The Order: 1886

Gespielt: Les Misérables trifft auf BioShock Infinite

Vorschau Benjamin Kratsch

„The Order 1886“ im Mega-Preview. Es ist ein wahres Kunstwerk, bei dem Ready at Dawn und Sony das viktorianische London wie eine Filmkulisse vergangener Zeit einfängt und das Ganze mit einer gut gemachten Story rund um die Arthus-Saga auf "Doctor Who"-Style untermauert, die uns ein wenig an „BioShock: Infinite“ erinnert. Die Waffen sind experimentell, die Charaktere viel mehr als nur Abziehbild-Helden und die Grafiktechniken an die Stummfilm-Zeit angelehnt. „The Order 1886“ – grosse Anspiel-Vorschau.

v. Ryan Southardt / Benjamin K.

„Wow, das ist mehr Kunstwerk, als spielbarer Film. Mehr Les Misérables, weniger Uncharted 4“, so sagte ich zu einem amerikanischen Kollegen auf dem weltweit ersten Anspieltermin zu „The Order: 1886“. Die extreme Schärfe der Texturen fühlt sich sehr plastisch an, eine Teekanne wirkt wie eine echte Teekanne, nicht wie ein Polygon-Produkt aus einer virtuellen Welt. Schiesse ich darauf, zerspringt es mehrere Einzelstücke, die im Matsch vor mir landen und den Dreck recht realistisch anzunehmen scheinen. Meine Waffe ist ein Thermit-Gewehr, das eine Art Flüssigkeit verschiesst. Die entzünde ich mit einem weiteren Schuss, der Feind auf einem Balkon verbrennt unter markerschütternden Schreien. "The Order 1886" ist kein Spiel das den Krieg glorifizieren will, es zeigt ihn eher auf grausame Weise. Vor allem weil unsere Gegner Rebellen. Eine Gruppierung, die sich aus den Armen Londons zusammensetzt und die gegen die Krone und Regierung kämpfen. Nicht selten fragen wir uns an diesem Nachmittag in Santa Monica, ob wir überhaupt auf der richtigen Seite stehen.

Unterstrichen wird der eher düstere Ansatz vom Design der Spiels. Dieser leichte, grieselige Filter gibt einem das Gefühl einen alten Film zu sehen und auch der Bildaufbau erinnert an das Hollywood der 80er-Jahre. Nie zuvor gab es ein Spiel mit einer 2:40:1er Auflösung, also 1920x800. Das zieht das Bild in die Länge wie im Kino, dehnt die Szenerie und lässt diese Zeppeline über der St. Pauls Cathedrale in London noch majestätischer wirken.

Und seine Charaktere echter. Ohnehin werdet ihr euch öfter fragen, ob hier ihr gerade ein Musical, Film oder Spiel vor euch habt, denn die Figuren wirken so real. Wir sind es ja seit „Crysis 3“ gewohnt Narben in Gesichtern zu sehen, Bartstoppeln und mitunter auch sehr lebendig animierte Augen. Aber bei Lady Igraine sehen wir richtig wie das bleichende Make-Up verläuft, welches damals im viktorianischen Zeitalter en vogue war. Wo heute Bräune als sexy gilt, war damals die Bleiche der Haut ein Zeichen für Reichtum und Reinheit. Die arme Bevölkerungsschicht war meist eher etwas dunkler im Gesicht, denn die Strassen Londons waren nur in den vornehmen Vierteln gepflastert, die Armen liefen oft durch den Matsch. Die Gesichter wirken scharf, das Bild aber doch leicht milchig. Das ist nicht etwa technischen Problemen geschuldet, sondern der künstlerischen Vision von Chefdesigner Weerasuriya.

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