Assassin's Creed Shadows - Test / Review

Serien-Offenbarung oder Enttäuschung?

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Auf ein "Assassin's Creed" im Land der aufgehenden Sonne mussten Fans der Reihe lange warten. Mit "Shadows" ist es nun endlich so weit. Die Open-World-Action im feudalen Japan überzeugt dabei nicht nur audiovisuell und spielerisch, sondern bietet auch die beste Story seit der Ezio-Trilogie.

Im Vorfeld wurde viel über "Assassin's Creed Shadows" gesprochen und geschrieben - allerdings mehr mit Blick auf die kriselnde wirtschaftliche Entwicklung des Publishers Ubisoft und auf die Frage, ob das historische Vorbild von Held Yasuke nun ein echter Samurai war oder nicht. Über beides werdet ihr in diesem Test nichts lesen, da weder das eine noch das andere für die Einschätzung von "Assassin's Creed Shadows" relevant ist. Wir widmen uns stattdessen dem Spiel selbst und erläutern euch, warum sich das duale Charaktersystem bewährt und nicht zuletzt, wieso "Shadows" spielerisch, atmosphärisch und erzählerisch zu den bislang besten Teilen der Reihe zählt.

Ungleiches Duo in Zeiten des Umbruchs

Wie ihr sicherlich längst wisst, versetzt euch "Assassin's Creed Shadows" ins Japan des späten 16. Jahrhunderts. Nach dem Zusammenbruch des letzten Shogunats ist das Reich in viele kleine Teile zerfallen, und die neuen lokalen Herrscher versuchen die Macht an sich zu reissen. Einer davon ist Fürst Oda Nobunaga, eine von vielen historischen Persönlichkeiten im Spiel, der den schwarzen Sklaven Yasuke unter seine Fittiche nimmt und zum Samurai ausbilden lässt. Ebenjener Oda Nobunaga ist es auch, der die Provinz Iga überfällt, um die dort ansässigen Shinobi zu vernichten - die Heimat von Naoe, der Heldin von "Assassin's Creed Shadows".

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Assassin's Creed Shadows

Yasuke und Naoe stehen anfangs also keineswegs auf derselben Seite, finden aber, ohne hier weitere Details zu nennen, später doch zusammen. Während sich Yasuke eher auf einer Art Erkenntnisreise befindet, sinnt Naoe vor allem nach Rache. Denn am Rande des Überfalls auf Iga ermorden Maskierte, die Naoe Onryo nennt, ihren Vater. Sie schwört den Shinobi daraufhin, einen nach dem anderen zur Strecke zu bringen. Eine Rolle spielt dabei auch ein gestohlenes Kästchen ihres Vaters, deren Inhalt nicht mal Naoe bekannt ist.

Das klingt zunächst vielleicht nach Schema F. Tatsächlich aber ist gerade die Story eine der grössten Stärken des Spiels. Denn während ihr jeweils herausfindet, wer unter den Masken der Mörder steckt, ergeben sich immer wieder überraschende Wendungen und gerade auch daraus eine Spannung, die Open-World-Titel sonst eher selten erreichen.

Gelungene Erzählstruktur

Die Zugkraft der Story ist auch der allgemein gelungenen Erzählstruktur geschuldet, die euch zwar viele Freiheiten lässt, aber zumindest eine grobe Reihenfolge vorschreibt, in der ihr sukzessiv die Onryo konfrontieren dürft. Clever eingebunden sind zudem spielbare Rückblenden, in denen ihr wichtige Stationen von Naoes Ausbildung zur Shinobi bzw. Yasukes Aufstieg vom Sklaven zum Samurai nacherlebt. Das ist wirklich stark gemacht und sorgt bei beiden dafür, dass wir uns mit jedem von ihnen identifizieren können.

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Assassin's Creed Shadows

Einnehmend ist die Handlung nicht zuletzt auch, da Entwickler Ubisoft Quebec den Schauplatz und kulturelle Gepflogenheiten sehr authentisch einfängt. So nehmt ihr mit Naoe etwa auch mal an einem Tee-Empfang teil und lernt zunächst, wie ihr euch verbeugen oder die Tasse in Abhängigkeit zu eurer Position zum Gastgeber drehen müsst. Rituale an Schreinen, Beten, Reinigen, Spenden und so weiter spielen ebenfalls eine Rolle und geben einen Einblick in die den meisten von uns völlig fremde Kultur Japans. Was uns obendrein sehr gut gefällt, sind die oft philosophischen Anflüge in den Dialogen mit den Gesprächspartnern, von denen so manche auf historischen Persönlichkeiten basieren. Keine Sorge, die Entwickler tragen dabei nie zu dick auf, doch wie hier die Weisheit und auch die Weltsicht der gebildeten Krieger und Fürsten vermittelt wird, gibt dem Game einen zusätzlichen atmosphärischen Push.

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