inFamous: Second Son

Gespielt auf der CES: Johnny Knoxville als Iron Man

Vorschau Benjamin Kratsch

„Ich gerate ständig unter Raketenbeschuss. Und sie machen meine Spielsachen kaputt. Gehört zum Berufsrisiko“, erklärte vor ein paar Monaten Robert Downey Jr. seinen Job aus „Iron Man 3“. Ähnliche Probleme hat auch Delsin Rowe: Der Strassen-Picasso und Berufshipster will eigentlich nur Seattle verschönern, doch als die Staatsmacht die Stadt hermetisch abriegelt, muss der Conduit aus „Infamous: Second Son“ auf der Playstation 4 ran: Mit Neon-Sniperschüssen und Rauch-Speed, den er mit einem tiefen Nasenzug aus dem Abgasrohr bezieht. Klingt skurril, sieht super aus und spielt sich fantastisch wie wir im Rahmen der CES 2014 in Las Vegas herausgefunden haben. "Infamous: Second Son" - das Mega-Preview.

v. Benjamin Kratsch / Ryan Southardt
@TheDudelino 

„Infamous: Second Son“ könnte so etwas wie der heilige Gral der „Playstation 4“ werden, zumindest bis irgendwann mal „Uncharted 4“ erscheint. Denn wo uns Guerrilla Games in „Killzone 4: Shadow Fall“ in erster Linie technisch und spielerisch verzauberte, ergibt „Infamous: Second Son“ eine schöne Komposition aus  grafischen Highlights, sehr anspruchsvollem  und taktisch geprägtem Gameplay sowie starken Charakteren. Alleine das sich Sucker Punch für den derzeit besten Schauspieler der Games-Branche – Troy Baker – entschieden hat, zeigt wie ernst es dem Team aus Seattle mit ihrem Reboot ist.

 Baker hat mit „The Last of Us“ (als Joel) und „Bioshock Infinite“ (als Booker de Witt) zwei der narrativ stärksten Titel der gesamten alten Konsolengeneration entscheidend geprägt. Er ist einer, der immer zwischen Selbstreflexion, Nachdenklichkeit und Draufgängertum schwankt, so auch Delsin Rowe, der neue Protagonist aus „Infamous: Second Son“. Und auch wenn „Infamous 2“ euch schon harte Entscheidungen abverlangt hat, arbeitet „Second Son“ sehr viel mehr auf der Charakter-Schiene. In „Infamous 2“ stand New Marais immer etwas zu sehr im Vordergrund. Es ging um das grosse Schicksal, die grosse Schlacht, aber nur selten um den Protagonist und Menschen, die ihm wichtig sind. 
Man kann das ganz schön mit „Der Herr der Ringe“ vergleichen: Tolkiens Bücher sind und Peter Jacksons Filme sind deshalb Weltliteratur geworden, weil sie sich nicht nur auf das grosse ganze, den Krieg Mittelerdes verlassen, sondern jeden einzelnen Charakter sehr feinsinnig beleuchten.

 Ähnlich wird es sich auch in „Infamous 3“ verhalten: Delsin ist der klassische Looser, ein Graffitikünstler ohne Job und gesellschaftliche Akzeptanz. Ganz anders sein Bruder Reggy: Der ist ein hohes Tier beim FBI, steht also für Recht und Ordnung, während Delsin eher gegen den Staat und jegliche Regelungen ist. Eine besondere Brisanz aus der Geschichte ergibt sich daraus, das Delsin nicht nur mehr beiläufig als gross inszeniert erfährt das er ein Conduit ist, sondern auch schnell versteht das er die Kräfte anderer Mutanten für sich selbst nutzen kann – wenn er sie aussaugt und damit ihr Leben riskiert. Das ist eine starke Motivation, mit der Sucker Punch schön spielen kann. Es ist wie die Entscheidung einen guten Kumpel in „The Walking Dead“ über die Klinge springen zu lassen um Clementine zu retten. Und wie die Frage, ob wir in „Dragon Age: Inquisition“ das schutzlose Dorf retten oder uns dafür entscheiden unsere Truppen in die strategisch wichtigere Festung zu beordern – wohlwissend damit das Todesurteil für die Bauern zu unterschreiben. Können wir auf der CES, der Consumer Electronics Show in Las Vegas eine nette Frau namens Abigail Walker töten, weil es uns mächtiger machen und einer guten Sache dienen würde? Diese moralischen Fragen stellt „Infamous: Second Son“ auf genau so brutale und eindringliche Art wie „Infamous 2“.

Kommentare

inFamous: Second Son Artikel