Time Crisis: Razing Storm

Ich krieg' die Krise!

Test Guest getestet auf PlayStation 3

Gehört ihr auch noch zu den Kindern, die damals zusammen mit euren Freunden und viel Kleingeld in der Tasche auf dem Jahrmarkt in die Wägen geschlichen sind, wo man in den neusten Lightgun-Shootern Untote, Terroristen und dergleichen abknallen konnte? Diese Spiele übten damals eine unglaubliche Magie auf uns Kinder aus. Mit dem langsamen Aufkommen der neuen Spielegenerationen verschwanden diese Riesenmaschinen aber von den Jahrmärkten, und mit dem Erscheinen des Highdefinition-Fernsehens auch grösstenteils aus den Wohnzimmern. Mit Move kehrt natürlich plötzlich eine Möglichkeit für eine Runde gepflegtes Lightgun-Shootertum und mit „Time Crisis: Razing Storm“ eine besondere Serie mit einem gewissen Ruf zurück.

Der geneigte Lightgunner hat sich also Move gekauft, hoffentlich einen Pistolenaufsatz und ist bereit mit „Time Crisis: Razing Storm“ zurück in seine Kindheit geballert zu werden.
Auf den ersten Blick wirkt „Razing Storm“ wie ein echtes Schnäppchen, denn es ist ein 3-in-1-Spiel. Das Hauptspiel „Razing Storm“ wird von „Time Crisis 4“ und „Deadstorm Pirates“ flankiert. Doch bevor Railshooter-Fans jetzt in Euphoriestürme ausbrechen: Die beiden „Zusatztitel“ spielen sich allerhöchstens eine Stunde, bis man alles gesehen hat. Gute Schützen haben den Arcademodus beider Titel in etwas mehr als einer halben Stunde durchgespielt. Motivieren könnte hier nur noch die spielhallenmässige Highscorejagd. An dieser Stelle sei erwähnt, dass sich „Time Crisis: Razing Storm“ vor allem für solche empfiehlt.

Wah?! Ne-in! RRRAHH!

Das Herzstück von „Razing Storm“ ist logischerweise auch das gleichnamige Spiel. Ihr habt die Auswahl zwischen dem typischen Railshooter-Arcademodus und einer dem normalen Ego-Shooter nicht unähnlichen Variante. Den Arcademodus habt ihr auch hier schnell durchgespielt, dass euch letztlich vor allem der „Kampagnen“-Modus bleibt, der aber mit zwei Stunden auch sehr kurz bemessen ist. Das ist aber nicht das Hauptproblem der Kampagne.

Die Steuerung sorgt  nämlich für spontane Wutanfälle. Mit dem normalen Controller oder wahlweise einem erstandenen Subcontroller navigiert ihr eure Füsse durch die Levels, während der Move-Controller die Rolle des rechten Analogsticks übernimmt. Dummerweise sieht euer Charakter erst nach rechts, wenn ihr mit dem Fadenkreuz ganz an den Rand des Bildschirms zielt, was zur Folge hat, dass die Beweglichkeit enorm eingeschränkt bleibt. Feine, behände Navigationen sind kaum möglich und solche Versuche enden oft in wilden Hin- und Hergefuchtel. Natürlich gewöhnt man sich nach einer Weile etwas daran, bequem wie mit einem normalen Controller wird es allerdings nie und sorgt für angestrengte Gesichtsausdrücke beim Spielen. Wenige Spieler dürften wirklich die Nerven dazu haben, sich mit dieser Steuerung herumzuschlagen. Die Idee einen Ego-Shooter mit dem Move-Controller zu spielen ist etwa so alt wie die Idee zu Move selbst. Aber auf diese Art und Weise funktioniert das schlicht und einfach nicht.

Ein Lob muss man den Entwicklern und Publishern aber aussprechen: Wenige hätten sich getraut, ein Spiel mit einer derart speziellen und schwierigen Steuerung überhaupt zu veröffentlichen, da Spieler von Ego-Shootern nicht gerade die geduldigsten Naturen sind. Von einer „komplett kaputten“ Steuerung zu reden wäre vielleicht nicht ganz falsch, aber fair wäre es auch nicht. Stellt euch einfach folgende Szene vor: Ihr habt eine Person zu euch eingeladen, die beim besten Willen nichts mit Videospielen anfangen kann. Ihr wollt dieser Person also euer Hobby näherbringen, drückt ihr einen Xbox 360- oder PS3-Controller in die Hand und legt einen Ego-Shooter ein. Solche Erstspieler zeichnen sich vor allem durch wildes Gefuchtel und Orientierungslosigkeit aus. Wir kennen sie ja alle. Etwa so müsst ihr euch das Spielerlebnis von „Razing Storm“ zu Beginn vorstellen. Wer die Nerven dazu hat, diese Steuerung zu meistern – bitte.

Der Schwierigkeitsgrad ist aber nicht wirklich hoch: Die Spitzbuben brüllen euch lieber an und schwingen die Fäuste in die Luft als euch anzugreifen. Ganz wie in der Railshooterversion also.

Im Grunde genommen ist der vermeintliche „Ego-Shooter-Modus“ also nichts weiter als die Railshooterversion ohne Rails. Verwirren? Nein, eher etwas überflüssig.

Story?

Wer jetzt ernsthaft einen Abschnitt über die Story der drei Teile erwartet, kennt sich kaum mit der „Time Crisis“-Serie aus. Diese zeichnete sich nämlich stets durch eine extrem trashige, klischeehafte B-Movie-Story mit viel Overacting aus. Ähnlich wie Filme mit Arnold Schwarzenegger. Das Kultpotenzial dieser Serie wurde abermals ausgenutzt und so gibt es wieder einmal einen Haufen südamerikanischer Terroristen, hochtechnisierte Waffen, Massenvernichtungswaffen, Steroide und Machogehabe, sodass Alice Schwarzer vermutlich aus dem obersten Stock eines beliebigen Gebäude springen würde.
Letztlich geht es bei beiden „Time Crisis“-Titeln um Terroristen und bei „Deadstorm Pirates“ natürlich um einen Schatz, den ihr mithilfe von goldenen Piratenmaschinenpistolen erobern müsst.
Weiter führe ich das nicht aus, das dürft ihr dann selber herausfinden. Ehrlich gesagt gibt’s aber nicht mehr allzu viel zu erfahren. Das ist aber auch nicht wirklich schlimm, aber das wisst ihr ja.

Technischer Flop

Fans der Serie, die auf eine PlayStation-gerechte optische Umsetzung gehofft haben, werden allerdings bitter enttäuscht. Hochauflösende Texturen findet man nirgends, etwas anderes als Klonarmeen stellt sich euch nicht entgegen und eine Atmosphäre wie in „Call of Duty: Black Ops“ darf man auf keinen Fall erwarten. Die einzelnen Levels in allen drei Spielen haben eher Schiessbudenflair als Kriegsatmosphäre. Eine Immersion stellt sicht kaum ein.

Musikalisch wird schnörkelloser Metal bis Hardcore geboten, allerdings die Sorte, die vor allem als Hintergrundmusik zu bezeichnen ist. Gerade in den Arcade-Modi kann das aber sicher einmal fetzen, wenn die Action mal etwas anzieht. Das Voice-Acting kann man aber als gelungen bezeichnen, jedenfalls im Kontext des Gewollten. Überzogen rauchige Stimmen und dumme Sprüche stehen auf dem Programm. Das passt und verleitet ab und zu sogar zum Schmunzeln.

Wer des Englischen nicht mächtig ist, wird sich auf Untertitel verlassen müssen, eine deutsche Sprachausgabe fehlt – zum Glück.

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