This is the Police - Special

Her mit der halben Million!

Artikel Video Ulrich Wimmeroth

Das ist doch mal ein spannende Ausgangslage: In der schick stylischen Cop-Simulation "This is the Police", geht es nicht um die tägliche Arbeit braver Ordnungshüter, sondern um deine ganz persönliche Vorstellung von Recht und Gesetz. In der Rolle des erfahrenen Polizeichefs Jack Boyd, der knapp vor der verdienten Pensionierung steht, befindest du dich auf einmal in einem ganz schönen Dilemma.

Jahrzehntelang hat sich Boyd als rechtschaffener Polizist um die Sicherheit der Bürger von Freeburg gekümmert. Jetzt hat er noch ein halbes Jahr bis zum Ruhestand, drei Kinder, eine Glatze und so richtig viel Ärger am Hals. Ein Korruptionsskandal erschüttert die Behörde, im Rathaus werden politische Machtspielchen veranstaltet und die Mafia treibt die Verbrechensrate in schwindelnde Höhen. Irgendwie müssen wir da unwillkürlich an Roger Murtaugh aus "Lethal Weapon" – Zwei stahlharte Profis] denken. Nur, dass Boyd noch viel mehr Probleme hat.

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Die Aufgabe ist es nun, innerhalb von 180 Tagen eine halbe Millionen Dollar zusammen zu bekommen. Immerhin möchte man auf die alten Tage ja auch ein bisschen Luxus geniessen, da kann ein pralles Bankkonto ja nun wirklich nicht schaden. Wie du das anstellst, bleibt dabei dir überlassen. Und das macht den Reiz der ungewöhnlichen Mischung aus Strategie- und Abenteuerspiel aus. Denn gegen die Fantasiestadt Freeburg, ist selbst das verbrecherverseuchte Gotham City ein Ort der Ruhe und des Friedens. Und es gibt keinen Batman, der dir dabei zur Seite steht.

Also schlägst du dich mit dem Wahnsinn der normalen Polizeiarbeit rum und sollst als Chef des Freeburg PD die Einheiten koordinieren, Beweise sammeln, um Verbrechen aufzuklären, mit Mafia-Bossen und Gewerkschaftsvertretern verhandeln, auf Pressekonferenzen die Fragen lästiger Reporter beantworten oder mit dem schmierigen Bürgermeister rumärgern, der nur seinen eigenen politischen Vorteil im Auge hat. Bleibt da bei aller Rechtschaffenheit überhaupt noch die Zeit die Zusatzrente zusammen zu kratzen? Das wird ganz schön schwer.

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Aber es gibt ja auch andere Möglichkeiten an Geld zu kommen. Da verschwindet schon mal eine Ladung sichergestelltes Kokain aus der Asservatenkammer oder die Schmiergelder der bösen Buben sprudeln fröhlich. Kann man machen, ist aber moralisch ganz schön verwerflich. Da nehmen die Entwickler aber keine Rücksicht und stellen dich immer wieder vor weitreichenden Entscheidungen, die den Verlauf des Spiels massgeblich beeinflussen. Die Stadt um dich herum ist in einem steten Wandel, jede gute oder schlechte Tat, die Boyd vollbringt, ändert die Spielregelen wieder ein wenig. Keine Kampagne, die nach 180 Spieltagen ein Ende findet, verläuft gleich. Das sorgt für einen erheblichen Widerspielwert.

"This is the Police", ist das Erstlingswerk des jungen Entwicklerteams Weappy aus dem Weissrussischen Minsk. Gestartet als Kickstarter-Kampagne, die bescheidene 35.000 Dollar in die Kassen gespült hat, ist nach einer Weile der Deutsche Publisher EuroVideo Medien GmbH auf das Projekt aufmerksam geworden. Und da hat sich der zuständige Produktmanager, selber ein Backer, mal so eben in den Flieger gesetzt und einen Deal mit Weappy ausgehandelt. Kann man sich gar nicht ausdenken, so was.

Aber ein echtes Glück für Fans ungewöhnlicher und vor allem innovativer Indie-Spiele, denn das Polizei-Adventure mit erheblichem taktischen Tiefgang, lockt mit ausgeklügeltem Mikromanagement der täglichen Polizeiarbeit, bei dem jeder Klick gut durchdacht sein will. Wer jetzt an eine Sims-Variante mit niedlichen Gauner- und Cop-Avataren denkt, liegt aber richtig schief. Der Ton ist richtig düster, die Figur des Polizeichefs Boyd (übrigens fantastisch vertont von Duke Nukem– und Serious Sam erschreckend authentisch. Denn, wenn es um deine Zukunft ginge. Du nach langem Dienst an den Bürgern, einfach mal in die Armut entlassen werden würdest. Keinerlei Dank zu erwarten hast. Würdest du nicht auch den Weg von Recht und Gerechtigkeit verlassen?

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