Gran Turismo 6

Du musst Staub schlucken, bevor der Olymp naht

Test Benjamin Kratsch getestet auf PlayStation 3

„Gran Turismo 6“ im Mega-Test: Was bringt die grosse Kooperation mit Reifenherstellern wie Yokohama für die neue Physikengine? Hat jedes Auto seinen eigenen Charakter, wie es Polyphony Digitals Kazunori Yamauchi immer so schön beteuert? Sind die Konzeptautos alle so geil wie der Mercedes Vision Gran Turismo? Was kann die Karriere, die Physik, die Grafik? Solltet ihr auf „Gran Turismo 7“ für die PS4 Ende 2014 warten oder jetzt zugreifen? Der Test verrät es.


Die Ampel zeigt rot, die Kamera schwingt sich die Startgerade herunter, das blöde Ding zeigt immer noch rot. Nervös spiele ich mit dem Gas. Soeben habe ich einen BMW Z4 freigeschaltet und ihr wollt gar nicht wissen, wie lange das gedauert hat. „Gran Turismo 6“, das ist Arbeit. Doch dazu später, jetzt möchte ich erstmal das neue Gefährt kennenlernen und geniessen: Die Kamera schwebt ein letztes Mal durch die Reihen, fängt die vibrierende Spannung ein.

Grün! Gas kommen lassen, durchdrücken. 
Das ist jetzt keine Ekstase, der Motor schreit nicht seine ganze Kraft hinaus – das hier ist schliesslich ein Roadster mit 200 PS und kein Koenigsegg oder Lamborghini Reventon. Doch vorher hatte ich nur einen Land Rover, dagegen ist der Z4 eine Offenbarung: Er fährt sich nicht wie eine Badewanne, kippt nicht wie ein Laster in die Kurve. Das Baby schnurrt und fährt, legt sich sportlich in die Kurven des australischen Kurses Bathurst und ich geniesse meine neue Errungenschaft sichtlich. Langweilig wird’s aber nie bei den 37 Kursen mit 1000 Streckenlayouts. Jeder hat so seine Tücken, jeder seine Macken: Bathurst, das ist ein gnadenloser Kurs, gelegen in Australien. Ein Höllenritt mit 174 Metern Höhendifferenz und 23 Kurven. Ich sehe die scharfe Rechtskurve, lenke hart links, tippe die Handbremse an. Die Hinterachse schert aus, das linke Hinterrad schleudert über den Bordstein. Jetzt bloss nicht die Nerven verlieren, das Auto nicht ausbrechen lassen. Schnell, aber kontrolliert gegenlenken, den Münchner sichern und gerade stellen. Gerade prescht ein Audi A5 heran, will mich in die Kurve drücken. Ja, auch in der 200 PS-Liga gibt’s harte Positionskämpfe und wird sich nichts geschenkt.

Wie in GTA 5: Wer cheatet, nimmt sich den Spass


Gut eine Stunde gurkt ihr mit einem Honda RS Fit über die Kurse dieser Welt – einem Auto, das sich normalerweise eher in dadurch auszeichnet das noch ein Kindersitz reinpasst denn Fahrspass. „GT6“ bleibt seiner Tradition treu und auch wenn ihr darüber fluchen werdet, so ist es doch die richtige Designentscheidung. Ihr müsst Staub fressen, um dem Olymp näher zu kommen. Ihr müsst euch in Hondas, Fiats und Fords abrackern bevor überhaupt mal die Premium-Liga rund um einen vernünftig motorisierten 3er BMW oder Z4 erreicht wird. „Gran Turismo 6“ ist ein bisschen wie das „Dark Souls 2“ der Renn-Simulationen. Es ist hart sich Siege zu erarbeiten und es dauert lange, doch genau deswegen schmeckt der Triumph auch richtig süss. „GT6“ ist eben kein „Need for Speed: Rivals“, wo ein Porsche 911 GT3 für 120.000 CHF als Anfängerauto belächelt wird. Es kann Tage und Wochen dauern, bis ihr die richtig schnellen Supersportler freischaltet: Lamborghini Aventador? 1,2 Millionen Credits bitte. Ein Blick aufs Konto und der Traum darf noch lange, lange weitergeträumt werden, es sei denn ihr wollt in den Arcade-Modus ausweichen und schon mal Probe fahren. Kann man machen, nimmt einem aber viel Flair. Es ist ein bisschen wie mit „GTA 5“: Theoretisch könnt ihr euch auch dort direkt die Gatling oder den extrem schnellen Supersportler ercheaten, aber dann nehmt ihr euch viel Freude am Spiel.

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