Discovery Tour: Das antike Griechenland - Special

Spielerische Geschichtslektionen

Artikel Video Achim Fehrenbach

Die Routen selbst sind im wahrsten Sinn des Wortes linear aufgebaut: Wir folgen einer goldenen Linie, die uns durch Tempel, Wohnhäuser und Paläste führt. Allerdings müssen wir nicht folgsam von einer Etappe zur nächsten dackeln, sondern können auch von der vorgegebenen Route abweichen, wenn uns Details am Wegesrand interessieren. Wer sich zu weit von der gerade aktiven Route entfernt, verliert den erzielten Fortschritt - was aber nicht weiter tragisch ist, weil die Touren meist nicht länger als fünf bis zehn Minuten dauern. In "Das antike Griechenland" lässt sich übrigens die Sprache der Synchronstimmen, Untertitel und Menüs frei wählen. Das Spiel muss dafür neu gestartet werden, die Fortschritte bleiben aber natürlich bestehen.

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Immer der goldenen Linie folgen: Die Touren sind übersichtlich aufgebaut

Ausgesprochen erholsam ist, dass wir unterwegs nicht ständig von Feinden oder Raubtieren attackiert werden. So können wir nicht nur die Touren, sondern auch die Landschaft selbst nach Herzenslust geniessen. Das ist ein Feature, das selbst denen gefallen dürfte, die mit Geschichte wenig am Hut haben - wobei "Discovery Tour" alles tut, um uns für die historischen Zusammenhänge zu interessieren. Die Infos sind so kompakt gehalten, dass wir weder in Bleiwüsten verdursten noch beim Zuhören eine Gähnattacke erleiden. Wer will, kann sich bei jeder Tour-Etappe zusätzliche Infos durch Tastendruck dazuholen: Zum Beispiel das Foto einer antiken Zeichnung oder Halskette, womit das Geschilderte noch besser veranschaulicht wird.

Die grösste Herausforderung für die Macher der "Discovery Tour" war, die Unmengen an historischen Fakten sinnvoll zu filtern, die Ubisoft von Geschichtswissenschaftlern geliefert wurde. Das sagt Ubisofts Chefhistoriker Maxime Durand in einem Video-Interview, das wir mit ihm bei der Tour-Präsentation in Berlin führen konnten. Dort konnten wir auch mit der Siegener Historikern Dr. Angela Schwarz sprechen, die seit zwei Jahrzehnten den Zusammenhang von Games und Geschichte erforscht. Ihr Urteil: Die "Discovery Tour" ist gerade deshalb so faszinierend, weil sie freie Interaktion erlaubt - und dabei ihre Inhalte auch noch deutlich imposanter präsentiert, als die meisten bisherigen Geschichtslernspiele.

Sämtliche Touren sind übrigens auf dem YouTube-Kanal von Ubisoft abrufbar.

Für Ubisoft hat die Produktion der "Discovery Tour" gleich mehrere Vorteile. Erstens zeigt der Publisher, dass er deutlich mehr als gewalthaltige Inhalte kann. Zweitens wird die Bekanntheit der Marke "Assassin's Creed" durch die Touren noch mal gesteigert. Drittens honorieren Käufer des Hauptspiels, dass sie einen Gratis-DLC erhalten, und werden so vielleicht an den Wissensbereich "Geschichte" herangeführt. Viertens kann Ubisoft mit der Standalone-Version sogar Geld verdienen. Und fünftens gewinnt der Publisher durch Lehrer, die das Spiel im Unterricht einsetzen, wertvolle Multiplikatoren. Schon jetzt kommt die "Discovery Tour" an einigen deutschsprachigen Schulen zum Einsatz. Die Verbreitung könnte grösser sein, wenn mehr Schulen leistungsfähige PCs hätten, die für das Lernspiel notwendig sind. Mit dem Start des Streaming-Dienstes Google Stadia dürfte sich aber auch dieses Problem erübrigen.

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Zusatz-Infos wie diese hier sind optional abrufbar

Uns hat die "Discovery Tour" ausgesprochen gut gefallen. Unter anderem auch deshalb, weil die Macher stets darauf hinweisen, wenn sie sich historische Freiheiten nehmen und beispielsweise eine Statue im Spiel grösser machen, als sie wirklich war. Grossartig wäre, wenn Ubisoft die Quiz noch ausbauen würde - dann würde das Ganze nämlich noch spannender. Super wäre auch, wenn Ubisoft "Discovery Tours" zu den früheren AC-Spielen bauen könnte. Man darf ja ein bisschen träumen ...

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