Majin and the forsaken Kingdom

Du, ich, Freund?

Test Nico Schluchter getestet auf Xbox 360

Dass das Entwicklerstudio Game Republic einzigartige Spiele entwickeln kann, haben sie unlängst mit „Folklore“ bewiesen. Auf eine andere - einzigartige - Weise hat mich auch "Majin and the forsaken Kingdom" von der ersten Spielminute an fasziniert.

**Du gefällst mir!

** Sehr geehrter Majiin, Teotl - oder wie auch immer du genannt werden möchtest.

Wärst du auf Facebook aktiv, hättest du schon längst eine Freundschaftsanfrage von mir erhalten. So schreibe ich dir notgedrungen auf diesem Wege. Du hast es eindrucksvoll geschafft, mir von der ersten Spielminute an ans Herz zu wachsen. Nicht zuletzt weil dein Charakter so überhaupt nicht zu deinem Aussehen passt. Als ich dich nach wenigen Spielminuten das erste Mal sah, hatte ich wegen deiner Grösse Ehrfurcht vor dir. Dabei bist du doch ein ganz zahmes, ja sogar scheues, tollpatschiges, herzergreifendes Wesen. Bloss schade, dass du mir während unseren gemeinsamen 15 Stunden Spielzeit nicht mehr über deine Hintergründe erzählen wolltest.  Warum konntest du mir nicht genauer Auskunft geben, was dich dazu bringt das Böse zu besiegen? Selbiges gilt übrigens auch für deinen netten Freund, den ich spielen durfte, Tepeu. Zudem wirkt er neben dir sehr blass und charakterlos. Du kannst dir deshalb sicherlich vorstellen, dass ich ab und zu lieber dich steuern wollte, anstatt dir dauernd Befehle zu erteilen. Zwar funktioniert dies tadellos und äusserst bequem: Drücke ich den rechten Trigger erscheint ein Pop-Up Menü, über welches ich dir Anweisungen geben kann.

Du bist mir manchmal sehr von Vorteil, weisst du. Durch deine Stärke hilfst du mir beim Lösen der gelegentlichen Rätsel oder vermöbelst die für Tepeu unbesiegbaren Monster. Wobei dein Kollege Tepeu einige in Schleich-Sequenzen auch umlegen kann. Dies macht aber halb so viel Spass. Findest du es nicht auch eigenartig, wenn Gegner Tepeu erblicken, er nur kurz hinter die Wand rennen muss um wieder inkognito zu bleiben.

Gefallen habe ich auch an den zahlreichen Rätseln gefunden, in denen ich Tepeu und dich einsetzen darf. Beispielsweise hilfst du mir elektrische Apparate wieder in Gang zu setzen, hebst für mich verschlossene Türen oder stösst Wände um. Da ich weiss, dass du ein faules Geschöpf bist, tust du mir fast Leid wenn du die zum Teil sehr langen, genialen Rätsel lösen musst. Immerhin wirst du danach von mir mit bewundernden Blicken belohnt. Das dir das gefällt, ist ja offensichtlich!

Alles andere als offensichtlich ist hingegen die Spielwelt in der du dich herumbewegen darfst. Verspürst du nicht auch jedes Mal ein grosses Stück Freiheit? Dass du förmlich dazu gezwungen wirst die Gegend zu erkunden? Ich weiss ja nicht ob du auch andere Videospiele wie „Uncharted“ kennst (wenn nicht solltest du das schleunigst nachholen), der heutigen Zeit kennst, aber wenn du es tun würdest, wäre dir auch sicherlich aufgefallen, dass du in aktuellen Spielen fast per Autopilot durch die Spielwelten geführt wirst! Dieses Stück Freiheit kannte ich sonst nur von Open World-Spielen wie Fallout.  Weisst du was ich dabei schade finde? Eigentlich sind es sogar zwei Sachen.  Zum einen ist es mir unbegreiflich, warum ich nach Abschluss einer Welt stets lästiges Backtracking in Kauf nehmen musst. Weisst du, was ich denke? Die Entwickler nahmen die langen Laufwege in Kauf, damit zu abnehmen kannst. Mach dies ja nicht, mein Freund! Schliesslich gefällst du mir so wie du bist! Zum andern die Tatsache, dass die Räumlichkeiten sehr künstlich aussehen. Geradezu so, als wären sie extra nur für die Lösung der Rätsel gebaut worden. Vom Spielverlauf unabhängige Details habe ich selten erblickt. Dabei wäre es doch auch für dich schön, hättest du mir Flüsse, Bäume oder sonstiges zum Erholen und Spielen!

Wobei diese nicht wirklich schön anzusehen sind. Die Spielwelt ist zwar farbenfroh, aber die Texturen zu verwaschen. Lästiges Kantenflimmern stört doch auch dich beim Fortbewegen, wenn du ehrlich bist! Was dich aber sicherlich noch mehr stört sind deine tierischen Kollegen, Maus, Papagei und Co. Deren Tonlage passt ja gar nicht zu ihrem Wesen. Warum eine depressive Stimmlage zu einem Papagei passen soll, oder eine kindliche Stimme zu einer Maus ist mir unerklärlich und zudem tut es den Ohren arg weh. Da kann ich deinen Erzeuger nur loben. Der hat dir eine sehr herzliche Stimme verpasst. Richtig süss! Und arbeite auch ja nicht an deiner katastrophalen Grammatik, hörst du? Sätze, wie "Ich weg von hier" gehören doch zu dir wie die Faust aufs Auge oder Justin Bieber ins Dschungelcamp. 

Was aber ebenfalls zum  Spiel gehört hätte, wäre ein Kooperationsmodus! Warum haben es die Entwickler bloss versäumt dem Spiel einen solchen zu spendieren. Zwei Spielcharaktere schreien förmlich nach einem Mehrspielermodus. Kannst du dies bitte den Entwicklern mitteilen?

Eine Sache nimmt mich aber persönlich wunder. Vielleicht kannst du mir ja in einem allfälligen Nachfolger, obschon die Prognosen schlecht sind, Antwort geben? Fühlst du dich gefordert? Ich jedenfalls schon! Vor allem bei den epischen Bossfights, in denen ich dich intelligent einsetzen darf. Überhaupt interessiert es mich, wie dir denn dein Auftritt in "Majin and the Forsaken Kingdom" gefallen hat. Mir so gut, dass ich dich bald wieder besuchen komme! Möchte nämlich unbedingt noch ein wenig versteckte Objekte sammeln, die überall in der Spielwelt versteut sind - am liebsten deine Erinnerungsfunken, damit du mir vielleicht wieder ein kleines Stück mehr über dich erzählen kannst. Wir treffen uns in fünf Minuten, okay?

In Liebe,

Dein Nico

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