Medal of Honor: Warfighter

Der Jack-Bauer-Komplex

Test Benjamin Kratsch getestet auf PlayStation 3

"Medal of Honor: Warfighter" im Test. Wir sagen euch ob Danger Close und EA die grossen Versprechungen halten konnten, ob das Tempo stimmt, die Atmosphäre. Ob das Adrenalin sprudelt und was die Fahrzeugpassagen Marke "Mission Impossible: Phantom Protocol" können. Überzeugt die Story vom Familienpapa, der sich zwischen seinen Liebsten und der Sicherheit der Welt entscheiden muss? Also rockt das Ding big time dank Frostbite Engine 2 oder solltest du es nur kaufen um in die "Battlefield 4"-Beta zu kommen. Fragen, Antworten – Show ab.

Die ersten Minuten in "Medal of Honor: Warfighter" bestehen aus zielen, schiessen und fluchen. Im Sprint zur nächsten Deckung hecheln, zielen, schiessen und wieder fluchen: "Dusty, verdammte Scheisse. Wo kommen die alle her? Hattest du nicht von einer Routine-Mission gesprochen?" Dusty ist ein gemütlicher Bartträger, der Typ Elitesoldat der sich im Kugelhagel am liebsten eine Zigarre anzünden würde und den Feind mehr im Vorbeigehen erledigt. Vorbeigehen? Tja, vergiss es: Ich renne hier um mein Leben. Einen kleinen Waffendealer sollte ich mit meiner Tier-1-Einheit in Peschawar, Pakistan ausfindig machen und verhören. Der Kerl steigt aus seinem Jeep, läuft gemütlich, wird plötzlich schneller. Wir hecheln hinterher, springen über Mauern, stürzen Dächer herunter, rennen, schnaufen und rennen schneller. Doch dann ist da ja noch die kleine Privatarmee des Waffendealers – "oh, er hat wohl ein paar Freunde mitgebracht" – jetzt wird die Nummer auch für Dusty interessant.

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Du siegst für dein Land, aber die Liebe stirbt

Natürlich ist "Medal of Honor: Warfighter" ein knallharter Ego-Shooter, er zeigt in Rückblenden die Einsätze einer geheimsten Eliteeinheiten der Welt, der Tier 1 Mako.  Kontakt haben wir nur mit einem Typ, der irgendwo auf der Welt vor seinem Rechner sitzt und ständig Kaffee trinkt. Kein Pentagon, keine CIA, kein Weisses Haus – wenn diese Jungs geschnappt werden, sind sie auf sich gestellt. "Wir wollen euch zeigen was diese Jungs für ihr Land" opfern hatte Producer Greg Goodrich noch letzte Woche in London gesagt. Klingt nach typisch amerikanischem Patriotismus und wer dagegen allergisch ist, der dürfte auch mit "Medal of Honor: Warfighter" seine Probleme bekommen. Und doch hat die Story mich an einigen Punkten richtig mitgerissen. Denn ich spiele einen Mann namens Preacher. Einen, der eigentlich seine Frau Lena und seine Tochter liebt. Er kämpft für sein Land, er durchlebt brutalste Augenblicke in denen brennende Menschen vor ihm zum Boden gehen und hat immer den Tod vor Augen. Und je mehr Siege er für sein Land einfährt, desto mehr leidet die Liebe und seine Beziehung. "Sie glaubt du kannst über Wasser gehen. Für sie bist du der Held", sagt seine Frau Lena in einer Zwischensequenz über Preachers Tochter – "ich nicht". Danger Close hätte allerdings gut daran getan den Charakter Preacher noch etwas mehr aufzubauen. Uns vielleicht ähnlich wie in "Heavy Rain" nur eine einzige Szene bei ihm zu Hause erleben lassen müssen, eine Szene mit seiner Tochter, eine Kussszene mit seiner Frau. So bleibt er uns doch unnötig fremd, dieser Elitesoldat dessen richtigen Namen wir nicht mal erfahren.

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