Beyond: Two Souls

Schauspielerei auf Speed, Sexismus in Hollywood?

Interview Benjamin Kratsch

Aber dann hat David Cages Casting-Chefin seinen Agenten angerufen, den ersten Teil des Skripts geschickt und er war baff:
Diese Videospiele können ja genau so viel oder sogar noch mehr als Filme. Das Skript war stark, ich war überrascht wie viel Detailarbeit selbst in Sidekicks, also Nebendarsteller geflossen ist. Davids Casting-Chefin meinte dann so etwas wie: Wir haben keine Sidekicks, das sind alles wichtige Charaktere. Jeder einzelne wird von einem Schauspieler gespielt, 168 brauchen wir. Wäre schön, wenn Sie einer davon wären“.

Doch lassen wir die Darsteller Ellen und Willem doch einfach selbst reden. Und Regisseur/Chefautor/Creative Director/Papa für Alles David Cage kommt auch zu Wort:

Ellen, sprechen wir über Jodie. Bei unserem Gespräch in New York wusste ich wenig über sie, mittlerweile habe ich deutlich mehr Material gesehen, kann den Charakter also besser einstufen. Was für ein Typ ist Jodie Holmes? 



Ellen Page: Klingt jetzt komisch, aber sie wäre eigentlich gerne „The Girl next door“. Sie wäre gerne ein normales Mädchen. Sie ist psychisch schon ziemlich labil, was denke ich aus ihrer Kindheit rührt. Wenn der eigene Vater dich ein Monster schimpft, dann ist das sicher etwas, was einen Menschen für sein Leben prägt. Der Grund warum ich sie spielen wollte liegt eigentlich in dieser Idee sie 15 Jahre ihres Lebens zu begleiten. Sie wünscht sich Liebe, einen Partner, einer der ihr Geborgenheit geben kann. So diese ganz normalen Dinge des Lebens eben. Es fällt ihr schwer anderen Menschen zu vertrauen, weil sie eigentlich immer nur instrumentalisiert wird: Die Leute bei der CIA machen auf good friend, aber eigentlich setzen sie ihr Leben aufs Spiel, zwingen sie Dinge zu tun, die sie nie von sich aus machen würde. Sie ist schon ein bisschen naiv, willigt in viele Dinge ein, bereut sie, macht den gleichen Fehler aber nochmal. Für mich persönlich ist sie ein sehr authentischer Charakter, trotz dieser magischen Aiden-Fähigkeit. Wir haben es wohl alle schon mal erlebt Leuten vertraut zu haben, die eigentlich nur ihren eigenen Vorteil sehen. 



Warum gibt’s solche weiblichen Hauptrollen so selten in Hollywood?

Ellen Page: Hallo täglicher Sexismus. Wusstest du, dass nur 23 Prozent aller Sprechrollen an Frauen vergeben werden? Das ist absurd. Noch absurder ist, wie die meisten Frauenrollen in den grossen Hollywood-Produktionen aussehen: Die liebe Freundin; die dem grossen Superheld die Wunden verbindet; die „love interest“, so nach dem Motto „Jeder Film braucht eine Frau, fünf romantische Minuten müssen wir ja noch irgendwo zwischen die Action quetschen. Das ist traurig. Ich gehöre nicht zu diesen „Alles ist scheisse in Hollywood“-Typen, aber dieses patriarchische Frauenbild passt nicht in unsere Gesellschaft. Zähl einfach mal wie viel Screentime (die Zeit, in der nur der Charakter spricht, ergo im Film im Vordergrund steht) die meisten Frauenrollen haben. Das ist richtig wenig, sie sind eher ein Accessoire des Helden. Wenn sonst nur Roboter rumrennen, muss ja noch ein heisses Chic her – sind Männer echt so not geil? Wäre mir ja als Mann peinlich. 


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