Assassin's Creed - Jubiläums-Special

Die Geschichte eines Spiels mit Geschichte

Artikel Video Achim Fehrenbach

2007 turnte ein gewisser Altaïr über die Dächer von Damaskus. Kaum jemand ahnte da, welch wechselvolle Reise durch Jahrhunderte und Epochen "Assassin's Creed" noch einschlagen würde. Wir blicken auf 15 Jahre "AC" zurück - und darauf, was die Serie so faszinierend macht.

Wie war (oder ist) der Geschichtsunterricht an eurer Schule? Zu den Schulzeiten (Prä-Internet) des Autors dieser Zeilen bestand er zu grossen Teilen aus Lektionen in Lehrbüchern, die sehr viel Text und - das höchste der Gefühle - auch ein paar farbige Abbildungen enthielten. Das waren dann zum Beispiel Fotos, auf denen der Teppich von Bayeux, die Magna Charta oder Ausgrabungen in Pompeji zu sehen waren. Schnarch! Hin und wieder schauten wir auch Ausgrabungs-Dokus auf dem (selbst schon antiken) VHS-Gerät oder unternahmen einen Klassenausflug ins Historische Museum (woohoo!), um dort leicht angestaubte Vasen und Gesteinsbrocken zu begutachten. Unser Lehrer mühte sich rührend, uns in Diskussionen über das mittelalterliche Feudalsystem oder das Demokratiekonzept der griechischen Agora zu verwickeln. Aber irgendwie sprang der Funke auf die meisten von uns nicht wirklich über. Geschichte blieb Geschichte.

Hätte es in diesen präkambrischen Schultagen schon "Assassin's Creed" gegeben, womöglich hätte uns dann der Geschichtsunterricht deutlich besser gefallen! Bekanntlich hat Ubisoft mit der "Discovery Tour" 2018 ein Spin-off erschaffen, in dem ihr das alte Ägypten, das antike Griechenland und das Zeitalter der Wikinger erleben könnt - ohne Meucheln, dafür in aller Ruhe. Die drei bisherigen "Discovery Tour"-Kapitel kommen an immer mehr Schulen zum Einsatz - als Ergänzung zu den herkömmlichen Unterrichtsmethoden. Ob wir nun das Innere der Pyramiden erkunden, griechisches Töpferhandwerk erleben oder die Architektur von Wikingerschiffen analysieren: Immer bieten diese Touren einen sehr unmittelbaren, lebensnahen Zugang zu Geschichte.

Promifaktor und wechselnde Kulissen

Zugegeben: Die Hauptserie "Assassin's Creed" hat es mit geschichtlichen Fakten nicht immer ganz genau genommen. Dass Assassinen und Templer verfeindete Orden waren, die sich über mehrere Jahrtausende und unterschiedliche Zivilisationen hinweg bekämpften, ist historisch nun so gar nicht belegt - dafür aber ein schönes Konstrukt, um immer wieder Öl ins Gameplay-Feuer zu giessen. Auch dass viele historisch bedeutsame Persönlichkeiten wahlweise Templer oder Assassinen gewesen sein sollen, wird wohl kein seriöser Historiker bestätigen wollen. Allerdings steigert es den "Promifaktor" der Spiele erheblich, wenn Cäsar und Kleopatra in "Origins" auftauchen oder wenn Leonardo da Vinci für seinen guten Freund Ezio coole Technik-Gadgets entwirft. Ausserdem lernt man eine ganze Menge über diese Figuren und ihre gesellschaftlichen Kontexte. Überhaupt: Wie genial ist eigentlich die Idee, wechselnde Episoden der Weltgeschichte als Kulisse für ein Actionspiel zu nutzen? Womit wir auch bei der Frage wären, wie es eigentlich dazu kam ...

Streng genommen beginnt alles mit dem Spiel "Donald Duck: Goin' Quackers". Lead-Designer des im Jahr 2000 erschienenen Plattformers war nämlich ein junger Kanadier namens Patrice Désilets - und der machte seine Sache so gut, dass er gleich im Folgejahr als Game-Director bei "Prince of Persia: The Sands of Time" ran durfte, das bei Ubisoft Montreal entstand. "The Sands of Time" wurde ein Erfolg - und Patrice Désilets mit dem Next-Gen-Sequel von "Prince of Persia" beauftragt. Geschichts-Fan Désilets stiess bei seinen Recherchen auf den Orden der Hashshashin, die im Nahen Osten des 12. Jahrhunderts ihre Feinde durch akrobatische Meuchelattacken zur Strecke brachten. 2002 hatte Ubisoft das ebenfalls sehr erfolgreiche Stealth-Game "Tom Clancy's Splinter Cell" veröffentlicht - und Désilets hatte die glorreiche Idee, Assassinen-Akrobatik mit Schleicherei zu kombinieren. Statt eines weiteren "Prince of Persia" durfte er nun das neue Franchise "Assassin's Creed" entwickeln - zusammen mit der Open-World-Expertin Jade Raymond.

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