Wir haben gerade in den Spielszenen erfahren, dass Jodie sich in den FBI-Agent verliebt, der sie eigentlich erbittert gejagt hat. Ist das diese Liebe, die aus Extremsituationen heraus entsteht?
Ellen Page: Haha, das ist süss formuliert (sie lacht). Vielleicht ist es das. Sie beide haben ein extremes Leben, das schweisst sie zusammen. Jodie ist immer auf der Flucht, sie findet zwar hier und da ein paar Freunde, aber sie bleibt an einem Ort nicht lange genug um eine Beziehung einzugehen. Man geht nicht gerade auf ein Date in eine Bar, wenn das FBI mit Suchmannschaften und Helikoptern nach einem fahndet. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber diese Liebe wird auf eine harte Probe gestellt. Genau wie alles in „Beyond“ ist auch diese Beziehung nicht gerade einfach. (Sie grinst geheimnisvoll).
Als du die ersten echten Spielszenen gesehen hast, hast du dich da ausgeliefert gefühlt? Immerhin kann der Spieler in einer Szene entscheiden, ob Jodie mit einem Typ für wenige Dollar Sex hat. ...
Ellen Page: Ich sehe das immer im literarischen Kontext. In dieser einen Situation ist Jodie am Ende: Sie friert, hat nichts zu essen und wenig Hoffnung. Dieser Arsch will das ausnutzen, aber du kannst als Spieler zeigen wer Jodie ist. Es ist dieses „Man kann dir alles nehmen, ausser der Würde und deinen Stolz“-Modell, was auch in Büchern und Hollywood eine grosse Rolle spielt. Ich glaube diese Szenen sind für „Beyond“ wichtig, weil sie zeigen wie authentisch die ganze Situation eigentlich ist. Ich lebe in Los Angeles, hier gibt es unendlich viel Armut auf den Strassen. „Beyond“ ist ein erwachsenes Spiel, was auch vor Tabuthemen nicht zurückschreckt. Als Spieler kannst du diesen Stolz zeigen, du kontrollierst diese Person. Das ist wie Magie, so als würdest du im Kino sitzen und könntest beeinflussen, ob Leo (Anm. d. Red.: Leonardo Di Caprio, Protagonist von Inception) in seine Traumwelt zurückkehrt oder nicht. Games sind eine unglaublich spannende Kunstform. Es ist wie „Inception“, nur dass du das Drehbuch schreibst.