Shining Girls (Apple TV+) - Special

Apples Eigenproduktion

Artikel Video Steffen Haubner

Alles hängt mit allem zusammen - aber wie?

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Wer zieht die Fäden des Schicksals? Harper sucht nach grösseren Zusammenhängen

Die Untiefe, die jeder und jede Einzelne von uns aushalten muss, ist die Ungewissheit über die Umstände, die das eigene Leben zu dem gemacht haben, was es ist. Dem berühmten Schmetterlingseffekt zufolge hängt alles mit allem zusammen, und niemand kann mit Sicherheit sagen, welcher Schmetterling mit den Flügen geschlagen hat, um dieses Glück oder jenes Unglück zu verursachen. Die Astronomin Jin-Sook (Phillipa Soo), die ebenfalls in das Visier des Killers gerät, formuliert das an einer Stelle so: "No one really knows how we're connected. Take two particles; they could be connected somehow like there's an invisible thread linking them. (…) One impacts the other, even across all of space-time." ("Keiner weiss, wie wir miteinander verbunden sind. Nehmen wir zwei Teilchen: Sie könnten irgendwie miteinander verbunden sein, als gäbe es einen unsichtbaren Faden. (…) Ihre Handlungen sind miteinander verschränkt. Das eine wirkt sich auf das andere aus, sogar über die gesamte Raumzeit hinweg.") Eine der Fragen, die "Shining Girls" aufwirft, ist, ob man die Zusammenhänge tatsächlich immer so genau kennen will. Andererseits: Welche Alternative gäbe es dazu, wenn wir uns selbst verstehen wollen?

Virtueller Cameo-Auftritt einer Legende

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Journalist Dan Velasquez ist für seine kompromisslosen Recherchen bekannt. Leider steht er sich beruflich wie privat meist selbst im Weg

Ein weiterer zentraler Protagonist der Serie ist die Stadt Chicago. Man spürt förmlich, wie der eisige Wind vom Lake Michigan durch die Häuserreihen pfeift, die legendäre Chicago Elevated rattert ohrenbetäubend über die Köpfe hinweg. In kaum einer US-Stadt stehen Geschichte und Gegenwart in Form von futuristischen Skyscrapern so unmittelbar nebeneinander. Im Kontext der Handlung, die "Shining Girls" erzählt, ist die Botschaft klar: Die Vergangenheit ist immer präsent, manchmal sogar so sehr, dass die eine bessere Zukunft versprechenden Glaspaläste wie eine unerreichbare Vision erscheinen.

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So ähnlich sah die Redaktion der legendären Chicago Sun-Times Anfang der 1990er-Jahre aus. Dann kam das Internet

Immer wieder fährt die Kamera durch die Redaktionsräume der Chicago Sun-Times, durch die noch Anfang der 1990er-Jahre mobile Hängeregistraturen geschoben wurden, während auf dem einen oder anderen Schreibtisch schon die grüne Pixelschrift der ersten Computerterminals flimmert. Dies war auch der Arbeitsplatz des 1942 geborenen Roger Ebert, der bis heute als bedeutendster Filmkritiker der USA gilt. Den Streaming-Boom hat der 2013 Verstorbene wohl nur noch am Rande miterlebt. "Shining Girls" hätte ihn aber ziemlich sicher davon überzeugt, dass die Eigenproduktionen von Apple, Netflix und Co längst mit denen der klassischen Filmstudios mithalten können.

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