Gran Turismo 5

Viel Licht, aber noch mehr Schatten?

Test Nico Schluchter getestet auf PlayStation 3

Rennspielfans mussten seeehr lange auf das hochgelobte Rennspielerlebnis "Gran Turismo 5" warten. Nach fast sechs Jahren Entwicklungszeit erschien gestern endlich eines der Most Wanted 2010. Ob sich die lange Wartezeit gelohnt hat, dürfen wir euch in den folgenden Zeilen verraten.

Da kommt was Grosses auf mich zu…

Dies waren meine Gedanken, als Ich von der fakultativen Installation des Spieles erfuhr. Gerade zu monströse 40 Minuten nimmt die Installation in Anspruch, soll dem Spieler aber grössere Ladezeiten während des Zockens ersparen. Meine Erwartungen wurden deswegen gleich nochmal eine Stufe höher gelegt. Sobald die Installation dann fertig ist, startet das Spiel endlich mit einem netten aber belanglosen Introvideo. Glücklicherweise lässt sich dieses aber problemlos überspringen. Dann hat es der geduldige Spieler endlich geschafft... er sieht das „Gran Turismo 5“-Menü.
Wer hier ein interaktives Menü à la Codemasters erwartet, wird enttäuscht. Stattdessen gibt es das aus der Franchise bekannte schlichte Layout mit einem individuellen Hintergrund und übersichtlich dargestellten Spielmodi. Gleich als erstes habe Ich mich für den Arcade-Modus entschieden, da ich nach einer gefühlten Stunde Wartezeit zuerst ohne grosses Drum und Dran losrasen möchte. Meine Streckenwahl fiel auf die Eiger-Nordwand-Strecke bei wechselhaften Bedingungen. Besonders gespannt war ich lustigerweise nicht auf das Fahrgefühl, sondern auf die Grafik.

Zwischen Genie und Wahnsinn

Und diese - sagen wir es mal ganz ruhig und freundlich - hat mich riesig enttäuscht! Tearing, Ruckler, detailarme Umgebung, herausstechende Streckendetails, schwache Wettereffekte und bei einigen Boliden keine Cockpit-Ansicht - das ist wohl ein schlechter Scherz? Scheinbar nicht. Es ist mir noch heute unerklärlich, warum Perfektionist Kaz Yamauchi offenbar blind war, als er sich mit der Grafik einiger Strecken zufrieden gab. Auf den Schreck habe ich abrupt das Rennen nach bloss einer gefahrenen Runde abgebrochen. Etwas musste mich nun dringend aufheitern und ich fand meine Aufheiterung in der Strecke von Madrid. Diese war, mal abgesehen von etwas schwachen Schatten, schlichtweg atemberaubend inszeniert. Beinahe fotorealistische Umgebungen und perfekt modellierte Rennboliden konnten mein enttäuschtes Rennspielherz wieder etwas milde stimmen. Aufhorchen konnte ich bei den Motorengeräuschen, die mit Ausnahme der Crashsounds überzeugen können. Ebenfalls nicht von schlechten Eltern sind die Jazz-Musik bei der Menüführung und die ca. 200 verschiedenen Tracks auf der Rennstrecke.

Nach einer Fahrrunde und verliebten Grafik-Blicken wollte ich mich dann doch der Fahrphysik widmen. Und sofort merkte ist: Die ist genial! Kein Rennspiel hat sich bislang echter angefühlt als „Gran Turismo 5“. In Sachen Bedienung stimmt einfach alles. Optimal dabei ist die perfekte Lernkurve, die selbst blutige Anfänger am Ende einer Rennspielsession zu Profis werden lässt. Gar nichts stimmt hingegen beim Schadensmodell, dass ich nach meinem ersten Crash bestaunen durfte. Wenn man überhaupt von bestaunen schreiben kann. Denn das Schadensmodell ist quasi inexistent. Selbst mit hoher Geschwindigkeit und einem Frontalzusammenstoss erleidet das Auto fast gar keinen Schaden. Diesen haben aber an einigen Stellen definitiv die passiven Gegenspieler der künstlichen Intell… äh Dummheit. In den ersten Schwierigkeitsgraden könnte man sogar blind mindestens auf das Podest vorstossen, wenn nicht gar gewinnen. Als kleines Beispiel für ihre Dummheit sei hier einfach die Tatsache genannt, dass die KI in beinahe jeder Kurve schön zur Seite fährt und uns mit Vollspeed in sie krachen lässt und als Auffangbecken dienen. Wer mit etwas mehr Gefühl vorgeht, kann sich anstelle genannter Fahrmethode problemlos auf der Innenseite vorbeischleichen. Hat man die KI dann einmal überholt, sieht man sie für lange, lange Zeit nicht mehr. Dabei geht es auch anders, speziell in den höheren Schwierigkeitsgraden werdet ihr schon besser gefordert. Ihr merkt es: Auch hier gibt es viel Licht und Schatten. Soweit die Berichterstattung von der Strecke, gehen wir doch mal hinter die Kulissen.

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