inFamous: Second Son

Mehrere Stunden gespielt: Der Iron-Man-Hipster

Vorschau Benjamin Kratsch

Eine Frage der Moral im Orwell-Universum

Das war's auch schon mit der Verbindung von „Infamous: Second Son“ zu den ersten Teilen der Serie. Denn die Zeit macht einen Sprung von sieben Jahren in die Zukunft. Cole McGarth ist Geschichte. Statt seiner schlüpfen wir in die Haut von Delsin Rowe, einem 24-jährigen Jungspund in enger Hose, dunklem Hoodie, neckischer Jeansweste und lässiger Hippster-Mütze. Ein schon optisch herrlich unverbrauchter Charakter, der sich auch sonst von den Videospiel-Stereotypen abhebt. Denn Delsin ist ein rebellischer Tunichtgut mit ausgeprägtem Ego, der glaubt, im grossen Räderwerk des Schicksals eine ganz wichtige Rolle zu spielen. Doch passt's dazu, dass er durch Zufall seine übernatürlichen Fähigkeiten entdeckt, als ein Sicherheitstransport mit vermeintlichen Bio-Terroristen verunglückt.

Wie er entzückt und verwundert feststellt, kann er sich der Kräfte anderer Conduits bemächtigen und so eine deutlich höhere Bandbreite an coolem Kram anstellen, als sein Vorgänger Cole. Mit einem solchen Moment beginnt auch die spielbare Vorab-Fassung, die im ersten Drittel des Games angesiedelt ist. Heftig stösst in einer Zwischensequenz mit Abigail "Fetch" Walker zusammen, von der er in einem Wirbel aus Funken, Blitzen und leuchtenden Strahlen ihre Kraft, Elektrizität- und Neonlicht zu kontrollieren, erbt. Der rebellischen Aufrührerin mit Kurzhaarschnitt und Army-Jacke, hängt das Tun und Handeln der DUP zum Hals raus. Aber vor allem die Demonstranten der „Life Line“-Organisation hat sie auf dem Kicker, denn die schüren den Hass gegen die Supermenschen – und das mit dem Konterfei von Fetch auf Plakaten und Schildern. Jene Hassprediger sind auch Delsin ein Dorn im Auge. Aber wie schon in den vorherigen „Infamous“-Games, hat der Spieler hin und wieder die Wahl: Gut oder Böse? Chaos oder Ordnung? Wobei in diesem Fall selbst die gute Entscheidung nur irgendwie weniger fies scheint. Denn Delsin kann sich entschliessen: nimmt er Fetch unter seine Fittiche und überzeugt sie, statt der Demonstranten lieber einige Drogendealer am Hafen aufzumischen. Oder begibt er sich auf einen Chaosfeldzug durch die Stadt, um die Protestler zum Schweigen zu bringen?

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