnet sich niemand anderes verantwortlich, als die Truppe „Anamanaguchi“, die unter Geeks und Chiptune-Fans längst Kultstatus erreicht hat. Und die Jungs haben ganze Arbeit geleistet. Man dürfte wohl behaupten, dass der Spielsoundtrack zum Besten gehört, dass sie jemals komponiert haben. Schon alleine das „Scott Pilgrim Anthem“ ist unglaublich catchy und bleibt lange im Ohr hängen. Der Soundtrack ist gar derart erfolgreich, dass die Fans nach einer CD geschrien haben und sie nun bereits bekommen haben. Definitiv die beste Videospielmusik seit langer, langer Zeit, sofern man etwas mit Chiptune-Nostalgie anfangen kann.

Massenschlägerei

„Scott Pilgrim Vs. The World“ ist auf Multiplayer ausgelegt. Mit bis zu vier Spielern kann man sich durch die Levels prügeln und das macht einen Heidenspass. Zwar gibt es keinen Online-Coop-Modus, aber das spielt keine Rolle, denn wenn schon Retro, dann richtig. Zuhause mit Freunden auf der Couch zu sitzen und sich gemeinsam durch die Zeit zurücktragen zu lassen, ist die halbe Miete beim Genuss von „Scott Pilgrim Vs. The World“.
Ein Manko hat das Spiel aber. Das Spiel ist zum Teil arg frustig. Gewisse Spielabschnitte bereiten sogar auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad einige Mühen, zumindest wenn man alleine spielt. Das führt unweigerlich zu „das-ist-doch-unfair“-Momenten. Da hätten die Entwickler etwas mehr schrauben müssen. Auf der anderen Seite wird man mit jedem Durchspielen eines Levels stärker, sodass man irgendwann keine Probleme mehr hat. Dadurch fällt der Schwierigkeitsgrad nicht so enorm ins Gewicht.

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