Feature: Top 10 Rock-it-like-GAMES.CH-Kickstarterprojekte (Teil 2)

Kickstarted: 10 Rock-it-like-GAMES.CH-Kickstarterprojekte (Teil 2)

Artikel Benjamin Kratsch

Es sind verrückte Zeiten in der Games-Branche: Auf der einen Seite Publisher, die gezwungen sind Studios zu schliessen. Auf der anderen Seite Indies wie Tim Schafer, Brian Fargo und Al Lowe, die mit Publishern gross wurden und sich jetzt mit Geld beschmeissen lassen. Die Traum-Finanzierung 2012 heisst Kickstarter.

Für den Fall, dass du den ersten Teil des Kickstarter-Specials noch nicht entdeckt hast, den findest du hier.

Screenshot
Platz 05: Tropes vs. Women

Motto: Die Gender-Debatte. Ist Sexismus in der Games-Industrie ein Problem? Ja, Nein, vielleicht?

Die Games-Industrie ist ein Pool der Kreativität. Es ist eine Welt, in der leicht nerdige Coder auf Autoren, Concept Artists, Gameplay-Designer und Journalisten trifft. Diese Mischung macht diesen Job so faszinierend. Bei jedem Studiobesuch habe ich Menschen kennengelernt, die zeigen wollen das Games mehr sind als das was wir aktuell serviert bekommen. Bei Naughty Dog sitzen Visionäre, die nicht einfach nur das nächste "Uncharted" entwickeln wollten, sondern mit "The Last of Us" (Hier geht's zu unserm Preview zu "The Last uf Us") eine ganz neue Qualität ins Genre der Survival-Adventure bringen wollen. Es gibt viele kreative Köpfe, viele Querdenker und doch herrscht immer noch das alte "Sex Sells"-Ideal vor: Nimm einen starken Helden, stell ihm eine schwache Lady an die Seite und er kann noch mehr den grossen Beschützer spielen. Alte Hollywoodschule, einfach gemacht, funktioniert. Die Games-Branche wandelt sich gerade, Epic Games beispielsweise hat mit Anya Stroud in "Gears of War" eine Persönlichkeit eingebaut die ihren männlichen Kollegen gerne mal sagt wo`s lang geht. Auch das neue "Tomb Raider" verlässt diese "Oh hübscher Hintern, Kamerazoom drauf und Doppel-D geht immer"-Gefilde und zeigt eine Protagonistin, die an ihren Aufgaben erst wachsen muss (Hier geht's zu unserem Preview zu "Tomb Raider") Spiele sind da gar nicht das grosse Problem, eher auch die Akzeptanz von Frauen in der Branche. Es ist schon stellenweise grotesk wie manche Messebesucher mit Hostessen umgehen und begrapschen. Auch hören wir immer wieder von Fachjournalistinnen, die sich nicht ernst genommen fühlen oder auch Frauen, die bei Publishern in hohen Positionen sitzen aber ebenfalls auf Messen nicht den gleichen Respekt bekommen wie ihre männlichen Kollegen.

Anita Sarkeesian geht all diesen Problemen seit Jahren auf ihrem Blog www.feministfrequency.com nach. Sie analysiert Games, Musik und Filme auf Grundlage der Gender-Debatte und kritisiert Entertainmentprodukte wie "James Bond", wo Frauen als reine Trophäe für den Helden gelten. "In Games ist es nicht selten genauso", erklärt sie auf ihrer Website. "Warum muss Samus Aran in Metroid im Verlauf des Spiels immer mehr Rüstungsteile ablegen? Die Weiblichkeit als Belohnung für den Spieler – das ist absurd". Sarkeesian sieht generell einen grossen Mangel an weiblichen Persönlichkeiten in Games und hat dafür die recht amüsante Videoserie "Too many dicks at the dance floor“ (zu dt: zu viele Penisse auf der Tanzfläche) ins Leben gerufen.
Und was sie dagegen tun? Ein Spiel namens "Tropes vs. Women" entwickeln. Ein Game, das den grossen Spieleentwicklern da draussen zeigen soll wie man eine starke Protagonistin etabliert, die eine Hintergrundgeschichte, Probleme, "just human – einfach menschlich ist". Sarkeesian sieht interessanterweise genau darin ein Problem, das Frauen oft als zu perfekt in Spielen dargestellt werden. Einige ihrer Aussagen mögen überzogen sein - sie bezeichnet beispielsweise Lego als sexistisch weil es keine weiblichen Feuerwehrmänner gibt – allerdings hat ihre Kickstarter-Kampagne die Industrie rasend schnell erfasst und sogar Bungie hat sie zu einem Gespräch eingeladen. Wird "Destiny" etwa ihre Thesen auffassen? Wir wissen ja bereits das Bungie einen Vertrag über vier Spiele mit Activision Blizzard unterzeichnet hat.

Screenshot

Money, Baby:
$6000

Erfolgreich: YES, vielleicht sogar die erfolgreichste Kickstarter-Kampagne bis heute. Nur $6000 wollte Sarkeesian für eine Video-Dokumentation haben. Mittlerweile ist es genug für ein komplettes Spiel. Allerdings sieht sich die Journalistin massiver Kritik, Androhungen und teils sehr geschmacklosen Bildern männlicher User ausgesetzt. Es scheint sich eine ganze Gruppierung gefunden zu haben die ihre Kampagne mit allen Mitteln sabotieren wollten. Nicht angenehm für sie, hat aber für einen riesigen Medienhype in den USA gesorgt und 6.968 "Backer" also Spender auf den Plan gerufen.

Kommentare

Feature: Top 10 Rock-it-like-GAMES.CH-Kickstarterprojekte (Teil 2) Artikel