Need for Speed: Hot Pursuit

Kampfjets auf Rädern

Test Benjamin Kratsch getestet auf PlayStation 3

"Need for Speed: Hot Pursuit" gibt schon in den ersten paar Minuten richtig Stoff. Hier musst du keine hässlichen Peugeots oder gar Reiskocher aus Japan fahren, du darfst gleich hinters Lenkrad der richtigen Geschosse. So wie dem Porsche Boxster Spyder in zehn wählbaren Farben von Cream-White bis Speed-Yellow. Die Kamera erhebt sich über den dunklen Teer einer vierspurigen Interstate. Das Schild mit dem Tempolimit auf 55 Meilen gleitet aus dem Bild. Keine Autos weit und breit, doch du hörst Motoren heulen und Reifen quietschen. Der Sound macht heiss.

Ein Motor brüllt auf, wie eine Urgewalt fräst er sich in dein Hirn hinein und löst eine Flutwelle an Lust auf Vollgas aus. Was für ein Soundschauer, was für eine Gänsehaut. Nach einer minimalen, durch Kamerazooms auf Flügel, Felgen und andere Feinteile elegant kaschierten Ladepause geht’s los. Sechs Cabrios geben es sich auf einem breiten Asphaltband. Küste, qualmende Reifen, und Sieger ist, wer im Ziel vorne liegt. Ein purer Positionskampf, geprägt durch Mut, Fahrkönnen und eine Prise Wahnsinn. An den Computergegnern fällt auf, dass nichts auffällt. Die geben Stoff, bleiben in schnellen Kurven am Gas, quetschen sich eng vorbei –und fliegen schon mal ab. Kurz gesagt, sie fahren wie Menschen. Hochspannende Positionskämpfe sind die Folge, erst recht, wenn einen Texteinblendungen der Marke „Eine Meile bis ins Ziel!“ oder „Achtung, Gegenverkehr!“ vorantreiben. Arglose Verkehrsteilnehmer füllen die Strassen, werden geschnitten und möglichst nicht gerammt – das bremst aus und kostet im schlimmsten Fall gar einen Totalschaden.

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Reventon Reveal – scharfes Geschoss**

Doch was tun, wenn rücksichtslose Raser ihren Koenigsegg CCX oder Bugatti Veyron ans Limit treiben? Kenner der zwei "Need for Speed: Hot Pursuit"-Games von 1998 und 2002 ahnen es: Erneut toben nicht nur Strassenrowdys durch den Verkehr, sondern man wechselt auf die Seite der Cops. „Ramm die fünf Typen schrottreif!“ tönt es auf den Lautsprechern. In der Kampagne kannst du beliebig oft zwischen Raser-Karriere und dem Aufstieg der schnellsten Polizeitruppe der Welt, der SPDC wählen. Die Gesetzeshüter fahren unfassbar geile Geschosse: etwa Corvette Z06, Porsche Carrera GT und Nissan GT-R in schickem US-Copcar- Outfit; schwarzweiss lackiert; mit blauroten Signallichtern. Selbst eine 1,2 Millionen Dollar teurer Reventon geht an den Start. Stark: Eine sympathische Frauenstimme erzählt was zu den Eigenschaften: 335er Pirelli Niederquerschnittreifen, Allradantrieb, V12. Höchstgeschwindigkeit: 350 Sachen. „Die Front wird von zwei grossen Lufteinlässen dominiert, die zur Kühlung der Bremsen dienen“ – Autoliebhaber weinen vor Glück, denn das Ding ist natürlich fahrbar. Eine sinnfreie Rahmenhandlung wie in Undercover, nur um einer heissen Lady ein paar Mal in den Ausschnitt zu linsen? Nix da, hier schmachten höchstens die Mädels. Ansonsten ist das Ganze voll auf Fahrspass, Adrenalin und Benzin im Blut ausgelegt.

Das Katz- und Mausspiel Raser vs. Polizei ist eine Hightech-Schlacht. Es geht nicht ausschliesslich um Können und Reaktionsvermögen, sondern auch ein bisschen taktisches Mitdenken. Weil nämlich Waffen zum Einsatz kommen. Per Digi-Pad-Kommando eilen etwa Helikopter herbei und bremsen den Gejagten zeitweilig. Oder du packst den EMP aus, musst den Gegner ins Zielvisier nehmen wie bei einem Kampfjet und Bam zerlegt’s ihm die Elektronik und er bleibt wenige Sekunden stehen. All diese Mittel sind mit Umsicht zu geniessen, weil sie nur begrenzt und nur innerhalb bestimmter Zeitabstände einsatzfähig sind. Ein Plus an Spannung ergibt sich aus der Tatsache, dass die Offensiv-Mittel – ebenso wie die Übersichtskarte links unten im Bild – in vorherbestimmten Momenten ausfallen können. Dann muss man

eben ohne auskommen; lässt sich vom hektischen Geplapper aus dem CB-Funk nicht stören und lieber von der beschleunigten Orchestermusik mitreissen. Diese dramatischen Momente fügen sich sehr schön ein; ebenso wie die spektakulären Unfallszenen im schönsten „Burnout“-Stil, inklusive Funkenregen und Zeitlupen-Nahaufnahme. Klasse!

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