Bygone Dreams - Test / Review

High-Fantasy-Soulslike mit Charme

Test Video larissa.baiter getestet auf PC

Am 20. Juni 2025 erschien "Bygone Dreams" auf Steam. Das fantasievolle Abenteuer stammt aus dem Hause Prime Time, einem Entwicklerstudio aus Sarajevo, das neben Videospielen auch Filme produziert. Dass hier Herzblut in dem Projekt steckt, merkt man ab den ersten Spielminuten.

Leider wurde aber vermutlich am Gametesting gespart, denn neben schönen Grafiken bringt "Bygone Dreams" einige Bugs mit sich.

Klassische Heldenreise

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Die Traumwelt Lume ist von einem Albtraum bedroht, als die göttliche Allmutter verschwindet. Sie hinterlässt Wa die Aufgabe, die Wächter zu vereinen und die Traumwelt zu retten. An Was Seite, die Verkörperung des Lebensbaums, die Was linken Arm ersetzt und gelegentlich mit ihm spricht. Leider geben weder er noch sonst etwas in Lumes Welt wirkliche Hinweise darauf, wo Wa denn überhaupt hinsoll. Es ist keine Karte, kein Hilfemenü vorhanden, und so bleibt Wa nichts anderes übrig, als mal loszustolpern und zu schauen, was ihn hinter den nächsten Türen und Toren erwartet.

Lineares Leveldesign, das doch nicht so ganz linear ist

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Gewisse Pfade auf Was Weg sind versperrt oder müssen erst durch Rätsel gelöst und freigespielt werden. Doof nur, dass andere Wege nicht versperrt sind und Wa relativ früh in ein viel zu schweres Areal stolpern kann, nur um dort grausam von einfachen Mobs geschlachtet zu werden. Dass sich gewisse Rätsel nicht abbrechen lassen, wenn Wa sich einmal an ihnen versucht, erhöht weiter das Frustniveau. So ist der Anfang von "Bygone Dreams" wirklich holprig und schwer. Die Mobs sind zwar noch einfach, doch der erste Boss ist schon herausfordernd, und ohne je erklärt zu bekommen, wie die Steuerung genau funktioniert, umso härter.

Für die Geschichte lohnt es sich, den Frust zu überwinden

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Wa begegnet auf seiner Reise den unterschiedlichen Wächtern, die alle ihre eigene Geschichte mitbringen. Diese Storys erinnern an alte Märchen, erzählen von Freundschaft, Neid, Ehrgeiz und Kummer. Alle Wächter zu vereinen, ist definitiv keine leichte Aufgabe, vor allem da die Wächter vom Albtraum selbst infiziert wurden und erst durch einen epischen Kampf wieder zur Besinnung kommen und sich Was Vorhaben anschliessen. Dabei sind die teilweise vertonten Zwischensequenzen wunderbar animiert und wecken Emotionen beim Schauen. Auch die Musik macht Spass, passt zu den unterschiedlichen Levels, wird nicht langweilig und geht von rockig bis hin zu schaurig schön - passend zu den jeweiligen Umgebungen.

Viele Stunden Spielspass, aber auch einige Bugs

Lume ist verwinkelt und grösser, als der erste Anschein es vermuten lässt. Sobald man sich damit abgefunden hat, dass es keine Karte gibt, und man sich die Orientierungspunkte selber zusammensuchen und merken muss, kann das Entdecken sogar Spass machen. Die unterschiedlichen Gebiete haben alle ihren eigenen Flair und sind recht originell gehalten. Klar gibt es gewisse Anlehnungen oder Inspirationen, doch es wirkt neu interpretiert und nicht abgekupfert von einem anderen Spiel oder Film bzw. einer anderen Geschichte. Laut Entwicklerstudio sind vor allem Elemente aus der slawischen Mythologie und bosnischen Folklore eingeflossen.

Leider wird der Spielspass durch die etwas hakelige Steuerung sowie diverse Spielabstürze und nervige Bugs gemindert. So steckt Wa öfter mal zwischen unsichtbaren Wänden fest, und da er nicht springen, sondern nur rollen kann, ist es oftmals nicht möglich, ihn zu befreien. Die einzige Lösung bleibt, ins Hauptmenü zurückzukehren und den angefangenen Level von vorn zu beginnen. Die Spielabstürze kommen vor allem beim Betreten eines neuen Abschnitts oder Levels vor. Da ist es zum Glück nicht ganz so schlimm.

Vorgegebene Speicherpunkte, Gegenstände und Haustiere

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"Bygone Dreams" lässt sich nur an speziellen Orten zwischenspeichern, und so müssen gewisse Abschnitte immer und immer wieder abgelaufen und wiederholt werden, falls Wa auf seiner Mission stirbt. Er erholt sich auch nicht von selbst, wenn er Schaden erleidet, nur an den eben erwähnten Speicherpunkten lässt sich seine Lebensleiste wieder auffüllen - oder über Heiltränke, die jedoch recht rar sind. Die Heiltränke können in Truhen gefunden, sehr selten von Gegnern fallen gelassen und erst nach den ersten paar Levels bei einem Händler gekauft werden. Neben Heiltränken gibt es noch Manatränke und allerlei Kräuter und Tinkturen, die entweder ausgeteilten Schaden zeitweise erhöhen oder erlittenen Schaden entsprechend vermindern. Ein besonderes Highlight sind die Haustiere, die bei einigen Wächtern oder Händlern gekauft werden können. Sie sind zwar für nichts nütze, aber kreativ und bringen das Sammlerherz zum Schlagen.

Fordernde Bosskämpfe und heroischer Modus

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Die Bosskämpfe sind abwechslungsreich gestaltet und beruhen darauf, dass die Angriffsbewegungen und -abfolgen auswendig gelernt und mit Gegenangriffen zur passenden Zeit gekontert werden. Es gilt, die Lücke zu finden, in der Wa sich den Bossen nähern kann, um ein paar Schläge auszuteilen und danach schnell wieder in Sicherheit zu rollen und den vernichtenden Angriffen auszuweichen. Im normalen Modus behält man die gesammelten Gegenstände, wenn Wa im Bosskampf stirbt, und kann es einfach erneut versuchen. Wem das zu einfach ist, der kann sich am heroischen Modus versuchen: Hier steigt die Schwierigkeit der Bosskämpfe signifikant an, und es sind zusätzliche Bosse vorhanden, die es nur in diesem Spielmodus zu entdecken gibt.

Fazit

Ehrlich gesagt hätte ich "Bygone Dreams" nach den ersten zwei Spielstunden am liebsten weggelegt und einen halbherzigen Test auf Basis des Pressematerials und der Erfahrung aus den ersten zwei Stunden Spielzeit geschrieben. Doch die Geschichte rund um Wa liess mich doch nicht ganz los, und so habe ich es am Wochenende noch mal angepackt und weitergespielt. Ich wählte von Anfang an den normalen Modus und nicht den heroischen, trotzdem fand ich die ersten Mobs und Bosse schwierig. Mit etwas Geduld und Übung bin ich dann aber tatsächlich weitergekommen - nur um dann mit einem Spielabsturz bestraft zu werden. Frustrierend! Immerhin war der Abschnitt, den ich erneut spielen musste, nicht so lang. Da durfte ich zuvor wesentlich längere Routen ablaufen, weil ich mich ohne Karte im Spiel des Öfteren verlief.

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Musik, Grafik und Storyline sind die Gründe, warum ich "Bygone Dreams" doch wieder in die Hand genommen habe. Ich hoffe, die Entwickler arbeiten an den Spielabstürzen und an den Bugs, die Wa nicht mehr weiterlaufen lassen, weil er sich in einer unsichtbaren Wand verfangen hat. Denn die Story ist wirklich cool gemacht, mir gefallen die Einflüsse aus den slawischen Mythologien und aus bosnischer Folklore. Die Musik ist mitreissend, passend und zieht einen in Lumes Welt hinein. Die Grafik ist bis auf kleinere Bugs wirklich toll umgesetzt. Den Umfang, gerade auch mit den vertonten Zwischensequenzen, der Musik, der grossen Welt, den individuellen Bosskämpfen und der originellen Geschichte, sehe ich definitiv nicht als selbstverständlich für ein Indie-Game in der Preiskategorie. Da kann man über die Anfangsschwierigkeiten und Bugs noch eher hinwegsehen, auch wenn ich mir hier ein besseres Testing gewünscht hätte.

Den heroischen Modus habe ich nur kurz ausprobiert und dann schnell wieder liegen gelassen. Dafür spiele ich einfach zu wenig Soulslike-Titel, und mein Skilllevel wird im normalen Modus schon ausgereizt. Ich kann mir jedoch vorstellen, dass dieser Modus für erfahrenere Spieler sehr spannend sein kann, vor allem da dort diverse Achievements warten.

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