Vor mehr als zehn Jahren erstmals für 3DS veröffentlicht, bringt Square Enix zum Launch der Switch 2 ein HD-Remaster von "Bravely Default". Die inhaltlichen und spielerischen Stärken und Schwächen bleiben dabei weitgehend erhalten. Ob das vor allem visuell gepimpte JRPG die Anschaffung wert und sogar für Kenner des Originals interessant ist, verrät unser Test.
Vor einigen Jahren sang Tim Bendzko "Nur noch kurz die Welt retten". Nicht nur, weil der Song bereits im Jahr 2011 erschien, hat er damit gewiss nicht "Bravely Default" gemeint. Denn Luxendarc, die Fantasy-Welt des JRPGs, vor dem Untergang zu bewahren, ist eine Aufgabe, die euch selbst ohne die zahlreichen Nebenquests und optionalen Bosse locker 50 Stunden beschäftigen wird. Nun erscheint der ehemals für 3DS entwickelte Rollenspiel-Brocken für Switch 2. Wir sind mit dem Heldenquartett Tiz Arrior, Agnès Oblige, Edea Lee und Ringabel auf Nintendos neuer Spielekonsole losgezogen und haben herausgefunden, ob das relativ kostengünstige Abenteuer sein Geld wert ist.
Nur noch kurz die Welt retten
"Bravely Default", das in der Remastered-Fassung für Switch 2 nun auch bei uns den ehemals nur in Japan verwendeten Untertitel "Flying Fairy" trägt, versetzt euch in die Fantasy-Welt Luxendarc. Die gerät zu Beginn aus den Fugen, nachdem die vier Elementar-Kristalle und damit die Welt von der Dunkelheit verschlungen werden. Im Rahmen dessen wird auch Norende, das Heimatdorf von Tiz, zerstört. Er ist einer der vier Helden des JRPGs, die folglich versuchen, die vier Kristalle wiederherzustellen.

Zum Quartett, das bereits im mit gut drei bis vier Stunden nicht gerade kurzen Prolog komplett versammelt ist, zählt neben Tiz auch Agnés, die eine Art Beschützerin der Kristalle darstellt. Hinzu kommen der an Amnesie leidende Womanizer Ringabel (ja, der heisst wirklich so), dessen rätselhaftes Tagebuch offenbar die Zukunft voraussagt, und die junge Kriegerin Edea. Letztere soll der gegnerischen Fraktion, die die Wiederherstellung der Kristalle vereiteln will, ursprünglich dabei helfen, Agnés gefangen zu nehmen, verbündet sich aber stattdessen mit ihr und Tiz - wobei trotz des gemeinsamen Ziels Streitigkeiten zwischen den Vieren nicht ausbleiben.
Tapfer oder zurückhaltend?
Spielerisch ist "Bravely Default: Flying Fairy" auch auf Switch 2 ein ziemlich klassisches JPRG mit rundenbasierten Kämpfen. Ihr habt also alle Zeit der Welt, eure Nahkampfangriffe, Magie oder auch Verbrauchsobjekte auszuwählen, um die Monster in der Wildnis oder einen der unzähligen Bosse zur Strecke zu bringen. Die wichtigste Besonderheit steckt schon im Namen. Zum Einsatz kommt nämlich das Bravely-Default-System, das es euch ermöglicht, innerhalb einer Runde bis zu vier Aktionen pro Charakter auszuführen.

Das System ähnelt dem aus "Octopath Traveler", wobei es in "Bravely Default" eben aus dem Jahr 2012 stammt und damit natürlich älter ist. Jedenfalls könnt ihr im Spiel per Brave-Befehl bis zu vier Aktionen in einer Runde ausführen und dabei sozusagen auch künftige Aktionspunkte verbrauchen. Das bedeutet aber eben, dass ihr dann womöglich mehrere Runden warten müsst, bevor ihr wieder am Zug seid, und die Angriffe eurer Gegner wehrlos über euch ergehen lassen müsst. Ihr könnt per Default-Befehl jedoch auch eine Abwehrhaltung einnehmen, womit ihr erheblich weniger Schaden erleidet und gleichzeitig euer Aktionspunkte-Konto sukzessiv aufstocken könnt, was eben in "Octopath Traveler" der Fall ist. Die Aktionspunkte könnt ihr dann später für die Brave-Befehle nutzen, ohne im Minus zu landen und eine oder mehrere Runden aussetzen zu müssen. Oder einfacher gesagt: Die Möglichkeit behalten, noch frühzeitig reagieren zu können.

Allein diese taktische Komponente wertet insbesondere die Kämpfe gegen die Bosse deutlich auf. Der richtige Umgang mit dem Bravely-Default-System ist zumindest gegen sie eindeutig ein wichtiger Schlüssel zum Sieg. In den Zufallskämpfen gegen schwächlichere Gegner ermöglicht es euch später zudem relativ leicht, die Auseinandersetzung schon in Runde 1 für euch zu entscheiden - womöglich ohne auch nur einen feindlichen Treffer zu überstehen. Dafür müsst ihr dann allerdings natürlich auch auf die jeweiligen Schwächen achten und darauf, mit einem geeigneten Team loszuziehen.