Alan Wake Remastered - Test / Review

So geht Remaster!

Test Video Benjamin Braun getestet auf Xbox Series X/S

Beinahe Current-Gen-Niveau

Die Behauptung, "Alan Wake Remastered" würde den aktuellen Referenztiteln auf PS5 und Xbox Series X ins nichts nachstehen, ginge definitiv zu weit - und das hätte wohl auch niemand ernsthaft erwartet. Was Remedy allerdings liefert, ist einfach nur richtig gut und geht weit über die erheblich höhere Grundauflösung und damit verknüpfte Bildschärfe hinaus. Tatsächlich bleibt kaum eine Textur unangetastet, und die allermeisten wurden absolut Current-Gen-würdig ersetzt. Das ist jeder Baumrinde, jedem Holzzaun, ja sogar jedem Grashalm anzusehen, wobei gerade die Vegetation erheblich detaillierter daherkommt. Hinzu kommt die Erhöhung der Weitsicht, die schon während der Überfahrt mit der Autofähre sehr gut erkennbar wird. Im Hintergrund sind schon aus grosser Entfernung die Gebäude von Bright Falls zu erkennen, im Hintergrund das Bergpanorama, durch das sich die herrlichen Sonnenstrahlen ihren Weg bahnen. Wo auf der Xbox 360 zunächst nur Matsch zu erkennen ist, Häuserkonturen flimmern oder Aufschriften erst kurz vor dem Anleger erkennbar werden, fallen auf der Series X alle genannten Schwächen weg.

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Der Sprung ist jedenfalls gewaltig, nicht nur gemessen am Alter des Originals, zumal die Performance anders als auf der Xbox 360 durchweg absolut stabil bleibt und bei schnelleren Drehungen nicht mit Screen-Tearing nervt. Dieser Sprung ist aber praktisch überall zu erkennen, auch in den Cutscenes, in denen die Gesichter von Alan und den anderen nicht mehr so hölzern, sondern merklich lebensechter wirken. Die ohnehin guten Licht- und Schatteneffekte legten ebenfalls deutlich zu, wobei insbesondere die Kämpfe von der verbesserten Bewegungsunschärfe profitieren. Genau die machte uns die Erstellung von Screenshots schwerer. In der Bewegung allerdings sieht nun ebenfalls alles mehr als nur eine Ecke besser aus. Was ebenfalls realistischer und voluminöser wirkt, sind Nebelschwaden oder auch Partikeleffekte. Beklemmend düster bleibt der Look in den Nachtabschnitten zwar, ausserhalb des Lichtkegels unserer Taschenlampe können wir aber dennoch etwas mehr sehen. Diese gefühlte allgemeine (leichte) Aufhellung dürfte wohl vor allem dem Umstand geschuldet sein, dass man im Original durch besonders wenig Licht noch viele grobe Schwachpunkte kaschieren musste, was nun eben nicht mehr notwendig scheint. Es gibt auch Kleinigkeiten, in denen sich mehr hätte tun können. Alans Sprung- und Kletteranimationen beispielsweise, die selbst für einen Roman-Autor recht ungelenk wirken, oder die schwammige Fahrphysik, die in den seltenen Abschnitten zum Einsatz kommt, in denen ihr euch hinter das Steuer von einem Jeep oder Muscle Car klemmen dürft. Aber das alles stört die Atmosphäre nicht, die unterm Strich in einem angemessenen und durchaus Current-Gen-würdigen Masse steigt.

Fazit

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Die Neuauflage von "Alan Wake" macht exakt das, was wir von einer Remastered-Version erwarten. Ja, bei einzelnen Texturen hätte man die Qualität sicherlich noch ein bisschen stärker verbessern können. Wer kleinlich ist, mag in den einzelnen Sequenzen, in denen man ein Auto steuert, zudem das schwache Fahrmodell kritisieren. Aber "Alan Wake" ist und bleibt einerseits erzählerisch, atmosphärisch und spielerisch ein durchweg einnehmendes Erlebnis. Und andererseits sieht man dem Spiel in nahezu jedem Bereich an, dass Remedy kaum etwas unangetastet liess. Hier sind nicht nur ein paar Texturen und die allgemeine Auflösung besser, denn jede einzelne Pflanze sieht besser aus, Licht-, Schatten- oder Raucheffekte machen einen Satz, der auf gutem Niveau den Sprung um zwei Konsolengenerationen verdeutlicht. Ob man als Kenner des Originals noch mal zugreifen muss, liegt bei euch - wir selbst hatten jedenfalls erneut sehr viel Spass! Wer "Alan Wake" aber noch nicht gespielt haben sollte, dem können wir die Remastered-Version nur wärmstens ans Herz legen, zumal man beinahe davon ausgehen kann, dass die seit vielen Jahren gemutmasste Fortsetzung nun endgültig nur noch eine Frage der Zeit sein dürfte.

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