Bad North - Test

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Zwischen Langeweile und Frustration

In den ersten Spielminuten überzeugt "Bad North" auf ganzer Linie, das Konzept ist leicht verständlich und die Kämpfe machen Spass. Die kurzen, aber intensiven Matches eignen sich insbesondere für Spieler, die nicht gleich mehrere Stunden in ein Spiel investieren möchten. Auf lange Zeit, fällt "Bad North" jedoch komplett auseinander. Selbst nach mehreren Spielstunden (in einem Durchgang) ändert sich lediglich die Anzahl und Verteidigung der gegnerischen Truppen. Bessere Einheiten halten zwar mehr aus, spielen sich aber trotzdem wie ihre ursprünglichste Form. Spätere Schlachten können erstaunlich unfair werden, da oft nicht klar ist, warum unsere Truppen nicht angreifen, oder warum sie trotz Vorteil einen Kampf verlieren. Kombiniert mit dem eingangs erwähnten Rogue-Like-Schema, ist das fatal. Mehrere Stunden Spiel können durch die Willkür des Spiels zunichtegemacht werden und Spielstände gibt es nicht. Sterben wir komplett, so startet das Spiel von vorne, mit den noch langweiligeren Grundeinheiten. Etwas freigeschaltet haben wir mit unserer investierten Zeit nicht.

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Die Kampagne wird daher zur reinen Gedulds-, Nerven- und Glücksprobe, auch wenn unsere Erfahrung von Durchgang zu Durchgang ansteigt. Während "Bad North" es schafft, die erste Reise spannend zu gestalten, gelingt es nicht, zur Rückkehr anzuregen. Die Strategie ist zu seicht und spätere Kämpfe sind oftmals Trial and Error, bei dem ein Fehler mit einem kompletten Neustart des Spiels bestraft wird.

Alles andere als logisch

Optisch ist "Bad North" durchaus ansprechend. Die charmante Polygon-Optik verleiht dem Ganzen ein Miniatur-Gefühl. Unterstützt wird das von den ebenfalls sehr vereinfachten Vertonungen von Truppen und Gegnern, die jeweils einen einzelnen Laut von sich geben. Die einfache Bedienung und die Benutzeroberfläche erwecken den Eindruck, dass das Spiel für Mobile entwickelt wurde (obwohl ein solcher Release noch aussteht). Die einfachen Insel-Elemente sorgen aber auch für einige Probleme. Oft ist nicht ganz klar, wo unsere Truppen eine Klippe hochkönnen und wo nicht, oder welchen Weg sie zu einem angegebenen Punkt nehmen werden. In späteren Schlachten führt genau diese Unklarheit zum Untergang unseres Reiches. Ähnliches gilt für die Weltkarte, bei der wir unser nächstes Ziel auswählen. Da das Spiel auf eine Erklärung verzichtet, bleiben aber einige Optionen völlig schleierhaft. Etwa warum wir mit mehreren Verbänden verschiedene Inseln pro "Zug" angreifen würden, oder warum wir eine Insel angreifen, die wir bereits besucht haben. Ganz nebenbei stellt sich rein logisch die Frage, warum wir uns auf einer Karte bewegen, aber immer in verteidigender Position sind.

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Schlimmstes Vergehen ist das Upgrade-System, denn auch dazu wird vom Spiel überhaupt nichts erklärt. Zunächst erhalten wir schlichtweg Münzen, ohne genau zu wissen wofür diese gut sind. An sich ist das ja interessant, dem Spieler die Möglichkeit zu geben, selber herauszufinden, wie das Spiel funktioniert. Wenn aber das Menü selbst zum Rätsel wird, haben die Entwickler versagt. Online scheitern viele Spieler daran, ihre Truppen aufzuwerten, da die Truppenverwaltung nicht offen zugänglich ist. Die Entwickler erwarten, dass man auf der Weltkarte die unterste Mission auswählt und dann noch einmal nach unten drückt, um auf einen anderen Bildschirm zu kommen. Einen Indikator für diese Möglichkeit gibt es nicht.

Fazit

In vielerlei Hinsicht fühlt sich "Bad North" wie die Alpha-Version eines richtig guten Spiels an. In der Praxis fehlt es aber an fast allem. Die Menüs sind unübersichtlich und verwirrend, der Schwierigkeitsgrad schwankt zwischen Monotonie und Zufall und die Spieltiefe beschränkt sich auf Schere-Stein-Papier. Auch zum niedrigen Preis schafft es "Bad North" nicht, mich zu überzeugen. Ich hatte zwar mehrere Stunden lang Spass, doch als ich gemerkt habe, dass das Spiel erwartet, diese ersten Stunden wieder und wieder zu durchleben, habe ich meine Reisepläne in den Norden an den Nagel gehängt.

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