Beyond: Two Souls

Schauspielerei auf Speed, Sexismus in Hollywood?

Interview Benjamin Kratsch

Stichwort Schauspielkunst: Ellen, was kannst du von „Beyond: Two Souls“ mitnehmen?



Ellen: Es ist Schauspielerei auf Speed. Ich habe noch nie in meinem Leben so viel und unterschiedliche Szenen an einem Tag gedreht. Es war das reinste Bootcamp (sie lacht). Ich meine wir drehen normalerweise zwei Minuten, ergo 2-3 Seiten Skript am Tag. Bei David sind es 20 Seiten pro Tag und durch die Flexibilität der Geschichte;  dadurch das du als Spieler entscheidest wie ich mich fühle, muss ich jetzt happy sein; eine Sekunde später tief depressiv und kurz vorm Selbstmord.

Es war tough, sehr tough. Aber ich denke jetzt gibt’s nichts mehr, vor dem ich irgendwie Angst haben müsste in Hollywood, der Spiele- oder TV-Industrie.

Willem Dafoe: Es ist die wohl purste Form von Schauspielerei, die ich seit vielen, vielen Jahren erlebt habe. Im Grunde gibt es nur dich in diesem leeren Raum, vielleicht noch ein paar Holz-Kulissen und zwei, drei Charaktere und die Schauspielerei. Nichts lenkt ab: Kein Beleuchter, kein Kamera-Mann, kein Visagist, keine Set-Konstrukteure. Ein Hollywood-Set ist meist eine Grossbaustelle, bei der an der einen Stelle gedreht wird, während wenige Meter noch an der nächsten Kulisse getüftelt wird.

Hier in Paris war es immer so still, fast schon familiär mit David und einem sehr kleinen Team. Wir waren maximal mit 10 Leuten in diesem Raum und auch wenn er mit 70 Kameras ausgestattet ist, vergisst du die erstaunlich schnell. Während des Drehs bist du natürlich 100 prozentig konzentriert, aber in den Pausen musste ich immer wieder an meine Zeit bei Theatre X in Milwaukee denken. Ich gehörte ja zum ersten Ensemble und wir haben grossartige Stücke aus dem Nichts aufgeführt. Experimentell eben, avantgardistisch – mal mit edlen Sets, mal gebaut aus reiner Fantasie. So ähnlich war auch die Arbeit an „Beyond“. Und ich dachte nur immer: Warum bauen wir in Hollywood für hundert tausende US-Dollar ein Set nur um es zu zerstören, wenn es auch mit ein paar Spanplatten und viel digitaler Nachbearbeitung geht?


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