Shining Girls (Apple TV+) - Special

Apples Eigenproduktion

Artikel Video Steffen Haubner

Der tägliche Kampf mit der Realität

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Kirby und Dan machen sich als ungleiches Paar auf eine Suche, die ihr beider Leben mehr erschüttern wird, als sie ahnen

Erschwert werden die Ermittlungen der beiden durch den Umstand, dass sich Kirbys Wahrnehmung der Realität als äusserst fragil erweist. Jeden Augenblick muss sie damit rechnen, dass ihre Welt völlig auf den Kopf gestellt wird, ihr plötzlich andere Menschen nahestehen, während sie von vermeintlichen Freunden und Kollegen nicht mehr erkannt wird. Ganz ähnlich dem von Guy Pearce gespielten Leonard in Christopher Nolans Karriere-Startrampe "Memento" aus dem Jahr 2000 macht sie sich daher Notizen, um sich besser in ihrem Wirklichkeitswirrwarr zurechtzufinden. Das Vertrauen der Mitmenschen erwirbt man sich so natürlich nicht, zumal Kirbys Theorien über das, was hier eigentlich vorgeht, immer abgefahrener werden. Damit aber genug von der Geschichte, deren eigentlicher Kern ein Gefühl ist, das wir wohl alle nur allzu gut kennen: das Gefühl, im völlig falschen Film gelandet zu sein.

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Der charismatische Harper Curtis spielt sein eigenes Spiel, dessen Regeln nur er durchschaut

Keine Sorge: "Shining Girls" wird nirgendwo so abgedreht wie Amazon Primes "Outer Range", sondern setzt eher auf subtilen Mindfuck und eine vertrackte, aber nachvollziehbare Geschichte. Wie es der Cast bereits vermuten lässt, nimmt sie eine konsequent weibliche Perspektive ein. In "Shining Girls" geht es um die destruktive Macht von Männern über Frauen, die sich das Recht herausnehmen, die totale Kontrolle über Karriere, Privatleben und Selbstbild ihrer weiblichen Opfer auszuüben. Es geht um Missbrauch im übertragenen wie auch im ganz realen Sinne sowie um die grausamen Folgen, die die Überlebenden ein Leben lang begleiten. Das ist der düstere Unterton, der die gesamte Serie begleitet und dem ganz grossen Erfolg möglicherweise im Weg steht. Irgendwo zwischen "Das Schweigen der Lämmer" und "Inception", trifft "Shining Girls" einen Nerv, der bei manchen Zeitgenossen sicher schmerzempfindlicher ist als bei anderen.

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