Allods Online

Russisches Onlinerollenspiel?

Erster Eindruck Guest

Sie sind die ersten Vertreter eines Geschäftsmodells, das in Zukunft wohl einigen Erfolg haben wird. Die free-to-play-MMORPGs. Man könnte sie schon fast als die videospielerische Avantgarde bezeichnen. Einerseits sind Multiplayer- und Koop-Spiele laut EA die zukünftig erfolgreichsten Spielkonzepte, was sich auch im Erfolg der multiplayerlastigen „Call of Duty“-Serie wiederspiegelt. Andererseits wollen auch mehrere Firmen den Weg gehen, ein Spiel zum halben Preis anzubieten, dessen Content man sich aber später dazukaufen kann – das free-to-play-Konzept ist Vorreiter dieser Konsumkultur. Neu dabei: „Allods Online“

Viele Gratis-MMORPGs warten mit nicht gerade kreativem Inhalt auf, fehlende Balance macht das PVP-Erlebnis kaputt und die praktische Absenz von High-Level-Content macht das Spielen auf Dauer öde. „Allods Online“ scheint da eine erfreuliche Ausnahme zu sein. Wir haben das Spiel für euch einen Nachmittag lang angeschaut.

Zuerst einmal fragt man sich: Um was geht es bei „Allods Online“ eigentlich? Zumindest der Spielbeginn lässt mich über die allgemeinen Begebenheiten im Unklaren. Bei einem Blick auf die Homepage wird klar, dass der eins friedliche Planet durch eine Katastrophe ausgelöscht wurde und nun in mehreren Stücken im Astral schwebt. Diese Stücke werden Allods genannt und können mittels Astralschiffen bereist werden. 

Aktuell bekriegt sich das Imperium, ein streng organisiertes, an die Sowjetunion erinnerndes Regime gegen die demokratische Liga. In der Liga kämpfen Kanians, die im Prinzip Menschen sind, zusammen mit den Elfen (die sogar Flügel besitzen) und den Gibberlings, die an Gnome erinnern. Das Besondere an Gibberlings: Man kann keinen Gibberling spielen, sondern gleich drei. Das spielt gameplaytechnisch zwar keine Rolle, ist aber spassig anzusehen. 

Wer sich für das totalitäre Imperium entscheidet, darf mit als Orc, Xadaganian (die ebenfalls quasi menschlich sind) oder als Arisen (okkultistische Wesen) in den Kampf ziehen. 

Der anschliessende Einstieg lässt nichts anbrennen und führt den geneigten Neuling an der Hand durch die ersten (Solo-)Spielabschnitte. Man erhält einen guten Überblick auf die wichtigsten Funktionen, wird mit dem ersten Levelaufstieg vertraut gemacht und bemerkt sogleich, dass das Fertigkeitensystem gar nicht so simpel ist. Wo andere nur mit Stärke, Ausdauer und Geschicklichkeit und so weiter agieren, finden sich bei „Allods“ sogar Glück, Wahrnehmung, Überzeugung und andere Fähgikeiten wieder, die man sonst nur aus P&P-Rollenspielen kennt. Insgesamt gibt es 14 Attribute, auf die Punkte verteilt werden können. 

Die Talentbäume funktionieren nur oberflächlich gleich wie bei anderen MMORPGs. Mit Level 10 erhält man auch Zugang zum Talentgitter. Dort muss man sich gewissermassen seinen Weg zu einem Talent freikaufen, was auch heissen kann, dass man ein leeres Feld kaufen muss, um zu einer bestimmten Fähigkeit zu gelangen. 

Das dürfte besonders den Tüftlern unter euch gefallen.

Bisher existieren übrigens acht Charakterklassen, die jeweils noch ein bis zwei Spezialisierungen beinhalten. Ein Magus (Mage) kann so zum Magier (Magician) oder Erzmagus (Archmage) werden.

Wer es geschafft hat sich zu verskillen, hat grundsätzlich eine Hauptchance. Mit einem Gegenstand, den man relativ spät im Spiel erhält, kann man seine Skillung zurücksetzen. Hat man den verbraucht, kann man natürlich im Auktionshaus danach Ausschau halten aber achtung, für wenig Gold werdet ihr kaum daran kommen. Eine wesentlich einfachere Variante ist einfach, sich im Shop den Gegenstand für reales Geld zu holen. Allgemein gibt es im Shop viele nützliche Dinge. Man braucht keinen davon unbedingt, aber gewisse Items lassen den Spieler doch arg Zeit sparen.

Die Quests sind wiederum relativ gewöhnlich. Hol 12 davon und wenn du schon dabei bist töte 10 davon und bring mir als Beweis ihre Köpfe. MMORPG-Schema halt. Wen das aber bei anderen MMOs nicht vom Spielen abgehalten hat, wird sich auch hier kaum daran stören. Gehört ihr zu den Grindern und Powerlevler unter den MMO-Zockern, werdet ihr enttäuscht sein. Über blosses Monstertöten kriegt man kaum Erfahrung, dafür müssen schon Quests her.

Es gibt aber auch ein Ermüdungssystem. Es gibt ein gewisses Kontigent an Erfahrungspunkten, die doppelt gezählt werden. Das heisst, dass nach ihr nach einer gewissen Weile nur noch die Hälfte der Erfahrungspunkte bekommt. Wer dieses Feature weiterdenkt wird irgendwann bemerken, dass man sich so extrem verrennen kann. Wenn man trotz der wenigen EP einfach weiterspielt sieht man sich irgendwann fehlendem Content für die eigene Levelstufe gegenüber und ist wiederum noch zu schwach um schon weiterzuziehen. Vielspielern wird so ein Riegel vorgeschoben. 

Hat man sich auf Level 40 (die Levelcap) hochgekämpft, was schon seine Zeit in Anspruch nimmt, ist das Spiel aber noch nicht vorbei. Der Highlevel-Content besteht vor allem aus PVP. Zum Beispiel ist es möglich eine Astralschiff zu bauen (sofern ihr in einer Gilde seid) und mit eurer Crew die Welt zu erforschen. Um das Schiff zu steuern braucht es tatsächlich eine ganze Crew. Trefft ihr auf euren Erkundungstouren auf andere Spieler, heisst es Kanonen abfeuern und den Gegner entern.

Wollt ihr aber nicht an PVP-Festivitäten teilnehmen, könnt ihr euch als Nicht-PVPler kennzeichnen und könnt somit nicht angegriffen werden, ausser von Leuten, die ein spezielles Kriegsbanner tragen.

Wo wir gerade beim Kämpfen sind: Grosse Unterschiede zu anderen MMORPGs gibt es kaum. Es gibt lediglich keinen automatischen Angriff, das heisst ihr müsst jeden Angriff selber ausführen, was zu schnelleren und köpfchenlastigern Gefechten führt. 

Optisch erinnert „Allods Online“ extrem an den kostenpflichtigen Konkurrenten „World of Warcraft.“ Das liegt nicht nur an der Farbgestaltung, sondern am allgemeinen Weltendesign. Man ist geneigt zu sagen, dass es fast aussieht wie eine etwas modernere Variante des momentanen Genreprimus, wobei man nicht vergessen sollte, dass sich die Designer auch ein, zwei Scheiben von „Skies of Arcadia“ abgeschnitten haben.

Wie sieht die Zukunft von Allods aus? Das kommt auf die Entwickler an. Bisher kommt man als Normalspieler nämlich auch ohne Realgeld-Investitionen sehr gut zurecht. Nur High-End-Spieler scheinen momentan wirklich Geld zu investieren. Ob sich das auf Zeit lohnen kann, müssen die Entwickler noch abschätzen. 

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