Super Neptunia RPG - Test / Review

2D besser als 3D?

Test Video Giuseppe Spinella getestet auf PlayStation 4

Die schönste Neptunia aller Zeiten

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Als 2D-Spiel verfügt "Super Neptunia" über eine ganz andere Grafik als die bisherigen Teile. Die Hintergründe wirken handgezeichnet und sind wahrlich ein Spektakel. Wunderschöne Gegenden, die alle äusserst bunt und detailreich sind. Auch die Charakter- und Gegnermodelle überzeugen durch eine grosse Detailliebe und ansprechende Animationen. So gut hat ein Titel der Reihe bisher noch nie ausgesehen. Die Musik und die englische Tonspur stehen dem übrigens in nichts nach. Sowohl die Dungeons als auch die verschiedenen Städte werden von atmosphärischen Melodien begleitet, die an epische RPGs der 1990er-Jahre erinnern. Die englischen Stimmen – vor allem die von Neptunia – passen perfekt und erwecken die Charaktere zum Leben. Selbst wenn die eigentlichen Story-Dialoge etwas dürftig sind, werden sie dank der Performance der Synchronsprecher aufgewertet.

Kampfsystem und Menüs: amateurhaft

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Nun kommen wir zum grössten Kritikpunkt am ganzen Spiel: das Kampfsystem. Das Konzept dahinter klingt eigentlich super: Wie in "Valkyrie Profile" steuern wir bis zu vier Heldinnen gleichzeitig, sie bilden also eine Formation. Je nach Tastendruck greifen wir mit der einen oder anderen Kämpferin an, sobald sich die Aktionsleiste gefüllt hat. Die Kampfformation lässt sich während des Gefechtes wechseln: "Strike" fokussiert sich auf physische Angriffe, "Magic" auf Zaubersprüche, "Heal" auf Heilungszauber usw. Das Ganze erinnert auch an das Paradigmensystem aus "Final Fantasy XIII". Neue Fertigkeiten erlernen wir, indem wir bestimmte Waffen oder Accessoires ausrüsten und durch Kämpfe genügend Skillpoints sammeln. Dieses sehr gelungene Ability-System hat sich "Super Neptunia RPG" von "Final Fantasy IX" abgeguckt.

Doch obwohl alle Ideen hinter dem Kampfsystem von zahlreichen guten Spielen stammen, wurden sie einfach nur schlecht umgesetzt. Das Aneinanderreihen von Angriffen ist sehr klobig. Die Ladezeiten der Aktionsleiste entpuppen sich als inkonsistent. Manchmal können wir sofort mehrere Angriffe zeitgleich ausführen, obwohl die Aktionsleiste dies eigentlich nicht erlaubt. Wenn wir die Schwachpunkte der Gegner treffen, füllt sich die Leiste so schnell, dass wir ununterbrochen angreifen können. Dann werden unsere Attacken bloss von jenen der Gegner aufgehalten. Das ganze System von taktischem Abwarten und gezieltem Angreifen fällt zusammen. Das Bilden von Kombos fühlt sich etwas zufällig an, da unsere Befehle nicht immer sofort ausgeführt werden. Lange Kampfanimationen halten die Ladezeit unserer Aktionsleiste nicht auf. Dadurch können wir nach einer lange andauernden animierten Attacke direkt die nächste ansetzen. Die ganze Finesse aus dem Kampfsystem von "Valkyrie Profile" sucht man hier vergebens. Zudem wird man hin und wieder von Glitches geplagt, die einen Kampf unnötig in die Länge ziehen oder fast verunmöglichen. Ein weiterer Leidenspunkt sind die Menüs: Aus unerklärlichen Gründen zeigt uns das Spiel bei einem Stufenaufstieg nicht automatisch an, wie sich unsere Statuswerte verbessert haben. Auch nach dem Lösen einer Nebenmission zeigt uns kein Fenster an, welche Belohnungen wir erhalten haben. Um dies zu sehen, müssen wir zum Quest-Menü und die einzelne Mission in der immer länger werdenden Liste suchen. Nicht mal beim Erlernen einer Fähigkeit erhalten wir eine Benachrichtigung. Als Spieler muss man immer wieder in verschiedene Menüs tauchen, um sehr wichtige Elemente zu kontrollieren. Wie diese Mängel bei "Super Neptunia RPG" übersehen werden konnten, ist uns ein Rätsel. Selbst uralte 2D-Spiele ersparten dem Spieler viel Zeit, indem sie relevante Infos stets via Pop-up-Bildschirmtext aufzeigten.

Fazit

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"Super Neptunia RPG" ist ein wunderschön aussehendes Rollenspiel, das durch Humor und packende Musik punktet. Das Erlebnis wird jedoch sehr stark vom amateurhaften Kampfsystem und von den Menüs getrübt. Das Kampfsystem ist zu klobig und erlaubt keine grossen taktischen Überlegungen. Obwohl es hervorragende Ideen aus "Valkyrie Profile" und "Final Fantasy XIII" übernimmt, führt es sie schlecht aus. Wahrlich eine verpasste Chance! Fans von "Hyperdimension Neptunia" werden dennoch ihre Freude haben, ein weiteres Abenteuer mit Neptunia, Noire und Co zu erleben. Wer hingegen noch keine emotionale Bindung zur Serie spürt, hat es sicherlich schwerer, die Mängel zu übersehen.

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