Fight Night Champion

Harte Männer mit Herz für Weicheier

Test Reto Vincenz getestet auf Xbox 360

Die "Fight-Night"-Reihe geht in die nächste Runde: Diesmal hat EA Canada der Klopperei den Zusatztitel "Champions" verpasst. Der zielt auf den brandneuen Story-Modus, der den Neulingen zusammen mit einer neuen Steuerung den Einstieg in die Serie erleichtern soll. Eine Rechnung, die aufgeht.

Ganz ehrlich, wie gut muss wohl eine Boxsimulation sein, die mit Blödsinn wie "authentischen, dynamischen Blutspritzern" und "realistische Verletzungen und Deformationen" werben muss? Ziemlich mies müsste man meinen, doch im vorliegenden Fall haben nur die Werbetexter von EA Sports einen an der Birne und nicht die Entwickler. Die haben droben in Kanada nämlich einmal mehr einen hervorragenden Job verrichtet und "Fight Night Champions" zum besten Boxspiel gemacht, dass es für Geld zu kaufen gibt. Was nicht heisst, dass es perfekt ist. Geschmackssache ist das Wort, das den Kern trifft.

Screenshot

Die Einfachheit des Schlagens

Denn "Champions" ist deutlich einfacher als seine Vorgänger. "Schuld" ist in erster Linie die Steuerung, die doch arg Federn gelassen hat. Oder anders gesagt: war die Bedienung des rechten Analogsticks mit halbkreisförmigen Bewegungen in den letzten Ausgaben eine Wissenschaft für sich, sind die nun "geraden" Kommandos deutlich einfacher zu beherrschen. Was wiederum auch bedeutet, dass die Combos viel rascher kommen. Das macht alles schneller, allerdings auch wilder und manchmal "untaktisch". Sprich: es kloppt sich ziemlich chaotisch, was mit Realismus nicht mehr viel zu tun hat.

Schlechter als früher? Ne, eben nicht, Geschmackssache, wie gesagt. Die Profis werden es hassen, alle Grünschnäbel dafür lieben. Auch wenn gerade letztere Kategorie sicher auf die Extraschläge gestanden wäre, die vorher jeder Boxer in seinem individuellen Repertoire gehabt hat. Die wurden wegkastriert, ebenso wie die Haymaker, die man so mühsam aufladen musste. Und so wunderbar befriedigen konnten, wenn man damit getroffen hat. Aber eben: Alles weg, der Einfachheit zuliebe. Noch da ist dafür das Blocken (klar, sonst wärs kein Boxen), allerdings geht das jetzt praktisch automatisch. Das Drücken des rechten Triggers reicht dafür vollkommen. Grossen Einfluss haben dafür weiterhin die individuellen Fähigkeiten der Boxer wie etwa Schlagkraft oder Beweglichkeit. Und auch die Reichweite, sprich die Körpergrösse, macht einen grossen Unterschied. Was dafür fehlt, sind die Minispiele in der Rundenpause. Nun erholen sich die Boxer ganz automatisch und man kann nichts weiter tun, als die Pause abzubrechen und weiter zu kämpfen. Insgesamt ist "Fight Night Champions" im Vergleich zu seinen Vorgängern also ein taktisches Leichtgewicht, auch wenn es logischerweise noch immer ein breites Schlagrepertoire besitzt und man durchaus einige Stunden investieren muss, bis man den Durchblick hat.

Kommentare

Fight Night Champion Artikel