Ryse: Son of Rome

Ausführlich gespielt: Quicktime-Massaker oder Retter der Xbox One?

Vorschau Benjamin Kratsch

„Ryse: Son of Rome“ im Mega-Preview. Ist es ein Quicktime-Massaker oder der Messias der Xbox One? Wie gut ist das Kampfsystem, was können die Kombos und spielt sich das alles wie von alleine oder bringt uns Crytek doch ganz schön ins Schwitzen? Liefern die „Crysis“-Grafikgötter Technik zum Niederknien und starten den Grossangriff auf „Killzone 4“? Und was kann die Geschichte rund um Commodus, Nero und eine britannische Freiheitskämpferin? Nach einem Schwertstreich geht’s weiter. „Ryse: Son of Rome“ – der grosse Hand’s-On-Test.

v. Ryan Southardt / Benjamin K.

„Ryse: Son of Rome“ spielt sich auf Xbox One wie ein Tanz auf Messers Schneide. Wie wir mit Centurio Marius Titus hin und her tippeln, immer mal wieder einen Schritt zurückgehen, zur Seite, dann wieder vorstossen, das hat ein bisschen was von einem Walzer im Blutrausch. Es ist brutal, wenn wir Arme und Beine fliegen lassen, doch „Ryse“ kombiniert auf virtuose Art diese grazile Kampfchoreografie mit einer unbändigen Kraft, die man förmlich am Controller spürt. Wenn das Gladius, Marius Titus mächtiges Langschwert auf den kleinen Schild eines Britanniers einschlägt, dann knickt der förmlich ein, kann seinen Schutz kaum noch halten, öffnet seine Verteidigungsposition zu lange und wir stossen unbarmherzig zu. Ist das hier also das Quicktime-Massaker, von dem alle nach der E3 gesprochen haben? Das anspruchslose Blockbuster-Geschlachte, über das sich die internationale Presse das Maul zerrissen hat? Nope, Fehlalarm – wer anspruchsloses Gekloppe sucht, muss sich bei „God of War: Ascension“ umschauen. „Ryse“ erfindet das Rad allerdings auch nicht neu und bedient sich gerne bei allen Mechaniken, die „Batman: Arkham Asylum/ Arkham City / Arkham Origins“ gross gemacht haben. Warum auch nicht, denn gerade wie die Fledermaus sich gegenüber vielen Gegnern schlägt, das funktioniert auch wunderbar gegen Galier, Bretonen oder Germanen mit Ziegenköpfen auf dem Haupt.

„Ryse“ passt sich dabei generell stark eurem eigenen Kampfstil an: Es kann schnell sein, unfassbar wie mit welcher Geschwindigkeit wir stellenweise Pirouetten drehen, dabei mit dem Schwert Gliedmassen abschneiden, ruck zuck hinter einem Gegner stehen und ehe der sich umdrehen kann ihm unser Gladius durch die Speiseröhre drücken. Aber das Schöne ist: Wir müssen nicht zwingend so viel spielen. Wer auf Kombos setzt, der braucht diese Dynamik, das perfekte Timing. Aber „Ryse: Son of Rome“ variiert seine Geschwindigkeit auch schön. Bei einem Sturmangriff auf York bleiben wir immer wieder stecken, müssen uns gegen einen martialisch anmutenden Hünen um die zwei Meter stellen, der allerdings die gleiche Eleganz im Schwerttanz mitbringt wie unser Centurio. Oder auch jener Kampf gegen dickbäuchige Galier, die aussehen wie eine behaarte Version von Obelix und mehr mit Äxten im Wildschweinformat denn ihren Fäusten kämpften. 


„Ryse: Son of Rome: Crytek kommt um die Xbox One zu retten


Microsoft musste wohl noch nie eine derartig heftige Abwehrschlacht schlagen: Die Medien eröffneten nach der E3 das Feuer und weil Kinect plötzlich als Überwachungsinstrument der NSA (National Security Agency) hochstilisiert wurde, schossen selbst Politiker und Fernsehsender, die sich eigentlich nicht für Spiele interessieren, scharf gegen die Xbox One. Dann kam die Hiobsbotschaft für alle Schweizer, Schweden und zahlreiche andere: Keine Xbox One im November. Die Spieler fühlen sich wie Gamer zweiter Klasse und dann kommt auch noch heraus, das die Xbox One der Playstation 4 zumindest aktuell technisch unterlegen ist. „Battlefield 4“ hat mit kleineren Problemchen zu kämpfen, „Call of Duty: Ghosts“ sieht auf PS4 aber signifikant besser aus, weil es dort in nativem 1080p (Full-HD) läuft, die One aber leider nur mit hochskaliertem 720p (Unsere US-Kollegen nennen es „Das ResolutionGate“). Es scheint als hätte Microsoft den Konsolenkrieg verloren bevor er begonnen hat, doch Redmond war clever genug mit Crytek eines der besten Studios der Welt exklusiv unter Vertrag zu nehmen. Das Team aus London und Frankfurt muss eine schwere Bürde tragen und harte Aufgabe übernehmen: Es ist der einzige exklusive Blockbuster zum Start der Xbox One. Sowohl Epic Games mit „Gears of War 4“ als auch „Halo 5“ von 343 Industries lassen auf sich warten, insofern müssen es „Forza Motorsport 5“ und „Ryse“ reissen – „Dead Rising 3“ erscheint beispielsweise nicht in Deutschland (dafür in der Schweiz, wo es aber wohl wiederum an Xbox Ones mangeln wird). Stellt sich also die Frage: Lohnt sich für „Ryse“ der Kauf der Xbox One? 


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