Need for Speed: SHIFT

Vorzeige-Racer oder Grafikblender?

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Wilde Verfolgungsjagden mit Cops oder eine offene Spielwelt sucht man im neuen "Need for Speed" vergebens. Der aktuelle Teil der Serie verabschiedet sich von den gewohnten Spielelementen und kommt nun als astreine Rennsimulation daher. Ob der Imagewechsel geglückt ist, erfahrt ihr hier.

Nach dem letzten Teil der Serie, "NfS: Undercover", der getrost als Totalausfall gewertet werden darf, hat auch bei EA ein Umdenken statt gefunden. Man hat ein neues Entwicklerteam mit der Fortsetzung der Serie betraut und die Jungs von den Slightly Mad Studios haben das ganze Spiel dann auch direkt generalüberholt. So hat man sich von klassischen Elementen wie den Verfolgungsjagden und der offenen Spielwelt verabschiedet und aus dem neuen "NfS" eine Rennsimulation im Stil von "Forza" oder "Gran Turismo" gemacht. Ebenso wurde auf eine pseudo-coole Story und Videos mit zweifelhaftem B-Movie-Charme verzichtet. Anstelle in die Rolle eines harten Jungen von der Strasse zu schlüpfen, darf man diesmal als namenloser Rookie hinter über 65 lizensierten Rennboliden Platz nehmen. Unter den Traumwagen finden sich ebenso erschwingliche Modelle wie das kommende Renault Megane Coupé R.S. wie auch Modelle von Lamborgini oder Lotus, die wohl die meisten niemals in echt über die Strassen bewegen dürfen.

Das Herzstück ist auch im neuen Teil der "Karrieremodus". Hier arbeitet man sich Stück für Stück in den Ranglisten nach oben. Ziel ist dann letztendlich den "Need for Speed Coup" zu gewinnen. Bevor es jedoch losgeht, findet man sich schon kurz nach einem kleinen Intro hinter dem Steuer eines stark motorisierten BMW wieder und darf direkt eine Testrunde drehen. Hier analysiert das Spiel die Fahrweise des Spielers und schlägt dann später dementsprechende Einstellungen vor. So wird z.B. bestimmt welche Fahrhilfen aktiviert werden und wie stark diese eingreifen. Damit wird gewährleistet, dass sich Rennprofis nicht unterfordert fühlen, Neueinsteiger dafür aber nicht im Minutentakt von der Strecke fliegen. Bei deaktivierten Fahrhilfen, wie Traktionskontrolle, Bremsassistent oder eingeblendeter Ideallinie, sind die Rennboliden kaum zu zügeln und verlangen einen feinen Finger an Gas und Bremse. Vor allem die eingeblendete Ideallinie, die sich bei zu hoher Geschwindigkeit Rot und bei idealer Geschwindigkeit Grün färbt, erleichtert den Einstieg ins Spiel ungemein. Neben den Rennen gibt es im Spiel auch noch Drift-Events, in denen man sein Fahrzeug möglichst lange und elegant um Kurven sliden lassen muss.

In allen Events, so auch in Online-Rennen, werden Punkte und Sterne für die Fahrweise des Spielers vergeben. Seltsam ist dabei, dass sowohl korrektes wie auch rüpelhaftes Verhalten auf der Strecke belohnt werden. Für eine sauber gefahrene Kurve erhält man ebenso Sterne, wie für das Anrempeln und von der Strecke drängen von Fahrzeugen. Je mehr Punkte und Sterne, desto mehr Guthaben springt am Ende dabei heraus. Dieses darf man dann in neue Fahrzeuge oder in Tuning-Massnahmen stecken. Zwar ist der Tuning-Teil serientypisch immer noch sehr umfangreich, aber nicht mehr ganz so ausschweifend wie in den Vorgängern. Insgesamt fand ich es benutzerfreundlicher und übersichtlicher, da man direkt angezeigt bekommt, wie sich die Umbaumassnahmen auf das Fahrverhalten auswirken.

Der heimliche Star von "NfS: Shift" ist aber die packende Präsentation, sowie die optische Umsetzung des Rennspektakels. Die Fahrzeuge muten teils beinah fotorealistisch an und wurden akribisch digitalisiert. Ganz grosses Kino bietet dabei die Cockpitperspektive, die insgesamt das intensivste Fahrgefühl vermittelt, und trotz eingeschränkter Rundumsicht sehr gut spielbar ist. Der Innenraum der Autos wurde voll ausmodeliert und bietet Details en masse. Nicht nur die Geschwindigkeit auf den Tachos wird korrekt angezeigt, auch die Hand- und Fussbewegungen beim Bremsen und Schalten tragen zum realistischen Fahrgefühl bei. Details, wie die Kopfbewegungen des Fahrers beim Anfahren, Bremsen und Kurvenfahren, sowie ein Tunnelblick bei hohen Geschwindigkeiten und einer verschwommenen Sicht bei Unfällen machen den Adrenalin fördernden Gesamteindruck perfekt. Selten wurden Rennen so packend auf die Mattscheibe übertragen, wie es hier der Fall ist. Wer davon unbeeindruckt bleibt ist entweder schon tot oder heisst Michael Schuhmacher. In den Aussenansichten, sprich Motorhauben-, Stosstangen- oder Heckperspektive, darf man das gelungene, wenn auch etwas sachte Schadensmodell bewundern, ganz zerlegen kann man sein Auto aber nicht. Die Auswirkungen bei Unfällen sind meist nur optischer Natur, nur im Profimodus, wirken sich Crashs aber auch leicht auf das Fahrverhalten aus.

Auch am Streckenrand und darüber hinaus gibt es viele Details zu entdecken, sofern man bei den teils horrenden Geschwindigkeiten noch Zeit dazu hat. Dank dem gelungenen Einsatz von Lichteffekten wirkt das Ganze richtig rund und schmeichelt dem Auge optisch in jeder Hinsicht.
Lobenswert ist ebenfalls das Verhalten der KI-Fahrer, die nicht nur stur auf der Ideallinie fahren, sondern sich auch mal einen Verbremser leisten oder gar einen folgenschweren Unfall bauen. Je nach Einstellung gehen die Computerkollegen auch rabiat zur Sache und verwickeln einen schon Mal in Positionskämpfe oder schupsen einen in Kurven von der Strecke.
In Sachen Sound leistet sich "Shift" ebenfalls keine Blösse und liefert neben einem gelungene Soundtrack mit einem Mix aus Elektro- und Rockklängen auch authentische Motoren- und Unfallgeräusche. Das Geschwindigkeitsgefühl kommt ebenfalls sehr gut rüber und das Geschehen läuft jederzeit flüssig und butterweich über den Bildschirm. Pop-ups und verzögerter Grafikaufbau gibt es im neuen "NfS" zum Glück auch nicht mehr.

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