Visage - Vorschau

Zu Hause ist, wo die Angst wohnt

Vorschau Michael

Ein Eigenheim ist eigentlich ein Ort der Geborgenheit. Sicher und geschützt soll sich der Mensch darin fühlen. Doch was, wenn das Haus ein schweres Erbe trägt? Wenn seine vorherigen Bewohner Leid, Schmerzen und Tod erfuhren? Was, wenn die Dinge, die sie all diese Grausamkeiten durchleben liessen immer noch da sind – und du nun ganz alleine mit ihnen in den vier Wänden gefangen bist? Genau das, will das Horror-Experiment „Visage“ herausfinden und seine Spieler dabei mit Furcht, Wahnsinn und der Fragilität der Realität konfrontieren.

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Es ist eine gute Zeit – zum gruseln! Denn in den letzten Jahren feiern Horror-Games ein wahrhaft verdientes Comeback. Vor allem da sie nun abseits der Survival-Horror-Schiene experimentieren, sich trauen, intelligent, verspielt und kreativ daher zu kommen. „SOMA“ und „Outlast“ zeigen etwa bestens, wie Spielern ein stetes Gefühl der Bedrohung eingeimpft werden kann, so dass sie schon beim leisesten Geräusch zusammenzucken. Aber das intelligenteste und perfideste Horror-Game der letzten Jahre ist zweifelsohne Hideo Kojimas „P.T.“, die spielbare Demo zu „Silent Hills“. Denn „P.T.“ dringt tief in den Kopf ein. Mit seiner stetig gleichen Kulisse und deren subtilen Veränderungen streut es Unbehagen, Unsicherheit und Zweifel; es ist eine ganz und gar psychische Art des Grauens, die es in unsere Adern pumpt. Leider wird „Silent Hills“ jedoch aufgrund der Trennung von Kojima und Konami nie erscheinen. Nichtsdestotrotz könnten die Pläne und Absichten des Japaners nun aber dennoch Erfüllung finden – nämlich im Indie-Game „Visage“.

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Ein angestrengtes Keuchen und ein anschliessendes Stöhnen durchfährt den Körper des namenlosen Protagonisten als er inmitten der Nacht erwacht. Jedoch nicht in seinem warmen Bett oder auf der lauschigen Couch. Sondern in der eisig kalten Badewanne. Zunächst ist der Blick auf das Badezimmer mit Waschbecken, Spiegel und Toilette verschwommen. Umrisse sind zu erkennen. Als er sich jedoch aufrafft wird die Sicht aus der Ego-Perspektive schnell klarer. Ein Schrank, ein Wäschekorb und einige Tablettenpäckchen rücken kurz in den Fokus und zerfliessen erneut. Noch ein Blinzeln, dann ist die Sicht scharf und die Kontrolle in Spielerhand. Ein kurzer Exkurs führt dabei durch das Bad, das unaufgeräumt und wenig einladend wirkt. Der Spiegel über der Spüle ist matt und zeigt statt dem eigenen Bild lediglich zahlreiche tiefe Kratzer. Das sei aber keine Unzulänglichkeit der Technik, sondern durchaus gewollt. „Wir möchten noch nichts zur Hauptfigur verraten“, gibt Jonathan Gagné, Co-Gründer des erst Anfang 2015 gebildeten Studios Sad Square, an. Sowieso ist der geflieste Raum nur der stille Vorgarten des eigentlichen Horrors, der sich hinter der Tür neben der Toilette verbirgt.

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