Atomic Heart - Test / Review

Roboterrevolution im Vaterland

Test Video Joel Kogler getestet auf Xbox Series X/S

Ganze fünf Jahre ist es her, dass Entwickler Mundfish sein Spiel "Atomic Heart" angekündigt hat. Immer wieder gab es Trailer und Techdemos, die sehr vielversprechend aussahen und bei diversen Spielern und Journalisten Vergleiche mit allen möglichen Titeln nach sich zogen. "BioShock", "S.T.A.L.K.E.R." und "Half-Life" sind dabei nur die Spitze des Eisbergs.

Das heisst natürlich auch, dass "Atomic Heart" eine sehr hohe Erwartungshaltung aufgebaut hat - insbesondere wenn man bedenkt, dass die Entwickler noch kein fertiges Spiel publiziert haben, sondern ihr vorheriges Projekt frühzeitig beendeten, um sich ganz auf "Atomic Heart" zu fokussieren. Kann der Shooter dem Hype gerecht werden?

Die Welt ist rot

In der alternativen Zeitlinie von "Atomic Heart" steht die Sowjetunion im Zentrum der Welt. Nachdem ein Forscher namens Dr. Sechenov in den 1930ern ein programmierbares Material namens Polymer erfindet, startet ein nicht enden wollendes Zeitalter der Technologie. Die Robotik macht gewaltige Schritte, und bald werden körperliche Arbeiten ausschliesslich von Maschinen getätigt. Sie sind mit einem neuralen Link namens "Kollektiv" miteinander verbunden und können so jederzeit miteinander kommunizieren. Zur Zeit des Spiels soll der nächste grosse Schritt, das Kollektiv 2.0, folgen. Die Menschen sollen ebenfalls mental an das Netzwerk angeschlossen werden und so die Maschinen mit ihren Gedanken steuern können.

Screenshot

"Atomic Heart" wäre aber nicht Science-Fiction, wenn die Fusion von Menschen und Maschinen nicht in tödlichem Chaos enden würde. Angeblich wurden die Maschinen von einem Saboteur umprogrammiert, der sich jetzt in die Forschungseinrichtung 3826 geflüchtet hat. Eure Aufgabe als Spieler ist es, in der Rolle des russischen Spezialagenten Sergei Nechaev in die von Amok laufenden Robotern überrannte Forschungseinrichtung einzudringen und herauszufinden, was wirklich hinter dem Chaos steckt.

Während das Setting von "Atomic Heart", besonders durch das fantastische Design der Retro-Sci-Fi Welt, optisch heraussticht, bleibt die Geschichte in den ersten Spielstunden erstaunlich träge. Der Hauptcharakter hat einen Polymer-Handschuh mit einem künstlichen Bewusstsein, der einerseits als Werkzeug und andererseits als Begleiter dient. Ein Grossteil der Handlung wird über Dialoge zwischen dem Protagonisten und dem Handschuh erzählt. Zwar findet ihr auch immer wieder Audio-Logs und andere Aufzeichnungen, sie dienen aber eher dazu, die vielseitigen Anwendungen von Polymer in den Fokus zu rücken.

Screenshot

Leider fällt die Immersion genau deswegen über kurz oder lang auseinander. Zu Beginn erfahren wir, dass Polymer für das Netzwerk aus künstlichen Intelligenzen benutzt wird. Damit können wir uns noch abfinden, ist ja schliesslich Science-Fiction. Doch dann wird absehbar alles, wirklich alles mit Polymer erklärt. Wir schwimmen durch Polymer, wir bauen Waffen aus Polymer, unser Rucksack hat unendlich Stauraum dank Polymer, und selbst limitiertes Zeitreisen funktioniert damit. So sehr wir das Setting anfangs gefeiert haben, so lächerlich wurde es irgendwann, wenn Charaktere buchstäbliche Magie immer wieder mit dem einfachen Wort Polymer unter den Teppich kehren. Das Vorbild "BioShock" hatte mit den Plasmiden eine ähnliche Situation, das Ganze aber etwas besser erklärt und vor allem nicht so omnipräsent in jedem Story-Dialog erwähnt.

Zusammen mit dem recht unsympathischen Hauptcharakter und einer zu Beginn sehr langsamen Story, die zwar sehr vielversprechend anfängt, dann aber den Faden verliert, kann die Geschichte von "Atomic Heart" nicht mit dem sehr interessanten und visuell ansprechenden Setting mithalten.

Kommentare

Atomic Heart Artikel