Wolfenstein: The New Order

Nazikalypse Now, Doom-4-Beta inklusive!

Vorschau Benjamin Kratsch

Sonst ist „Wolfenstein“ aber sehr auf seine klassischen Krawall-Shooter-Wurzeln bedacht. Ein festmontiertes Gatling-Gewehr aus der Verankerung heben und damit in einen Bunker latschen und wie von Sinnen, alles umnieten, was sich bewegt, während Betonpfeiler zerbersten, Fässer explodieren, Todesschreie ertönen, Staub, Dreck, Beton und Funken durch die Gegend spreiseln? Klar! Mit zwei Sturmgewehren gleichzeitig im Anschlag auf eine Regime-Horde zu sprinten und dabei Arme, Beine vom Torso und dicke Fleischbrocken aus der Hüftgegend der Soldaten feuern und blutig Köpfe platzen lassen? Zumindest – in der angespielten Fassung – kein Problem! Aber wie in den alten Ego-Shootern hat die Macho-Ballerei auch Folgen. Zwar heilt sich BJ automatisch, wenn er in Deckung ist – aber lediglich bis zur nächsten 20er-Marke seiner Energieleiste. Heisst: hast du 22 von 100 Lebenspunkten, regeneriert BJ nur bis zu den vollen 40. Um den Rest aufzufüllen, bedarf es der klassischen Erste-Hilfe-Kästen. Echt guter Kompromiss! Obendrauf belohnt „Wolfenstein“ die persönliche Spielart des Gamers. Schleicht er viel, schaltet er ganz von selbst Fähigkeiten wie „Messerwerfen“ und „lautloses Sprinten“ frei. Lässt er seine Bleispritzen sprechen, kann er bald schneller Nachladen und findet mehr Munition. Gibt er den Scharfschützen, verursacht er beim Zielen über's Visier mehr Schaden. Freunden der Granate, winkt mehr Schaden bei Feinden und weniger Schaden durch Explosionen BJ selbst. Das ist unaufdringlich und geschieht im Hintergrund.

Wie schon die Vorgänger dreht „Wolfenstein: The New Order“ immer wieder auf und schlägt über die Stränge. Beispielsweise wenn BJ an der Burg auf seine Kameraden trifft und einer von ihnen einen Roboterhund sprengt, indem er dem Metall-Wau-Wau eine Stabgranate wie ein Stöckchen zuwirft. Oder wenn die US-Elitetruppler sich an Seilzügen und unter cooler Techno-Dubstep-Mukke an der Burgmauer hocharbeiten und Schiessbuden-mässig alles abknallen, was sich auf den Fenstern lehnt. Grandios! Dennoch sind Story und Geschehen nicht so tumb und trashig, wie man vermuten mag, sondern könnten manchem Spieler hin und wieder sogar etwas auf den Magen schlagen. In Totenkopfs Forschungslabor hängen Leichen mit gespreizter Rückenhaut an kleinen Haken über OP-Tischen. Nach einem erfolglosen Kampf gegen einige von Totenkopfs Mensch-Maschine-Kreationen muss Blazkowicz hilflos entscheiden, welchen von seinen zwei Mitstreitern der verrückte Nazi-Wissenschaftler die Augen entfernen soll, um sie einem seiner Cyborg-Krieger einzupflanzen. Hart inszeniert – aber passend zu dem, worauf „Wolfenstein“ zusteuert. Denn der zweite Weltkrieg ist lediglich ein Prolog. Blazkowicz schafft es nach dem missglückten Gegenschlag ohne Waffen und Hoffnung aus der Burg des Wahnsinnigen zu fliegen. Endet jedoch jedoch mit einem Schrapnell im Kopf und ins Wachkoma gefallen in einer polnischen Nervenklinik. Jahr um Jahr vergehen, was der Spieler im Zeitraffer und untermalt von BJs Gedanken mitverfolgt.

 

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