Akimbot - Test / Review

Kleine Roboter, grosse Ambitionen

Test Video Joel Kogler getestet auf PC

Die Nostalgie für die Spiele, mit denen wir aufgewachsen sind, ist nicht nur ein Verkaufsargument für Gamer, sondern auch für Entwickler. Entsprechend entwickeln sich die Trends der Indie-Titel mit dem Alter der jungen Devs, die ihre Ideen verwirklichen können. Während wir vor einigen Jahren noch tief in SNES-inspirierten Games mit Pixelgrafik steckten, gibt es jetzt mehr und mehr Werke, die sich am Spiel- und Grafikstil der frühen 2000er orientieren.

Immer mehr Entwickler lassen sich von der Ära der PlayStation 2 inspirieren, so auch Evil Raptor mit seinem neuen Game "Akimbot". Der Platformer erinnert spielerisch, wenngleich nicht grafisch, sehr an den ersten Teil der "Ratchet & Clank"-Reihe und setzt so auf Kindheitsnostalgie der Millennials.

Batteriebetriebene Helden

Die Geschichte ist genretypisch sehr simpel gehalten. Der stoische Held Exe wird vom sehr gesprächigen, aber ansonsten eher hilflosen Shipset aus einem Gefangenentransport befreit. Die ungleichen Helden müssen sich dann zusammen durch Horden von Gangstern und Ganoven ballern, um schliesslich dem Oberschuft Evilware das Handwerk zu legen.

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Diese recht seichte Handlung ist überraschend aufwendig inszeniert - mit regelmässigen Zwischensequenzen und häufigen Dialogen zwischen den beiden Hauptcharakteren. Leider stimmt die Chemie zwischen den beiden Protagonisten überhaupt nicht. Shipset ist als geldgieriger Egoist mit vielen Sprüchen, die an Claptrap aus "Borderlands" erinnern, noch einigermassen lustig. Seine Interaktionen mit Exe fallen aber aufgrund des letzteren völlig flach. Exe ist ein Supersoldat, der alles kann und alles schon gesehen hat und grundsätzlich von allem und jedem genervt ist. Warum er Shipset überhaupt mitnimmt, ist schleierhaft, denn anders als bei der Vorlage "Ratchet & Clank" trägt Shipset nichts zur Lösung der Probleme bei, sondern verursacht vielmehr neue Probleme, die Exe dann lösen muss.

Auch ansonsten schafft es die Handlung trotz guter Präsentation und guter (englischer) Vertonung nicht, wirklich in Erinnerung zu bleiben. Gegen Ende der acht- bis zehnstündigen Kampagne bleibt selbst von den beiden Hauptcharakteren kaum etwas hängen, geschweige denn von den anderen mechanischen Bewohnern der Galaxie, die ihr antrefft.

Nostalgischer Genremix

Spielerisch bleibt "Akimbot" grundsätzlich simpel. Ihr springt und schiesst euch durch eher lineare Levels. Hin und wieder findet ihr abseits des offensichtlichen Weges auch Upgrade-Material für eure Waffen. Der Fokus hier liegt auf einer Mischung aus Sprungpassagen, bei denen ihr mittels Doppelsprungs und Dash bereits direkt zum Spielstart sehr viel Mobilität an den Tag legt. Später gesellen sich auch Wandläufe und ein Enterhaken zu eurem Repertoire, mit dem ihr die verschiedenen Hindernisse umgeht. Diese Jump-'n'-Run-Passagen werden durch Schiesseinlagen mit bis zu vier freischaltbaren Waffen aufgelockert. Zunächst startet Exe mit einem Nahkampfangriff, der schnell durch ein Sturmgewehr ergänzt wird. Danach folgen Scharfschützengewehre und sogar Raketenwerfer. Besonders spassig sind die Spezialwaffen, die ihr nach ausreichend ausgeteiltem Schaden zücken könnt und zwischen den Abschnitten mit gefundenen Ressourcen aufwertet.

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Genau hier zeigt sich "Akimbot" von seiner besten Seite. Wenn ihr von Plattform zu Plattform springt und dabei spielend leicht auch noch Gegner aus dem Weg räumt, geht das Spiel unglaublich flüssig von der Hand. Die Feuergefechte sind dabei durchaus fordernd - nicht weil die künstliche Intelligenz besonders clever ist, sondern weil Exe oft nur sehr wenige Treffer einstecken kann. Dafür gibt es überall Drohnen, die euch beim Abschuss heilen, sodass auch das Heilen im Kampf zur spannenden Herausforderung wird. Weder die Feuergefechte noch die Platforming-Sequenzen sind für sich genommen besonders einfallsreich oder interessant. Wenn das Game aber beides kombiniert, scheint sein volles Potenzial durch.

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Leider wird dieses Potenzial immer wieder durch den Wunsch der Entwickler, das Spielgeschehen aufzulockern, unterbrochen, sei es mit sehr repetitivem Hacking, das Türen und Wege öffnet, oder mit viel zu langen Geschütz- und Fahrzeugpassagen. Nur sehr wenige dieser Actionsequenzen haben uns wirklich überzeugt, und oftmals zogen sie den Spielfluss eines Levels nur unnötig in die Länge.

Deutlich besser steht es um die Gegnervielfalt, die insbesondere dadurch auffällt, dass jeder Widersacher darauf ausgelegt zu sein scheint, mit einer bestimmten Waffe aus Exes Arsenal erledigt zu werden - ganz ohne künstliche elementare Schwächen oder dergleichen. Klar, ihr könnt das ganze Spiel über nur auf euer Sturmgewehr setzen. Wer Kämpfe aber effizient bestreiten will, muss jede Waffe optimal nutzen. Das gilt insbesondere für die Bosskämpfe, bei denen das flüssige Kampf- und Bewegungssystem zur Höchstform aufläuft. Hier müsst ihr geschickt ausweichen und die Schwachpunkte mit den für die Situation passenden Waffen treffen. Wirklich schwer ist "Akimbot" dabei allerdings nie, nicht zuletzt auch dank der grosszügig verteilten Checkpoints.

Schlichte Präsentation, gute Technik

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Wir haben bereits zuvor die gute Vertonung gelobt, und auch bei den Modellen von Exe und Shipset merkt man dem Indie-Titel das kleinere Budget nicht an. Zwar ist die Grafik insgesamt eher simpel gehalten, die Animationen für die Hauptcharaktere und NPCs sind jedoch durchaus gelungen. Lediglich beim Leveldesign selbst leidet die Präsentation etwas. Vor allem, da die Areale zwar oft weitläufig gestaltet sind, sich aber in der Distanz in einem undurchdringbaren Nebel verlaufen. Insbesondere das erste Gebiet zeigt sich hier von der schlechtesten Seite. Später wird das Game nicht nur visuell abwechslungsreicher, sondern die Umgebungen werden anscheinend detaillierter und weniger linear.

Fazit

"Akimbot" ist ein Liebesbrief an die frühen Platformer der PlayStation 2 - das merkt man in jeder Spielminute. Auch wenn das Spiel es nicht schafft, den Charme der vergangenen Zeit komplett einzufangen, bietet es doch genügend spassige Momente. "Akimbot" erfindet das Rad zwar nicht neu, doch das muss es auch nicht, da es in diesem Genre aktuell kaum bis gar keine moderne Konkurrenz gibt. Wir sind auf jeden Fall auf das nächste Projekt des Entwicklers gespannt, denn hier zeigt sich ganz viel Potenzial für einen künftigen Hit.

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