Pro Evolution Soccer 2012

Ein Stick pro Gehirnhälfte. Ausserdem: Besser passen, schneller treffen

Test Benjamin Kratsch getestet auf PlayStation 3

Es ist nachts, zwei Uhr: Draussen zieht betrunkenes Oktoberfestvolk vorbei, grölt, jubelt und winkt mir zu. Doch ich kann nicht zurück winken, nein ich bleibe voll konzentriert: Denn das hier ist das Match der Matches. Die alles entscheidende Partie unseres WG-Turniers in "PES 2012". Und es ist die letzte Chance für den FC Zürich nochmal alles zu geben um gegen den haushohen Rivalen FC Bayern in die Champions League einzuziehen.

Das Passsystem: Genauer, besser, individueller

Und damit Anpfiff zum Test von "PES 2012". Schafft Konami den Weg zurück in die Königsliga? Zurück auf jenen Thron, dem ihm EA Sports und "FIFA 12" letztes Jahr gemopst hat?

Die Japaner schaffen es dieses Jahr endlich den modernen "One Touch"-Fussball auf Xbox 360, Playstation 3 und PC zu bringen. One Touch, das heisst eine Berührung und direkt weiterleiten. Es ist der moderne Angriffsfussball mit seinem rasanten Umschalten von Defensive auf Offensive, der gerade den FC Barcelona zu einem der besten Teams der Welt gemacht hat. "PES 2012" spielt sich viel direkter, die Pässe landen nicht mehr irgendwo im Nirgendwo, sondern da wo sie hin sollen – im Lauf des Mitspielers. Beinharte Profis, die ihren ganzen Skill einsetzen wollen um einen geraden Pass spielen zu können, dürfen das allerdings nach wie vor. Die Japaner haben nämlich eine Option eingebaut, mit der ihr die Passsteuerung ganz nach eigenen Wünschen anpassen könnt. Wer auf maximale Hilfen setzt, spielt den Ball fast schon wie an einer Schnur. Wer den Regler in etwa in der Mitte positioniert, bekommt ein Passsystem vergleichbar mit dem von "FIFA 12": Direkt, präzise, aber dennoch natürlich. Und wer alle Hilfen ausstellt, der kann auch weiterhin mit dem knallharten und extrem unpräzisen System von "PES 2011" kicken.

Screenshot

Alles auf Angriff, Defensive mit mehr Feinarbeit

Für eine echte Überraschung sorgt Konami in der Offensive. Es rappelt nämlich deutlich öfter in der Kiste, was vor Allem daran liegt das wir durch Dribblings sehr effizient an Verteidigern vorbeiziehen können. Aber auch das Flanken nicht mehr ganz so akkurat getimt werden müssen, sich die Flankenbälle also ähnlich komfortabel wie in einem „FIFA“ schlagen lassen. Viel wichtiger ist aber das die KI viel besser mitspielt und bei schnellen Kontern auch mal flott mit nach vorne geht, sich anbietet, Löcher in der Abwehr reisst und Räume schafft. Sehr gut!

Richtig gut gefällt uns auch, wie Konami eine ordentliche Balance in der Verteidigung findet: Das ist nicht zu einfach, aber auch nicht so extrem schwierig wie im Vorgänger. Wichtig ist es vor Allem beim Tackling und generell Angriffen aufs Tempo zu achten. Geht der Libero zu hart rein, lassen sich die Gegenspieler gerne mal fallen wie kleine Italiener und der Schiri zückt dann gegen uns eine Karte, mit Schwalben hatten es die "PES"-Schiris ja noch nie so.

Screenshot

Wer das verhindern will, schirmt die Passwege effizient ab, wobei "PES 2012" im Grunde den gleichen Weg geht wie "FIFA 12". Wo ihr in "FIFA" auf dem PS3-Pad den X-Button drücken müsst um einen Gegenspieler zu stellen und der Angriff erst beim Loslassen eingeleitet wird, funktioniert das Ganze in "PES 2012" über die R2-Schultertaste plus X. Der eigene Abwehrmann läuft dann mit dem Stürmer mit, schliesst die Räume und kann angreifen, wann ihr es für nötig haltet. Eine schöne Idee, die den Fussball deutlich lebendiger und authentischer ins Wohnzimmer holt. Schliesslich sind die Kicker in den letzten Iterationen immer auf den Ball gestürmt wie ein Stier aufs rote Tuch, was in etwa so wahrscheinlich ist wie das sich der FC Zürich und FC Bayern im Halbfinale der Champions League begegnen. Hat uns auch eine Menge Schweiss und Skill gekostet um die schweizer Ehre zu verteidigen.

Kommentare

Pro Evolution Soccer 2012 Artikel