Beyond: Two Souls

Das übernatürliche Spiel?

Test Nico Schluchter getestet auf PlayStation 3

David Cage darf als Pionier der Videospielindustrie bezeichnet werden. Was ihm und dem Entwicklerteam Quantic Dream 2010 mit "Heavy Rain" gelungen war, wird heute als Meilenstein in der Branche betrachtet. Anstelle der üblichen Fokussierung auf die Spielmechanik rückte die Geschichte stärker in den Vordergrund. Die Story war so dominant, dass das Spiel in Fachkreisen auch als interaktiver Film betitelt wurde. Nach mehr als drei Jahren erscheint am 09. Oktober 2013 mit "Beyond: Two Souls" das lange erwartete nächste Spiel von Quantic Dream, welches das erfolgreiche Konzept von "Heavy Rain" weitgehend fortsetzt. Um den fantastischen indirekten Vorgänger toppen zu können, setzt David Cage dabei unter anderem auf die Karte Hollywood. Als Highlight darf hierbei die Verpflichtung von Ellen Page für die Rolle der Protagonistin Jodie Holmes bezeichnet werden. In unserem XXL-Review beantworten wir die Frage der Fragen: Ist "Beyond: Two Souls" der erhoffte Kracher geworden? Oder können Quantic Dream die riesige Erwartungshaltung nicht erfüllen?

Der seltsame Fall der Jodie Holmes

Es gibt Talente, auf die man besonders stolz ist. Sei es eine perfekte Rückhand im Tennis, die Gabe, Löffel verbiegen zu können oder das runde Leder so kontrollieren zu können, dass mancher vermutet, man würde mit Kleber nachhelfen. Die meisten dieser von Gott beschenkten Menschen sind glücklich mit ihren aussergewöhnlichen Fähigkeiten.

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Achtung: Wer mehr über die Entstehungsgeschichte dieses faszinierenden Werkes oder auch über Ellen Pages Sicht auf den Sexismus Hollywoods oder David Cages Meinung über die Digitalisierung Hollywoods lesen will, dem sei unser Mega-Interview mit Ellen Page und Willem Dafoe empfohlen: 
Im Falle der "Beyond: Two Souls"-Protagonistin Jodie Holmes ist diese Schlussfolgerung allerdings nicht zutreffend. Seit ihrer Kindheit wird Jodie von einem paranormalen Wesen begleitet. Allerdings ist die geistige Entität, die Sie Aiden tauft, weder für die Mitmenschen noch für Jodie selbst zu sehen. Stattdessen schwirrt der Geist in der Nähe von Jodie unsichtbar im Raum umher und tobt sich an Objekten und Menschen aus. In ihren jüngsten Jahren kann Jodie den Geist noch nicht kontrollieren und muss so zusehen, wie er die Umwelt um sie verunstaltet. Dabei meint es Aiden eigentlich nur gut mit Jodie. Als die Protagonistin etwa bei einer Schneeballschlacht eine Ladung Pulverschnee in das Gesicht gedrückt bekommt und Angst erleidet, greift der Geist ein. Aber da er den Übeltäter zu würgen beginnt, lässt sich über die Art und Weise seiner Hilfestellung zuweilen streiten. Aktionen wie diese sind nicht gerade förderlich für den ohnehin schlechten Ruf von Jodie unter Freunden. Schon bald sind ihre Eltern mit Jodies Verhalten überfordert und bringen das Mädchen zum Spezialisten für paranormale Ereignisse: Nathan Dawkins. Und Nathan nimmt sich Jodie an.

Schon bald wächst diesem Jodie so sehr ans Herz, dass er sich intensiv um sie kümmert. Das gebeutelte Kind erfährt von diesem nach langen Jahren wieder das Gefühl der Fürsorge. Nathan nimmt sich allerdings nicht nur ihr, sondern auch Aiden an und bringt Jodie bei, wie sie diesen besser kontrollieren kann. Obschon Jodie die besondere Gabe im späteren Spielverlauf gar einen Job bei der CIA einbringt, ist sie nicht immer glücklich mit ihrem Schicksal. So führt sie ihr Lebensweg unter anderem auf die Strasse oder in ein Kriesengebiet.

Da die Geschichte in "Beyond: Two Souls" noch immer ein sehr zentrales Element darstellt, verzichten wir auf weitere Erläuterungen zu den Inhalten der Geschichte. Generell können wir aber festhalten, dass der Thriller mitreissend und spannend ausgefallen ist. Leider können wir dies nicht von allen Kapiteln durchgängig behaupten. Es gibt Abschnitte, wenn auch wenige, die nicht mit dem Rest des Spiels mithalten können. Zudem mögen einige Passagen in der Story etwas gar abgedroschen erscheinen, weswegen die Story einigen weniger gefallen könnte als jene aus "Heavy Rain".

Dadurch, dass die Ereignisse nicht ihrer Chronologie nach in die Geschichte eingebaut worden sind, wird das Spiel zusätzlich thematisch abwechslungsreicher – und schliesslich auch kurzweiliger. Dieses Mittel des Storytellings dürfte ruhig vermehrt in Videospielen eingesetzt werden. Auch populäre Filme wie "Memento" zeigten in der Vergangenheit, wie gut dieser Kniff funktionieren kann. Anders als in "Memento" artet dies jedoch nicht in Verwirrung aus, da wir anhand eines Zeitstrahls vor jedem Kapitel sehen, wie dieses chronologisch eingegliedert ist.

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