Wie sieht die Erde in einer Milliarde Jahren aus? Wenn es nach den Entwicklern von inXile Entertainment geht, leben die Menschen in einer Welt voller technologischer Überreste längst vergangener Zivilisationen, magischer Momente und Tentakelmonster von der Grösse einer Stadt. Wir haben das textlastige Rollenspiel einige Stunden angespielt und uns mit dem Autor und Creative Lead Colin McComb unterhalten.
Eines gleich vorweg: Es gibt viel zu lesen. Um die 1.300.000 Wörter haben es in das Spiel geschafft. Eine Million dreihunderttausend Wörter! Die ersten vier Harry Potter Bände hatten zusammen keine 500.000. Wenn ihr euch also in das Abenteuer Torment: Tides of Numenera stürzen wollt und kein Hardcore-Fan des geistigen Vorgängers "Planescape: Torment" seid, dann solltet ihr vorher wissen, was euch erwartet. Einfaches Wegklicken der Textwüsten ist nicht, die gesamte Atmosphäre des von Pen & Paper-Rollenspielen inspirierten SF-Abenteuers aus der Schrägobendraufsicht, der isometrischen Perspektive, basiert auf expliziten Beschreibungen von Personen, Stimmungen und örtlichen Gegebenheiten in Textform. Jeder neue Klick auf einen Haupt- oder Nebencharakter, auf eine unscheinbar erscheinende Maschine in einer dunklen Ecke oder einen der unzähligen Gegenstände, ruft einen seitenlangen Text auf und lässt euch mit der Auswahl zwischen einem halben Dutzend Fragen oder Handlungsmöglichkeiten zurück. Mindestens. Wenn ihr euch für den, mittlerweile schon acht Jahre alten, Vorgänger oder Obsidians Pillars of Eternity begeistern konntet, ahnt ihr schon, was euch erwartet: Eine extrem komplexe Geschichte mit enormer spielerischer Freiheit und an jeder Ecke eine zu treffende Entscheidung, die tatsachlich auch weitreichende Konsequenzen hat. Das bedeutet übrigens auch, dass ihr in einem einzigen Durchlauf nur einen Bruchteil der Geschichte erfahren könnt, weil beispielsweise das Leben oder Sterben eines marginal erscheinenden Nebencharakters ganze Handlungsstränge beeinflusst. Ein Traum für passionierte Rollenspieler und so wundert es nicht, dass das über Crowdfunding finanzierte Projekt auf Kickstarter mehr als 4 Millionen us$ von knapp 75.000 Backern eingespielt hat.
