Battlefield 4

Schweiz-exklusiver Mega-Test: Mitreissend und wunderschön

Test Benjamin Kratsch getestet auf PlayStation 4

Schön wie das menschelt: Einfach mal Tempo drosseln

DICE versteht wie man Spannung aufbaut, dann aber auch mal wieder Tempo rausnimmt, den Spieler durchatmen und die Atmosphäre einsaugen lässt. Das haben sie „Call of Duty“ voraus, wo gefühlt in jeder Sekunde etwas explodieren muss. Und es ist ein wichtiger Kniff um dir das schöne Gefühl zu geben etwas sinnvolles zu tun. Wo die Konkurrenz dich einfach in ein Szenario reinschmeisst und ballern lässt bis die Lunte glüht, stellt „Battlefield 4“ jede einzelne Location in der Regel recht ausführlich vor. Du läuft beispielsweise minutenlang über die USS Valkyrie, was Irish, Pac und die anderen als ihr zu Hause betrachten.

Es klingt nach einer Kleinigkeit, aber wenn du zufällig bei einem Meeting der Ingenieure zuschaust und sie ein bisschen kennenlernst, willst du im späteren Verlauf – ohne hier zu heftig spoilern zu wollen – auch ihre Ärsche retten, wenn die Valkyrie durch gewisse Events kampfunfähig und geentert wird. Gleiches gilt für einen Folterknast der Chinesen hoch oben im Himalaya: Es ist das letzte Loch der Erde, irgendwo in den verschneiten Bergen. Wie soll man hier wieder rauskommen? Witzig an der Idee mit der Bergfestung: Alles wirkt zunächst ziemlich normal, wie ein Hochsicherheitsgefängnis eben. Erst später merkst du, dass du mit Dima auf einem Hochplateau zig tausend Meter über dem Meeresspiegel festsetzt. Achso und Dima könntest du als russischen Spetsnaz aus „Battlefield 3“ kennen. Da war doch was: Paris, schmutzige Bomben, Russen und Amerikaner. Klingelt’s? 
Insgesamt war die Charakterzeichnung in den "Bad Company"-Teilen aber deutlich stärker. DICE sollte sich überlegen entweder "Battlefield: Bad Company 3" zu forcieren (woran die Schweden bereits arbeiten) oder die Autoren dieser Serie ins "Battlefield 5"-Boot zu holen, denn das wurde unlängst von Executive Producer Patrick Bach enthüllt. 

Ein Hauch Open World, eine Prise Taktik-Shooter


VIPs eskortieren, Panzer flambieren, Kopfschüsse mit einem Scharfschützengewehr verteilen, Kampfhubschrauber mit Stinger-Raketenwerfer aus den Wolken blasen, Minen legen, ballern, ballern und nochmals ballern – alles drin, alles dran, das meiste davon Standard, aber spassig umgesetzt. Deutlich spannender ist allerdings wie wie DICE Merhspielerelemente aus dem Vorgänger für die Kampagne adaptiert. „Battlefield 4“ mutiert dabei nicht zur Sandbox, nicht zur offenen Welt wie ein „Far Cry 3“, aber es wechseln sich deutlich spürbar klassische Adrenalin-getriebene Hollywood-Momente mit weitläufigen Levelarealen ab. Wenn ganze Flugzeugträger auseinanderbrechen, Kampfbomber übers Deck rutschen und halb China sich auf der USS Titan versammelt, kann man durchaus von Levelschlauch reden: Es gibt hier mal eine Treppe oder dort mal ein paar Gaskanister oder auch Halteseile aus Stahl, die du durchschiessen kannst um F35 Kampfjets loszumachen, die dann der Schwerkraft sei dank chinesische Elitesoldaten überrollen. Doch so richtig taktisch ist das nicht, es ist mehr Gimmick denn Gameplay-Feature. Immer wieder öffnet sich aber auch die Levelstruktur. So fühlt sich der Vorplatz einer gewaltigen Baustelle mit unfertigen Wolkenkratzern in Baku sehr weitläufig, ja beinahe schon wie ein Ausschnitt einer Mehrspieler-Karte an.

Die Möglichkeiten sind schier unerschöpflich: Mit dem ganzen Squad auf Sturmangriff umschalten? Klar, warum nicht, die Gegner sind zwar zahlenmässig immer weit überlegen, arbeiten aber auch mehr nach dem Ameisenschwarm-Prinzip: Wenig Köpfchen, viel Mannstärke. Spassiger ist es aber mit Flankenmanövern zu arbeiten. So ein richtiger Taktik-Shooter ist „BF4“ natürlich nicht, es gibt nur rudimentäre Befehle, aber sie sorgen dafür das unsere Jungs den Feind unter Druck und am Boden halten, damit du klammheimlich über die Flanke kommen kannst. Das wiederum geht im Stealth-Modus wie der gute alte Snake in „Metal Gear Solid 5“, indem wir einigen vereinzelten Wachposten auflauern, kurz den Stick des PS4-Pads streicheln und ihm das Messer spüren lassen. Oder mit klassischen Kopfschüssen. Oder wahlweise auch mit höherem Krawall-Faktor: SPAS-12-Schrotflinte auspacken, anvisieren, abdrücken und die Kugel bahnt sich ihren Weg durch morsches Holz in die Körper der russischen Einheiten.

Butter bei die Fische: Was kann Next-Gen und was bringt es spielerisch? 
Wir sollten uns keinen Illusionen hingegeben: Die PS4-Version (über Xbox-One dürfen wir aus Embargo-technischen Gründen noch nicht reden, die ist aber mehr oder minder gleich auf mit der Playstation 4) liegt technisch schon noch ein ganzes Stück hinter der PC-Fassung. Zumindest wenn man einen Rechenknecht unter dem Tisch stehen hat, der gut und gerne 2000 CHF kostet. 


Unser Testsystem in Stockholm sah übrigens so aus:



AMD FX-8350
Asus Sabertooth 990FX Rev. 2.0
8 GByte DDR3-1833-CL 10
2x Radeon 7990 im Crossfire-Verbund



Auf so einem Ultra-Highend-Rechner sieht „Battlefield 4“ gnadenlos gut aus: Texturen so scharf, man möchte die Holzwand vor sich am liebsten mit den eigenen Händen einreissen. Das Lichtspiel ist fantastisch, wie die HDR-Sonne blendet oder sich die orange-gelbe Aura über einem Dschungel entfaltet – einfach klasse. Explosionen sind nochmal deutlich voluminöser als im dritten Teil, Raucheffekte wirken edler und umherfliegende Trümmer reflektieren in der Sonne. Die Schatten sind beeindruckend, etwa wenn der Heli die Wand vor dir durchlöchert und so langsam immer mehr Lichtstrahlen in den recht dunklen Raum gelangen. Interessant auch wie realistisch sich die grossen Planen an den Wolkenkratzern  bei unterschiedlichen Windverhältnissen bewegen. Beim lauen Lüftchen zu Beginn flattern sie kaum, sobald der Sturm aufzieht zerrt die Kraft der Natur heftig an den Textilien.

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