Mafia II

Biete Geld, Macht und Frauen für dein Leben

Vorschau Roger

Es gibt Gruppen, zu denen halten die meisten eher Abstand. Die Mitgliedschaft im Verband der Urologen verschweigt man bei Tisch. Auch der Pflichtbesuch bei der Jahrestagung der Totengräber macht sich beim Diskoflirt nicht ganz so gut. Mafiosos bleiben auch lieber unter sich, fackeln im Geheimen die Bars der Konkurrenz ab, beglücken andere Familien mit explosiven Geschenken und töten, weil es ums Geschäft geht. Doch nach aussen präsentiert ein Mafioso den Mann von Welt: Edler Seidenanzug, Krokolederschuhe, einen Smith Thunderbold in der Garage und immer eine schöne Frau an der Hand. Genau das ist es auch, was Protagonist Vito Scaletti im Action-Epos "Mafia 2" in die Arme von Don Luca treibt. Zumindest solange, bis ihn sein Gewissen einholt.

Alles verloren, die Mafia als Hoffnungsschimmer

Wer Anno 2002 "Mafia" auf dem PC durchgespielt hat, der weiss um das unrühmliche Ende von Tommy Angelo. In "Mafia 2" setzt also eine komplett neue Geschichte an, angesiedelt etwa im Zeitraum der 40er und 50er-Jahre, der Zweite Weltkrieg ist noch nicht überstanden. Vito ist ein einfacher Soldat, der nach einem Beinschuss zum Heimaturlaub nach Empire Bay City darf. Als Games.ch sich im Rockstar-Hauptquartier den Xbox-Controller schnappt, wirkt das Szenario sehr düster. Am Bahnhof der fiktiven, von New York inspirierten Metropole Empire Bay City sitzen Bettler im Schnee, die Stadt leidet unter dem Krieg, die Szenerie wird von melancholischen Geigenklängen umspielt. Auch als Vito zu Hause ankommt, schlägt ihm das Schicksal mit der Faust ins Gesicht: Sein Vater ist tot, seine Mama und Schwester Francesca hoch verschuldet. Doch woher das Geld nehmen, wenn nicht stehlen? Vito ist verzweifelt und wir gefesselt. Einfach meisterlich wie 2k Czech hier das trostlose Leben seines Protagonisten zeichnet: Schnittwunden im Gesicht erzählen vom Krieg, seine Stimme ist gedämpft, die Haltung gebückt. Vito ist kein Actionheld, er ist ein normaler Typ wie du und ich, der seiner Familie helfen will, einen Job sucht, in die Fänge der Mafia gerät. Schliesslich tötet er, einmal, zweimal und gerät gar in die blutige Vendetta der rivalisierenden Familien Clemente, Vinci und Falconi.

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Wer Schutzgeld will, kassiert Kugeln**

Rein in die erste Demo-Mission: Vito trifft seinen alten Kumpel Joe, der bietet ihm einen Job an. Etwas harmloses, einfach ein paar Zigarettenschachteln verkaufen. Doch dann tauchen die Greasers auf, Möchtegern-Rocker in schwarzer Lederkluft. Die wollen Schutzgeld von Joe, der verpasst ihnen aber lieber ein paar Kugeln, Aus Rache zünden sie seinen Lieferwagen an und hauen ab. Na warte, denen heizen wir ein! Autos werden wie üblich einfach geklaut – in der Regel schlägt Vito dann die Scheibe ein, schliesst die Karre kurz und braust los. Wo es hingeht, zeigt eine kleine Karte am Bildschirmrand oder eine grosse im Menü. Auf den Strassen von Empire Bay City ist richtig viel los: Hier spaziert ein verliebtes Pärchen, da verschüttet gerade eine junge Kellnerin Kaffee auf dem edlen Sacko  eines Gentleman. Einfach toll, wie viel Leben hier herrscht, wie die Stadt aus jedem Pixel zu atmen scheint – hier muss sich "Mafia 2" nicht vor "GTA IV" verstecken. Insgesamt gibt es 20 Bezirke, vom noblen Vorort über ländliche Areale bis zur Bronx, wo wie in der Realität das Faustrecht existiert. Auf den Strassen spiegelt sich die Welt der 50er-Jahre wieder: Muscle Cars, Chevys, Strassenkreuzer; keine Originale, aber designgetreue Nachbauten von Legenden wie dem Buick Skylark oder GM Bel Air. Und natürlich gibt es nicht nur einen Radiosender, sondern gut 100. Von Little Little Richard über Jay Hawkins dürfte für jeden was dabei sein. Ein wenig krude fühlt sich noch die Steuerung an: Während flotte Flitzer erstaunlich gut driften, liegen Strassenkreuzer wie Blei in der Kurve, lenken sich wie ein Schiff. Oldtimer-Fans mögen das grossartig finden, für  uns steuert es sich aber zu schwammig, zu wenig direkt. Da sind Unfälle kaum vermeidbar und bei denen ist natürlich sofort die Polizei zur Stelle. Praktischerweise wurden Polizisten schon damals schlecht bezahlt und nehmen gerne ein kleines Trinkgeld – dafür lassen sie nicht nur das Knöllchen stecken, sondern schauen später auch bei Banküberfällen weg.

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