SBK X: Superbike World Championship

Und ewig lockt das Kiesbett

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Quizfrage: Was macht der von sich eingenommene Spieltester, wenn er bereits im Hauptmenü zwischen Arcade und Simulation wählen kann? Er lacht sich schlapp über den angebotenen Weicheier-Modus. Schliesslich hat er in seiner Karriere schon ganze Königreiche erobert, die Hölle selber durchschritten und ist mit den schönsten aller schönen Prinzessinnen ins Himmelbett gestiegen. Ein Narr wer glaubt, dass ihm die paar frisierten Zweiräder in „SBK X: Superbike World Championship“ mehr als ein mitleidiges Grinsen entlocken werden.

Masochisten-Party

Doch der geneigte Leser ahnt es schon: Hochmut kommt vor dem Fall. Dem Fall ins Kiesbett, um genau zu sein. Vrööööm, Bäng. Vrööööööm, Bäng. Vrööööööm, Bäng… man weiss es wirklich nicht, auf welcher Masochistenschule die Entwickler von Milestone Schreiben gelernt haben. Aber wer so ein frustrierendes Erlebnis auf die Gamer-Welt loslässt, den hat es arg gebeutelt. Ganz ehrlich: Dieses Spiel auf der Simulations-Stufe „Voll“ ist schwerer als der Elefant, der kürzlich durch Zürich spaziert ist. Einmal kurz am Gas gedreht, und schon geht’s ab in die Horizontale. Kawumm.

Aber gut, bleiben wir fair. Sowas ist kein Bug, sondern ein Feature. Realismus pur halt. Und bitteschön, wenn es da draussen irgendwelche Hardcore-Biker gibt, die nur darauf gewartet haben, um sich gefühlte 100 Stunden in ein Spiel einarbeiten zu müssen, um eine Runde drehen zu können: dann nur zu. Ihr kommt bestimmt nicht zu kurz.
Nun, ist es zu stark, bist du zu schwach, und eben: Zum Glück gibt’s da auch noch die Simulationsstufen "Mittel" und "Niedrig". Wobei wir über die erbärmlichen „Mittel“-Versuche hier schweigen und festhalten, dass in es „Niedrig“ doch einigermassen möglich ist, um den Rundkurs zu kommen. Nicht so schnell wie die unglaublich starken Computergegner, aber immerhin doch so, als dass man ein komplettes Rennwochenende inklusive freiem Training, Qualifikation und natürlich Rennen selber bestreiten kann. Allerdings braucht man auch hier einen langen Atem, insbesondere wenn man sich nicht vom Ingenieur beim Setup helfen lassen will. Dann geht’s ans Tüfteln, und um dieses ausufernde Erlebnis spannend zu finden, muss man schon mindestens mit Zündkerzen statt mit Zehen an den Füssen geboren worden sein. Bitte nicht falsch verstehen: Wer eine ultrarealistische Motorradsimulation sucht, für den ist „SBK X: Superbike World Championship“ der heilige Gral unter den Rennsport-Spielen. Aber als Radfahrer im richtigen Leben muss man hier kapitulieren.

Und so machten wir uns dann halt doch als Arcade-Schlaffi auf die Piste, und siehe da: Plötzlich liessen wir uns Rossi, Valentino Rossi, nennen. So schwer die Simulation ist, so einfach geht’s im Fun-Modus ab. Das Motorrad umschmeissen? Nicht möglich! Bremspunkte? Wurstegal! Ideallinie? Muss man einigermassen treffen, und wenn nicht, ist es auch nicht schlimm! Ja, so macht „SBK X: Superbike World Championship“ tatsächlich einige Stunden Spass, wobei der Tiefgang letztlich fehlt, und die Langeweile früher oder später zwangsläufig durch die Boxengasse humpelt. Ach ja, einen Multiplayer-Modus gibt’s auch noch, aber irgendwie hatte ich auf den nach all den Stürzen keinen Bock mehr. Einen schlechten Eindruck machte er auf den ersten Blick aber nicht.
 

Alles dran, alles dabei

Widmen wir uns da doch lieber den äusseren Werten von „SBK X: Superbike World Championship“ und halten fest: Es ist begeisternd umfassend. Hier gibt es die volle (Lizenz)-Dröhnung mit allen Strecken, Fahrern und Motorrädern. Besser geht’s nicht. Was allerdings nicht für die Grafik gilt, denn die ist eindeutig veraltet. Was allerdings nicht wirklich stört, denn zumindest auf der Arcade-Stufe ist das Geschwindigkeitsgefühl sehr gut. Das wird’s auch in der Simulation sein, nur eben: Ich fuhren nie so lange an einem Stück, als das ich das wirklich hätten feststellen können. Ansonsten ist der Sound gut, die Wettereffekte haben spürbaren Einfluss aufs Geschehen, die Steuerung mit dem Gamepad ist perfekt, und die KI der (zu starken) Gegner ist sehr gut.

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