„90 Prozent der Schauspielerei machst du mit den Augen“
Ein gutes Stündchen später irrt ihr durch eine wahnwitzige Drogensequenz und habt ständig das Gefühl, als würden die vielen, vielen Skelette um euch herum euch in diesem komischen Haus aus Vogelbeinen umklammern und töten wollen. Der „Baba Yaga“-DLC dreht sich nämlich um das Märchen der gleichnamigen russischen Hexe. Die Drogenszene ist geführter, wir bewegen uns langsam, haben genug Zeit die Grafik zu bestaunen und wie Laras Iris auf die unterschiedliche Lichtstimmung in der Umgebung reagiert. Doch wie machen das die Entwickler eigentlich? Zeit für einen kleinen Technik-Exkurs und einen Einblick in die wundersame Welt der Softwaremagie, die uns Senior Character Artist Kam Yu bei einem Studiobesuch präsentierte. "Beim Full-Performance-Motion-Capturing verraten uns Sensoren an den Augenbrauen, wie oft Camilla blinzelt, wie sich die Stirn bewegt und die Augenbrauen hochzieht, wenn sie aufgeregt, nervös oder ängstlich ist“, erklärt der Kanadier, der einen Abschluss in Anatomie hat und genau weiss, wie der menschliche Körper tickt. Camilla beherrscht gleich sieben Arten die Stirn zu runzeln - die Dinge, die man so lernt in einer der renommiertesten Schauspielschulen der USA in Oxford. Das menschliche Auge in all seinen Facetten digital zu replizieren, ist die absolute Königsdisziplin in der Kunst des Charakterdesigns.
„Die Art wie das Augenlied Schatten wirft, wirkt so als liege eine Hornhaut über der Iris. Wir benutzen Parallaxing, dadurch sehen ihre Augen immer etwas anders aus, je nach Blickwinkel." Tatsächlich arbeitet Crystal Dynamics mit extremen Nahaufnahmen, in denen sich die Farbe der Iris dezent ändert, je nachdem wie das Licht gebrochen wird. Ab einem gewissen Punkt gehe das Auge in das Augenlid über, wo es je nach Situation etwas feuchter ist. "Kälte oder Hitze macht sich auch in den Augen bemerkbar, das Lid kann sich entzünden", so Laras Schöpfer, der übrigens schon seit Tomb Raider: Legend hauptverantwortlich ist für alle Lara-Modells. Für ihn hat sich die smarte Britin nicht nur von Doppel-D zu 38C gewandelt, sondern der ganze Körper bildet viel stärker eine Einheit: "Generell haben wir im letzten Teil den Fehler gemacht, die einzelnen Elemente des Auges zu isoliert zu betrachten. Für die optimale Immersion ist es wichtig, das Wimpernaufschlag und Blinzeln eine Einheit mit dem Auge selbst bilden. "90 Prozent der Schauspielerei machst du mit den Augen“, bestätigt auch Camilla. Ob sie als Schauspielerin die Augen weit aufreisst, willensstark den Blick richtet oder vorsichtig und ängstlich um die Ecke schielt, macht letztlich aus, wie sich die Atmosphäre für uns als Spieler anfühlt.