Anime-Line-up von Bandai Namco - Feature

Von Captain Tsubasa bis Sword Art Online

Vorschau Video Benjamin Braun

One Punch Man: A Hero Nobody Knows

"One Punch Man" darf man getrost als reine Erfolgsgeschichte bezeichnen! Im Juli 2009 feierte die Reihe als Webcomic ihr Debüt, etwas mehr als drei Jahre später startete die erste Staffel der Anime-Serie, die man heute vollständig lokalisiert auf Netflix anschauen kann. Während Fans auf die zweite Staffel der TV-Serie noch etwas warten müssen, dürfen sie sich ab dem 28. Februar bereits ins dazugehörige Spiel stürzen. In "One Punch Man: A Hero Nobody Knows" werdet ihr selbstredend auf Saitama und etliche weitere Helden der Vorlage treffen. Im auf den Storymodus fokussierten Abenteuer, das in den Kämpfen auf mehr oder weniger typische Mechaniken von Fighting-Games wie "Dead or Alive" oder "Soul Calibur" setzt, müsst ihr euch aber als neuer Held etablieren. Eure wahlweise männliche oder weibliche Figur erstellt ihr selbst in einem üppigen Editor, wo ihr nicht nur Gesicht und Statur nach Belieben gestaltet, sondern auch allerlei witzige Gimmicks am Körper aktiviert.

Screenshot

Die sich zunehmend öffnende, urban geprägte Spielwelt durchstreift ihr zu Fuss, legt euch mit fiesen Flirtmonstern an, die hübsche Frauen belästigen, oder erfüllt auch mal kleinere Lieferaufträge, um euren Rang zu steigern - oder besser gesagt eure Ränge. Denn neben der allgemeinen Heldenstufe wechselt ihr munter zwischen vier Kampftypen, die ihr einzeln aufwertet, und investiert Lernpunkte in Trefferpunkte oder Stärke, um irgendwann vielleicht in die Riege der A-Klasse-Helden aufzusteigen. Der Standard-Kampftyp ist dabei so etwas wie ein Allrounder, während die Kraftvariante auf den Faustkampf und der Psi-Typ auf Angriffe aus grösserer Entfernung ausgelegt ist. Darüber hinaus gibt es den Waffen-Typ, wobei ihr euren Widersachern vornehmlich mit stumpfen Objekten wie Baseballschlägern die Fressleiste poliert.

Die Prügeleien finden in 3D-Arenen statt, wobei ihr den Gegner nicht aktiv umkreist. Stattdessen erfolgt die Kameradrehung, wenn euer Widersacher die Position wechselt. Leichte und schwere Attacken, konzentrierte Hiebe, Sprungangriffe oder aktive Blocks, die euch bei perfektem Timing automatisch in den Rücken des Gegners bringen, zählen zu den Grundlagen. Hinzu kommen Spurts und Dashes für schnelle Vorstösse und zum Ausweichen. Ist eure Spezialleiste ausreichend aufgeladen, könnt ihr zudem verschiedene Specials zünden, die sogenannten Todesstösse. Die müssen aber nicht zwingend aktiv sein, sondern können auch einen temporären Buff erzeugen, euch stärker oder zäher machen. Die Vielfalt ist jedoch, abhängig vom gesteuerten Helden, erheblich grösser, als unsere Beschreibung andeutet. Direkt in die Kämpfe eingewoben wird oft eine Art Tag-Team-System, bei dem ihr aktiv zwischen eurem erstellten und den aus der Serie bekannten Helden wechselt. Dazu zählt unter anderem der "Mumen Rider", der Feder-Moustache oder der vermeintlich greise Silver Fang. Hinzu kommen Zufalls-Events, wobei auch vom Feind auflesbare Sammelkisten vom Himmel fallen, die Boni auf Angriffskraft und Co geben oder bei denen für beide Kämpfer schädliche Meteoriten vom Himmel fallen.

Screenshot

Bahnbrechend präzise fällt die Steuerung im Kampf nicht aus. Tatsächlich fühlt sie sich bisweilen recht hakelig an. Da Kombobrecher offenbar nur indirekt durch das Herbeirufen eines anderen Helden möglich sind, der je nach Position des Gegners oft sein Ziel verfehlt, sind wir immer wieder längeren Angriffsketten praktisch schutzlos ausgeliefert. Grundsätzlich aber funktioniert das Kampfsystem und entschädigt mit seinen spektakulären, teils witzigen Moves und Specials für den unerfreulichen Mangel an Präzision. Was da teils an bescheuerten Sprüchen in der vorgeschalteten Comicsequenz vom Stapel gelassen werden, dürfte selbst den stursten Kellerlacher vor aller Augen zum Schmunzeln bringen.

Der Fokus von "One Punch Man" liegt klar auf dem Storymodus, der clever bekannte Charaktere wie den Atomic Samurai, Mosquito Girl, Melzargard oder eben Saitama selbst einwebt und (zwischenzeitlich) spielbar macht, obwohl wir eigentlich die Geschicke unseres eigenen Helden leiten. Von Stinger lassen wir uns etwa in einem zu diesem Zeitpunkt wohl unmöglich gewinnbaren Kampf zu Boden schicken, damit sein Publikum die erhoffte Kampfshow geboten kriegt. Da wir durch diesen und andere Aufträge in der Welt unseren Ruf etwa bei den Tanktop-Kämpfern erhöhen, wähnen wir uns genau dort, wo man es in einer Spielumsetzung zum Anime erwartet: mittendrin im Geschehen, umringt von etablierten Helden und Schurken.

Es gibt im Spiel zwar so etwas wie einen Arcade-Modus, der auch online funktioniert. Ihn könnt ihr aber, wenigstens in unserer Version, nur innerhalb der Kampagne ansteuern. Dort habt ihr Zugriff auf 27 Helden plus die von euch erstellte Figur. Generell gibt es aber keinen Eins-gegen-eins-Modus. Ihr wählt stets ein Trio für den Kampf und wechselt währenddessen zwischen den Dreien hin und her. Nun, sofern ihr auch die anfangs gesperrten Helden im Storymodus freigeschaltet habt und mit einer besonderen Einschränkung. Während Hauptheld Saitama in seiner Pyjama-tragenden Traumversion auch als erster oder zweiter Recke anwählbar ist, darf der "echte" One Punch Man lediglich als dritter Kämpfer gewählt werden - ins Geschehen greift er zudem erst ein, wenn die beiden anderen ausgeknockt wurden.

Die Begegnungen mit Helfern und Gegenspielern im Storymodus machen jedenfalls viel Spass und transportieren ziemlich gut den verrückten Humor der Vorlage. Einen Wermutstropfen gibt es dabei aber: Sprachausgabe auf Englisch und Japanisch ist nur in kleinen Teilen im Spiel vorhanden. Bei der Erkundung der Welt und den Dialogen mit anderen Helden oder sonstigen Nicht-Spieler-Charakteren gibt es diese lediglich in Textform. Der Atmosphäre schadet das unseren bisherigen Eindrücken nach aber nur geringfügig. Generell mag "One Punch Man: A Hero Noboby Knows" für Freunde von Fighting-Games trotz des Storymodus mit zunehmend offener Spielwelt nur in Ansätzen verlockend sein. Insbesondere Fans der Vorlage scheinen jedoch Ende Februar auf ihre Kosten zu kommen.

Einschätzung: Gut
Plattformen: PC, PS4, Xbox One
Release: 28. Februar 2020

"One Punch Man: A Hero Nobody Knows" bei World of Games vorbestellen

Kommentare

Bandai Namco Artikel