Während des Kalten Krieges der späten 1960er Jahre ist in der Sowjetunion ein Experiment gehörig schief gegangen. Das Resultat: Die klügsten Köpfe des ehemaligen Bauern- und Arbeiterstaates haben die Welt einfach ausgelöscht, die ultimative Apokalypse beschworen. Alles was von der Menschheit in diesem retro-futuristischen Albtraum übrig blieb, ist The Void, eine erschreckende weisse Leere. Einigen wenigen Wissenschaftler ist gelungen zu überleben und sogar einen Weg zu finden, die Erde wieder mit Leben zu erfüllen. Projektionsklon nennt sich die Technik, bei der immer neu geklonte Geschöpfe auf die Suche nach den Resten menschlicher DNA gehen.
Genauso erfrischend ungewöhnlich wie die Hintergrundgeschichte, fällt auch das Spielkonzept aus. In der Rolle eines Klons soll der Spieler tatkräftig an der Auferstehung, der verloren geglaubten, Menschheit mitwirken. Die Betonung liegt dabei deutlich auf dem Begriff mitwirken. Die Spielfigur ist kein strahlender Held. Kein Alleskönner, der im Alleingang mal eben schnell die Welt rettet. Der Spieler ist nur einer unter Millionen. Nur ein kleines Rädchen in der grossen Rettungs-Maschinerie der marxistisch geprägten Spielwelt.
Dylan Cuthbert, der Gründer des Entwicklerstudios Q-Games bezeichnet "The Tomorrow Children" als ein SOAA. Ein soziales Online-Action-Abenteuer. Die Macher der erfolgreichen PixelJunk-Spiele, wie beispielsweise "PixelJunk Monsters", "PixelJunk Shooter" oder "PixelJunk Eden", liefern eine Mischung aus synchronem und asynchronem Gameplay.
Das erlaubt eine nahezu völlige Freiheit, wie der Spieler die riesige, frei begehbare Welt von Morgen erleben möchte. Einfach nur umschauen und die Möglichkeiten erkunden? Kein Problem, der Spieler ist dabei für die Online-Kameraden unsichtbar. Aktiv in das Geschehen eingreifen und die Welt ein kleines Stückchen besser machen? Auch das ist jederzeit möglich. Sobald sich der Spieler entscheidet mit der Umwelt zu interagieren wird er sofort zu einem Bestandteil des grossen Ganzen.
Es gibt unterschiedliche Aufgaben zu übernehmen. Material zum Bau einer Stadt sammeln. Gebäude errichten. Gerätschaften reparieren. Fahrzeuge konstruieren, die eine Fahrt zum nächsten Gebiet möglich machen. Als eine Mischung aus Städtebausimulation, Tower Defense und Minecraft, könnte man das ungewöhnliche Spielprinzips beschreiben. Denn in regelmässigen Abständen tauchen haushohe Monster, die sogenannten Izverg, auf, und hinterlassen eine Schneise der Zerstörung. Also gilt es auch die Rolle eines Verteidigers übernehmen zu können und die gemeinschaftlichen Aufbaubemühungen zu schützen. Mit Panzern, Geschütztürmen oder einen Luftangriff per Jet-Pack geht es den Izverg zu Leibe.
Der Lohn für die Mühen: Geld, mit dem der Spieler sich eine bessere Ausrüstung, Werkzeuge, Waffen oder individuelle Kleider kaufen kann. Der Kapitalismus hat wohl auch im angewandten Sozialismus seinen Patz gefunden. Wer das solidarische System der Zusammenarbeit verabscheut, hat auch die Möglichkeit sich gegen die Allgemeinheit der Mitstreiter zu stellen. Einfach zerstören, was das Kollektiv errichtet hat. Kann man machen. Allerdings hat der Spieler dann auch recht schnell die computergesteuerte Polizei am Hals. "The Tomorrow Children" ist ein Spiel ohne vorgegebene Aufgaben, ohne ein erkennbares Ziel. Mit einer nahezu völligen Freiheit, die surreale Welt in einer Sandbox-Umgebung zu erkunden und zu formen.